In Sachsen-Anhalt dürfen künftig auch Seiteneinsteiger sich auf unbesetzte Schulleiterstellen bewerben, wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtete. Mit dieser Maßnahme reagiert die Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) auf die hohe Zahl an vakanten Leitungspositionen an Schulen im Bundesland.
Anforderungen an Bewerber gesenkt
Laut einem Sprecher des Bildungsministeriums sind aktuell 55 öffentliche Schulen ohne regulären Schulleiter, was sieben Prozent entspricht. Nicht alle Schulformen sind davon gleichermaßen betroffen: Während in Gymnasien die Direktorenzimmer komplett besetzt sind, beträgt die Vakanz bei den Sekundarschulen 6,7 Prozent. Am größten ist der Mangel an Grundschulen mit 9,4 Prozent unbesetzter Schulleiterposten.
Im Falle, dass bei der Besetzung einer Schulleitung keine ausgebildeten Lehrkräfte gefunden werden, darf das Landesschulamt künftig die Bewerbung von Seiteneinsteigern zulassen. Diese müssen allerdings mindestens fünfjährige Unterrichtserfahrung vorweisen. Ein entsprechender Erlass ist bereits Ende Oktober in Kraft getreten, der es zudem ermöglicht, Gehaltszulagen zu zahlen.
Reaktionen auf die Neuerung
Bildungsministerin Feußner begründet die Neuerung mit einem strukturellen Problem. „Leider weist die Personaldecke in der Altersgruppe, die sich gut für Funktionsstellen eignen würde, Löcher auf“, sagte sie der MZ. Sie wolle mehr Lehrkräfte ermutigen, Leitungspositionen zu übernehmen, die einen großen Einfluss auf die Zufriedenheit der Schülerschaft und des Kollegiums sowie die gesamte Schulgemeinschaft hätten.
Der Verband Sonderpädagogik (VDS), der insbesondere die Interessen der Förderschullehrer vertritt, begrüßt die Öffnung der Leitungspositionen für Menschen ohne Lehramtsstudium. „Diese Seiteneinsteiger sind nicht nur ein Notnagel, sie bringen neue Perspektiven und frisches Blut in die Schulen. Deshalb sollen sie auch Verantwortung übernehmen dürfen“, sagte VDS-Pressesprecher Sören Messerschmidt.
Kritische Stimmen aus der Lehrergewerkschaft
Die Lehrergewerkschaft GEW reagierte hingegen zurückhaltend auf die Neuerungen. Die GEW-Landeschefin Eva Gerth äußerte Bedenken: „Es kann Menschen ohne Lehramtsstudium geben, die das gut hinkriegen.“ Allerdings müssten Seiteneinsteiger vor einer Beförderung besonders gründlich überprüft werden. Die Bewerber sollten pädagogisch und von den Führungsfähigkeiten wirklich gut geeignet sein und nicht nur eingestellt werden, weil man sonst niemanden habe. Zudem müsse auch das Kollegium gefragt werden.
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