Vandalismus, getarnt als pubertärer Humor, im Wissenschaftspark: Unbekannte haben das Straßenschild der Ursula-Flick-Straße an der Ecke zur Albert-Einstein-Straße mit weißer Farbe beschmiert. Aus Ursula Flick wurde somit Ursula Fick. Wer war Flick eigentlich und warum hat man eine Straße in Osnabrück nach ihr benannt?
Die 1924 in Osnabrück geborene und 2006 in Celle verstorbene Flick war CDU-Politikerin und wurde am 23. April 1985 zur Oberbürgermeisterin gewählt – damals noch eine ehrenamtliche Tätigkeit. Sie war damit das erste weibliche Stadtoberhaupt der Friedensstadt. Ihr Amtsantritt kam überraschend, da ihr Vorgänger, CDU-Kollege Carl Möller, nach einer Trunkenheitsfahrt zurücktreten musste. Gemeinsam mit dem hauptamtlichen Verwaltungschef Dierk Meyer-Pries bildete sie damals eine Doppelspitze im Rathaus.
Bau des Klinikums war eines ihrer wichtigsten Projekte
Während ihrer sechsjährigen Amtszeit leitete Ursula Flick eines der wichtigsten Projekte in der Stadtentwicklung: den Bau des Klinikums auf dem Finkenhügel, den sie bis zur Einweihung im Jahr 1991 verfolgte. Darüber hinaus konnte sie die von ihrem Vorgänger initiierte Freundschaft zur Hansestadt Greifswald in eine deutsch-deutsche Städtepartnerschaft überführen. Außerdem etablierte sie die Partnerschaften mit Twer (Russland), die aktuell aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ruht, und mit Evansville (USA).
Große Akzeptanz in der von Männern dominierten Politik
Ursula Flick wurde als warmherzig, charmant und bürgernah beschrieben, ihr Arbeitsstil soll zielorientiert, pragmatisch und kompromissfähig gewesen sein. Aufgrund ihres ausgeprägten Selbstbewusstseins verschaffte sie sich in ihrer Rolle als weibliches Stadtoberhaut, was damals noch als Besonderheit galt, eine große Akzeptanz in der von Männern dominierten Politik.
Ursula Flick hatte während des Krieges als Krankenschwester gedient, studierte Germanistik und Geschichte und war von 1950 bis 1955 Büroleiterin des damaligen Bundestagsabgeordneten und späteren Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger in Bonn. Sie gehörte von 1968 bis 1991 dem Rat der Stadt Osnabrück und von 1967 bis 1986 dem Niedersächsischen Landtag an. Im Jahr 1998 wurde ihr die Möser-Medaille von der Stadt Osnabrück verliehen. Darüber hinaus erhielt sie unter anderem das Verdienstkreuz Erster Klasse des Niedersächsischen Verdienstordens und das Bundesverdienstkreuz.