Wie gut, dass bislang nur politisch entschieden und erst geplant wurde – nicht auszudenken, wenn dieses „klitzekleine“ Problem erst nach Beginn der Bauarbeiten offensichtlich geworden wäre.
Wulf-Siegmar Mierke von der Fraktion UWG/Piraten kann die Verzögerung in der Verwaltung jedenfalls „nicht nachvollziehen“, wie er auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte.
Mierkes kleine Fraktion hatte die Idee einer „Fahrradabstellanlage“ im Parkhaus Nikolaiort bereits vor über einem Jahr begrüßt. Beschlossen wurde die Anlage am 24. April 2014 – vor dem Hintergrund eines noch viel älteren Ratsbeschlusses aus dem September 2012.
Immer mehr Fahrräder in der Innenstadt
Schon jetzt ächzt die Stadt unter einer stetig steigenden Zunahme des Fahrradverkehrs. Nur etwa 900 „ordentliche“ Abstellplätze gibt es in der City. Etwa 1.400 müssten es aber sein, wird im Konzept „Fahrradparken City“ festgestellt. Das Konzept war auch Auslöser für die Idee einer innerstädtischen Abstellanlage in einem Parkhaus.
Mit Blick in die Zukunft stellt das Konzept fest, dass sich der Radverkehrsanteil schnell um 50% vergrößern wird. Für die Standardlösung „Edelstahl-Anlehnbügel“ wird der Platz langsam knapp – und für hochwertige Pedelecs (Preis oft deutlich über 1.000€) ist das auch nicht wirklich eine Lösung die auf große Akzeptanz stößt.
Ein Jahr verging mit Prüfen und Planen
Der Standort (Nikolaigarage) stand bereits im April vor über einem Jahr fest, dann begann das Planen und Prüfen – doch nichts geschah. In einer Anfrage an die Verwaltung gab diese nun Auskunft über den Sachstand.
Es ist nicht viel, was dabei herauskam. Für die Radfahrer soll die Erdgeschoss-Ebene der Anlage genutzt werden. „Räumlich“ soll dieses Konzept auch schon „erfolgt“ sein, so die Antwort der Verwaltung.
Um „ohne größeren baulichen Aufwand für eine Pilotphase gesicherte Abstellmöglichkeiten zu schaffen, wird vorgeschlagen, Fahrradboxen aufzustellen“.
Und dann kam das Problem mit den Zufahrten
Fläche geklärt, Fahrradboxen vorgeschlagen… bis dahin ging es noch gut mit der Planung. Selbst die Finanzierung stand. Immerhin 45.000 Euro hatte der Stadtrat locker gemacht, davon 20.000 bereits im Haushalt 2014. Dafür sollte man doch ein paar Fahrradstellplätze bekommen?
Doch was dann kommt, erinnert an die Schildbürger. Die bauten ihr Rathaus bekanntlich nicht nur drei- statt viereckig, sie vergaßen auch die Fenster einzubauen.
Bei der Nikolaigarage, so geht es aus dem Sachstandsbericht der Verwaltung vor, der auf Antrag der Kleinfraktion UWG/Piraten erstellt wurde, war es die OPG, die eine entscheidende Frage aufwarf.
Weil das seit den 80er Jahren bestehende Parkhaus keine separaten Ein- und Ausfahrten für Fahrräder und PKW besitzt, gebe es „Sicherheitsbedenken“, wenn sich Zwei- und Vierräder nun die Einfahrten teilen müssten.
Nun wird weiter geprüft und werden alternative Standorte gesucht
Diese „Sicherheitsbedenken“ der OPG haben die Bürokraten offensichtlich kalt erwischt. Jetzt müssen mögliche haftungsrechtliche Fragen geklärt werden – mehr als ein Jahr nach dem entsprechenden Ratsbeschluss und der Bewilligung der Mittel.
Und weil die Verwaltung sich durch den Ratsbeschluss vom April 2014 auch zur Prüfung „alternativer Standorte“ beauftragt sieht, will die Verwaltung erstmal weiter prüfen – und es wird wohl nichts mit dem Pilotprojekt eines Fahrradparkhauses in der Nikolaigarage. Neben „schwierigen betrieblichen und haftungsrechtlichen Fragen“ werden von der Verwaltung auch „begrenzte Arbeitskapazitäten“ als Grund dafür angegeben, warum seit mehr als einem Jahr die Idee einer zentralen Fahrradabstellanlage nicht realisiert wurde.