Roncalli rollt an!

Per Schiene, bis zur Entladestelle im Stadthafen an der Römereschstraße, kommt am Mittwoch der Zirkus in die Stadt. Zum nostalgischen Ambiente von Bernhard Pauls Traumcircus passen keine Sattelschlepper, die stinkend und krachend Autobahnen und Höhenstraßen blockieren. Ab dem 21. Dezember gastiert der „Weihnachtscircus“ auf dem Gelände an der Halle Gartlage.

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Alle Informationen zum Weihnachtscircus.

Wie bereits im vergangenen Jahr kommen am Mittwoch die Zirkusleute mit dem Zug in die Hasestadt. Die mehr als 60 hölzernen historischen Circus-Wagen stellten sozusagen die Weichen für Roncallis Transportform: Die meisten sind über 80 Jahre alt, stammen aus einer Zeit, wo noch Pferde den Circus zogen. Sie könnten mit schnellen Sattelschleppern gar nicht auf der Straße laufen. Sie werden auf Loren verladen und mit dem 700m langen Roncalli-Sonderzug von Stadt zu Stadt transportiert.

Roncalli überbrückt große Distanzen per Bahntransport

„Für den Bahntransport sprechen viele Vorteile“, sagt Bernhard Paul, der seinen Circus Roncalli 1976 in Wien gründete. „Über den Straßenweg kaum zu bewältigen wäre vor allem die große Distanz, die die einzelnen Gastspielstädte voneinander trennt.“ Mindestens 200 Kilometer liegen meist zwischen den Plätzen, auf denen Roncalli oft mehrere Wochen – und nicht selten ausverkauft – spielt.

Auch ein Restaurant rollt mit dem Zug an

Am Zielbahnhof wartet dann schon das Roncalli-Vorkommando, das gleich mit dem Abladen und Rangieren der alten und liebevoll restaurierten Wagen beginnt. An erster Stelle kommt stets die Küche an – schließlich wollen sich die rund 50 Aufbauhelfer erst einmal stärken, bevor sie das 15 Meter hohe Chapiteau entfalten und heben. Nach einem festen Plan werden die einzelnen Wagen ver- und abgeladen. Neben den vielen Wagen und dem Chapiteau werden unter anderem 12 Kilometer Elektrokabel und 10.000 Glühbirnen, mehr als fünf Kilometer Wasserschläuche, die perfekt eingerichtete Werkstatt und Schneiderei, das rollende Restaurant und der Büffetwagen transportiert.

Circus Roncalli Eisenbahn Osnabrück
Der Circus kommt! Dieses Bild entstand im Dezember vergangenen Jahres.

Mit drei Traktoren und drei modernen Zugmaschinen werden die Wagen gleich nach der Ankunft des Sonderzuges auf den Circusplatz geschleppt. Eine weitere Mannschaft rangiert dort weiter, stellt jeden Wagen an seinen Platz. Eine Märchenwelt aus Licht, Holz und Blattgold entsteht.

Freizeit zwischen den Gastspielen

Währenddessen haben die 40 Artisten frei. Sie sammeln ihre Kräfte für die nächste Gastspielstadt. Vier Tage liegen zwischen letzter Vorstellung und Premiere: „Schon ein bisschen Luxus, den wir uns da leisten“, sagt Bernhard Paul. So haben seine Mitarbeiter Zeit, das wertvolle historische Circus- Material behutsam ein- und auszupacken und die Circus-Stadt mit ihrem Zuckerbäckerflair neu entstehen zu lassen.

Fakten zum Roncalli-Chapiteau:
36 Meter Zelt–Durchmesser, cremeweiß mit blauen und gelben Ornamenten, getragen von vier Masten, 1500 Sitzplätze, Durchmesser der Manege rund 12 Meter, Farben der Inneneinrichtung: Purpurrot, Gold und Cremeweiß, mit echtem Mohair bezogene Stühle in den Logen und im Parkett. 44 Opernlogen im oberen Ring. 17 Parkettlogen an der Manege.