Die heutige Klasse 4c der Stüveschule sang und vertonte das geschichtliche Wissen zu ihrer Schule. / Foto: Schulte
Was für die Innenstadt während der Corona-Pandemie entwickelt wurde, soll nun auch in die Stadtteile kommen: Das Museum Industriekultur (MIK) hat zwei weitere Rundgänge für den Schinkel und die Wüste erstellt, die Osnabrückerinnen und Osnabrücker die Stadtgeschichte per Bild und Ton näherbringen soll.
Wie sah früher eigentlich mal das VfL-Stadion aus? Seit wann gibt es den Kleingärtnerverein Deutsche Scholle e. V. und was steckt hinter der Stüveschule? All das können Osnabrückerinnen und Osnabrücker nun in den beiden neuen „OSNABRÜCKERLEBEN“-Touren mit insgesamt 20 Stationen erfahren. „Es sind einige Dinge dabei, die viele Leute bereits kennen, aber deren Hintergründe nicht bekannt sind“, sagt Dr. Caroline Bäßler, wissenschaftliche Mitarbeiterin am MIK. Dr. Vera Hierholzer, Geschäftsführende MIK-Direktorin, ergänzt: „Wir wollen mit den Touren bekannte Orte anders darstellen und Ecken neu entdecken.“
Bereits die erste Route in der Innenstadt, die aus der Not heraus geboren war, dass das Museum während der Pandemie geschlossen war, sei sehr gut angenommen worden. „Jetzt wollen wir in die Stadtteile gehen“, so Hierholzer. Man wolle den „Piesberg in die Stadt bringen“ und gemeinsam mit Osnabrückerinnen und Osnabrückern spannende Projekte wie die städtischen Routen umsetzen. Für die Stadtteiltouren habe man deshalb unter anderem mit der Freiwilligen Feuerwehr, dem Bürgerverein Schinkel von 1912 e. V. oder auch der Stüveschule zusammengearbeitet.
Mit Witz werden historische Erlebnisse erfahrbar
So hat unter anderem die damalige Klasse 3c der Stüveschule Wissenswertes rund um ihre Schule und den damaligen Osnabrücker und Namensgeber Johann Carl Bertram Stüve zusammengetragen, eingesprochen und sogar ein eigens komponiertes Lied gesungen. Rektor Martin Igelmann ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler begreifen, wie Schule damals funktionierte und im Zuge des 100-jährigen Jubiläums der Schule auch ein Gefühl für Zeit erhalten. „Im Schinkel gibt es den günstigsten Wohnraum in der Stadt und 95 Prozent der Kinder haben eine andere Herkunftsgeschichte“, so Igelmann. Mit dem Familienwappen des Namenspatron – ein alter Baum, aus dem ein neuer Zweig wächst – wolle man den Kindern zeigen, dass nach einer Katastrophe wieder ein Neuanfang kommt, der nur durch Gemeinschaft gelingt. So heißt es etwa im Lied: „Ein Baum wölbt sein Blätterdach über mir und dir“ und „wir sind hier Zuhaus“. Mit ein wenig Witz zeigen Schülerinnen und Schüler zudem historische Fakten auf: „Früher haben sich die Spieler des VfL sogar in unseren Umkleiden umgezogen.“
Das Verfahren bei den neuen Routen ist ganz einfach: Mit dem Smartphone den QR-Code scannen und schon lassen sich Fotos und Audiobeiträge abspielen, die unter anderem mit dem Musiktheater LUPE entstanden sind. Die Rundgänge dauern zwischen 90 und 120 Minuten. Wem das zu lang ist oder das Wetter nicht passt, kann seinen Stadtteil auch vom heimischen Sofa erkunden.
Gemeinsam Wissen zusammentragen
Museumspädagoge Jan Tönnies erklärt, dass es jederzeit möglich sei, Material zu ergänzen. So sei im Zuge des Projektes unter anderem die Idee entstanden, einen Stammtisch mit ehemaligen Stahlwerksmitarbeitern zu initiieren, um so Wissen zusammenzutragen. „Das ist natürlich auch bei jeder anderen Station möglich“, so Tönnies. In den kommenden Tagen werden alle Schilder an den entsprechenden Stationen angebracht. Für die Zukunft seien dann auch Führungen im regulären Programm des Museums geplant.
Ermöglicht wurde das Projekt durch die Friedel & Gisela Bohnenkamp-Stiftung, die den partizipativen Ansatz bei dem Projekt schätzt. Weitere Infos zu den neuen Routen gibt es auf der Webseite des Museums.