(von links) Radverkehrsbeauftragte Ulla Bauer sowie Oberbürgermeisterin Katharina Pötter freuen sich mit Volker Hänsler (OPG), Betreiber Robin Schäfer und Wigand Maethner (OPG) auf die neue Radstation. / Foto: Schulte
Nicht nur am Osnabrücker Altstadtbahnhof geht es mit dem Bike-Safe-Tower voran. Auch am Osnabrücker Hauptbahnhof befindet sich das Fahrradparkhaus auf der Zielgeraden. Ab dem 1. April werden hier künftig 2.306 sicher und trocken parken können.
Rund ein Jahr laufen die Bauarbeiten für das Fahrradparkhaus unterhalb der Bahnhofsgarage am Hauptbahnhof bereits. Im März konnte unsere Redaktion bereits einen Blick in die neuen Räumlichkeiten werfen; zu diesem Zeitpunkt war noch der Plan, die Radstation Ende 2022 in Betrieb zu nehmen. Doch die große Herausforderung, die Parkfläche in dem bestehenden Untergeschoss der Bahnhofsgarage zu errichten, brachten ein paar Unwägbarkeiten mit sich und auch die explodierenden Rohstoffpreise machten das Projekt nicht einfacher. „So ein Projekt in einem Bestandsbau gab es noch nicht“, sagt Wigand Maethner, Geschäftsführer der Osnabrücker Parkstätten Gesellschaft (OPG). Rund 5 Millionen kostet das Zweiradparkhaus, das zur Hälfte von Bund und Land gefördert werden. Derzeit versuche die Stadt, weitere Fördermittel zu akquirieren. Nichts desto trotz soll aber die 4.000 m2 große Fläche ab dem 1. April in Betrieb genommen werden.
Darüber freut sich vor allem Oberbürgermeisterin Katharina Pötter: „Hier entstehen 2.306 Fahrradparkplätze und jeder einzelne wird dringend benötigt und herbeigesehnt.“ Denn an den 260 Radbügeln am Hauptbahnhof stehen deutlich mehr Räder als eigentlich vorgesehen – unter ihnen zahlreiche Fahrradleichen. Im Zuge der neuen kostenpflichtigen Parkflächen sollen gut 200 kostenfreie Fahrradbügel wegfallen und auch der Bahnhofsvorplatz soll einen neuen Look bekommen. Dort, wo derzeit wild parkende Räder achtlos abgestellt stehen, soll ein „Fahrrad-Boulevard“ entstehen, der Radler direkt zum Zweiradparkhaus führt. „Davor wird es noch einmal eine Reinigungsaktion von den Schrotträdern geben“, erklärt Radverkehrsbeauftragte Ulla Bauer. Mit der Umgestaltung soll die Situation insbesondere für Fußgänger verbessert werden, die sich derzeit durch die parkenden Räder schlängeln müssen. Und auch Radler bekommen am Hauptbahnhof einen neuen Stellenwert und werden dem Autoverkehr bevorrechtigt. Das wird allerdings noch etwas dauern. „Die Bauarbeiten werden in mehreren Abständen durchgeführt, um die Erreichbarkeit des Hauptbahnhofes zu gewährleisten“, so Bauer.
Wie funktioniert eigentlich das Parkhaus?
Betreiber des Parkhauses ist Robin Schäfer, der bereits die größte Radstation in der Nachbarstadt Münster führt. Mit einem Team von knapp zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern will er künftig von montags bis freitags von 5 bis 23 Uhr sowie samstags und sonntags von 7 bis 23 Uhr das Parkhaus unterhalten. Kundinnen und Kunden können aus drei Tarifen wählen: einen Tagesstellplatz für 90 Cent, ein Monatsticket für 9 Euro oder ein Jahresabo für 90 Euro. Das Rad können sie dann in einem doppelstöckigen Parksystem parken. Zusätzliche Sicherheit garantiert ein VIP-Stellplatz in abgeschlossenen Gitterboxen.
Die Argumente für einen Stellplatz liegen für Schäfer klar auf der Hand: „Das Rad steht trocken, sicher und wird nicht demoliert. Außerdem haben wir eine Mobilitätsgarantie.“ Das heißt: Wer sein Rad morgens zur Reparatur abgibt, kann sich sicher sein, dass es bis 17 Uhr wieder fahrbereit ist. Mit einem direkten Zugang zum Gleis ist zudem gewährleistet, pünktlich den Zug zu erreichen.
Außerdem finden in der auf zwei Ebenen angelegten Station eine Fahrradwerkstatt, eine vollautomatisierte Fahrradwaschanlage sowie Schließfächer und E-Bike-Ladestationen Platz. Auch das touristische Angebot will Schäfer bedienen und Mieträder anbieten, außerdem sei ein Kombiticket für Münster und Osnabrück geplant. Perspektivisch wolle er sogar Zweiradmechatroniker in der Fahrradwerkstatt ausbilden.
Derzeit ist die OPG noch auf der Suche nach einem Gastronomiebetrieb, der eine kleine Ladenfläche gegenüber der Post betreiben möchte. Wünschenswert wäre eine kleine Bäckerei oder ein Café.
Nachts auf Fahrradbügel ausweichen
Wer nachts sein Rad sicher parken möchte, sucht am Hauptbahnhof allerdings vergeblich nach einer Möglichkeit. Vorerst ist kein Nachtbetrieb geplant. Denn mit den Erfahrungen aus Osnabrück und Münster gebe es eine überschaubare Zahl, die dieses Angebot überhaupt nutzen würde. Laut Bauer hätte man die Zeiten auch dem Regionalverkehr angepasst. Finanziell und personell wäre es derzeit außerdem schwierig und man habe sich bewusst für ein personell geführtes Parkhaus entschieden, um keine neuen Angsträume zu schaffen. Doch nichts sei in Stein gemeißelt: OPG-Geschäftsführer Maethner brachte etwa zusätzliche Boxen für den Vorplatz ins Spiel.
„In Münster haben wir 100 Prozent Auslastung, zeitweise mussten wir Leuten sogar absagen“, erzählt der Betreiber, der 2007 selbst als studentischer Mitarbeiter in der Münsteraner Radstation begann. Für Osnabrück wünscht er sich zum Start im ersten Jahr rund 1.000 Parker, etwa 300 übernimmt er aus der derzeitigen Radstation, die nach 20 Jahren ihren Betrieb zum Start des neuen Parkhauses im April einstellen wird.
Weitere Infos und Buchungen sind auf der Website der OPG möglich.