Nach zwei Jahrzehnten herausragender Arbeit tritt Michael Dreyer von seiner Position als Programmleiter des Morgenland Festivals Osnabrück zurück. Dreyer, der das Festival 2005 ins Leben rief, hat maßgeblich zur internationalen Anerkennung und Gestaltung des Festivals beigetragen.
Das Morgenland Festival Osnabrück, das sich der Musik aus Westasien widmet, hat seit seiner Gründung über 200 Produktionen hervorgebracht. Von traditionellen Klängen bis zu avantgardistischen Kompositionen, das Festival hat die Musikkultur der Levante bis nach Nordwestchina in die internationale Wahrnehmung gerückt. Projekte wie Kinan Azmehs „Songs for Days to Come„, das erste abendfüllende Musiktheater in arabischer Sprache, und Kooperationen mit renommierten Klangkörpern und Institutionen, darunter die Hamburger Elbphilharmonie und die Berliner Staatsoper Unter den Linden, haben das Festival in der Musikwelt etabliert.
Dreyer selbst hat spektakuläre Projekte auf den Weg gebracht, wie die Premiere der Bach’schen Johannes-Passion im Iran oder die Auftritte des Tehran Symphony Orchestra. Zudem hat das Festival durch Satelliten-Events im Irak, Libanon, Syrien und Kasachstan sowie durch digitale Konzertmitschnitte eine Reichweite von etwa 30 Millionen Menschen erreicht.
Lange vor aktuellen Debatten hat das Morgenland Festival die Musik Westasiens von der Schublade „Weltmusik“ befreit und als eigenständige, bedeutende Kunstform etabliert. Viele internationale Karrieren nahmen hier ihren Anfang. Dreyer betont: „Das Morgenland Festival Osnabrück war für mich immer so etwas wie zwei Wochen Utopia. Ich könnte es nicht in bessere Hände geben als in die von Kinan Azmeh und Shabnam Parvaresh.“
Kinan Azmeh, ein in Damaskus geborener Klarinettist, wird die Festivaledition 2025 kuratieren. Azmeh, der an der Juilliard School in New York studierte, ist Gründungsmitglied der Morgenland Allstar-Band und hat weltweit Anerkennung gefunden. Zu seinen Projekten gehören Kompositionsaufträge von den New Yorker Philharmonikern und Auftritte mit renommierten Musikern wie Yo-Yo Ma.
Von 2026 bis 2028 übernimmt die Klarinettistin und Kuratorin Shabnam Parvaresh die Künstlerische Leitung. Parvaresh, die aus Teheran stammt und nach ihrem Studium in Deutschland das Sheen Trio gründete, bringt ihre Expertise in improvisierter und experimenteller Musik ein.
Dreyer verabschiedet sich mit einem großformatigen Projekt, einem Doppelkonzert für Violoncello und die persische Kniegeige Kamancheh, komponiert von Kayhan Kalhor für Yo-Yo Ma und das NDR Elbphilharmonie Orchester. Die Uraufführung findet am 27. Juni 2025 in der Hamburger Elbphilharmonie statt. Das diesjährige Morgenland Festival Osnabrück findet vom 2. bis 17. August 2024 statt. Tickets und weitere Informationen sind unter www.morgenland-festival.com erhältlich.