Nachdem die Russin Marina Owsjannikowa vor laufenden Live-Kameras der Hauptnachrichtensendung eines staatlichen russischen TV-Senders mit einem Friedens-Plakat gegen den Ukraine-Krieg protestierte (HASEPOST berichtete), steht sie für diese Handlung nun vor Gericht.
Bei einem Verfahren wurde sie bereits wegen eines Videos, in dem sie zu Protesten aufgerufen hatte, zu einer Geldstrafe von 30.000 Rubel (etwa 226 Euro) verurteilt. Dazu sagte sie laut der Nachrichtenagentur AFP im Gerichtssaal: „Ich erkenne meine Schuld nicht an. Ich bin überzeugt, dass Russland ein Verbrechen begeht.“ Damit wurde die 44-Jährige nicht nach dem neuen russischen Mediengesetz verurteilt. Dieses sieht bis zu 15 Jahre Haft für die Verbreitung von „Falschnachrichten“ über das Militär vor.
Verhandlungen stehen noch aus
Die Protestaktion im Staatsfernsehen sei bisher noch nicht vor Gericht behandelt worden. Dabei hatte sie ein Plakat mit dem Wort Krieg in die Kamera gehalten. Krieg dürfe allerdings in Russland nicht im Zusammenhang mit der Ukraine genannt werden. „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen“ stand auf dem Schild, während sie „Stoppt den Krieg“ rief. Die russischen Medien dürfen allerdings nur von einer „militärischen Spezialoperation“ sprechen. Für den TV-Protest könnte die Strafe deutlich höher ausfallen.
Weltweite Anerkennung
Owsjannikowa erhielt nach ihrer Protestaktion weltweite Anerkennung. Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell bezeichnete ihre Aktion als „mutig“. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bot der Journalistin Asyl an. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankte sich bei ihr. Das deutsche PEN-Zentrum forderte die sofortige Freilassung Owsjannikowa. In den Sozialen Medien wird der Friedensnobelpreis für die Journalistin gefordert. Laut dem SPIEGEL schauen sieben Millionen Menschen die abendliche Nachrichtensendung. Wie viele davon die Aktion verstanden haben, bleibt unklar.