So etwas hat die Stadt noch nicht gesehen und auch Bernhard Kracke Jr., der Vorsitzende des Schaustellerverbands Weser-Ems, kann sich nicht erinnern, dass schon mal ein Riesenrad vor dem Dom gestanden hat.
Bis zum 24. Oktober sind die Schausteller im Herzen der Stadt
Mitgemacht haben viele Osnabrückerinnen und Osnabrücker, damit dieses über drei Wochenenden reichende Highlight im Corona-Jahr 2020 möglich werden konnte.
Vom katholischen Bischof über die Politik und Verwaltung bis zu den Innenstadt-Kaufleuten und natürlich den Schaustellern aus der Region waren sie alle an den Vorbereitungen beteiligt, für das, was ab Samstag (3.Oktober) die Innenstadt beleben wird.
„Kleiner Jazzer“ auf dem Schulhof der Domschule
Vom 3. bis zum 24. Oktober öffnen zahlreiche über die Osnabrücker Innenstadt verteilte Schaustellerbuden und -karussells parallel zu den Geschäftszeiten der Einzelhändler in der Innenstadt.
Als ganz besonderes Highlight gibt es auf dem Schulhof der Domschule während der Herbstferien ab dem 10. Oktober den „kleinen Jazzer“ mit verlängerten Öffnungszeiten an den Freitagen und Samstagen bis 21:00 Uhr und mit Autoscooter und dem Karussell „Rallye Star“.
Kein Ersatz-Jahrmarkt in der Innenstadt und auch kein Testlauf
Ein Ersatz für den richtigen Jazzer, also den traditionellen Frühjahrs- oder Herbstjahrmarkt, kann und will die Präsenz der Schausteller in der Innenstadt allerdings nicht sein. Sozialdezernentin Katharina Pötter erklärt, dass eine solche Verlagerung eines wirklichen Jahrmarkts in die Innenstadt vor dem Hintergrund der Corona-Bestimmungen auch nicht möglich gewesen sei. Ganz offiziell und in Behördendeutsch nennt sich die Veranstaltung daher auch „Spezial-Markt“.
Schaustellervertreter Bernhard Kracke Jr. unterstreicht auch den grundsätzlich anderen Charakter dieses Gastspiels, bei dem die Stände deutlich räumlich verteilt und unter Wahrung aller notwendigen Abstandsvorschriften aufgestellt werden. Dass es kein wirklicher Jahrmarkt ist, so Kracke, zeigen auch die Öffnungszeiten, die parallel zum Einzelhandel gelegt wurden. Auch auf das typische Jahrmarkt-Feuerwerk habe man verzichtet, um keinen Anreiz zu bieten sich dicht an dicht zu versammeln um die Köpfe in den Himmel zu recken. Von einem „Testlauf“ für einen Innenstadt-Jahrmarkt, wie er in der Vergangenheit schon mal diskutiert wurde, möchte Kracke auch nicht sprechen. „Der Jahrmarkt auf dem Platz an der Halle Gartlage hat sich gerade in den vergangenen zwei Jahren wieder zum positiven entwickelt“, so Kracke und weiter: „150 Attraktionen, darunter 20 Große Fahrgeschäfte wie vor der Halle Gartlage, können wir in der Innenstadt auch gar nicht unterbringen“.
Schausteller haben harte Monate hinter sich
Alexander Illenseer, Geschäftsführer der Marketing Osnabrück GmbH (MO), betont, durch welches tiefe Tal die Schausteller der Region nach der Absage zahlreicher Volksfeste, darunter die Maiwoche 2020 und beide Jahrmärkte des Jahres gegangen sind.
„Abgesagte Feste und Märkte bedeuteten für die Schausteller das ganze Jahr kaum Umsatzmöglichkeiten. Viele Schausteller bangen um Ihre Existenz. Deshalb sind wir froh, dass wir nun Buden und Karussells in der Innenstadt unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln ermöglichen können“, so Illenseer,. Mit dem Projekt unterstützt die MO aber nicht nur die Schausteller. „Unser Ziel ist eine belebte Innenstadt für Bürgerinnen und Bürger, Einzelhändler und Gastronomen“, so Illenseer.
Von Seiten der Kaufmannschaft habe es auch keinerlei Bedenken gegeben, „niemand hat sich gegen eine Schaustellerbude vor seinem Geschäft gewehrt“, so der Osnabrücker Marketingprofi, „im Gegenteil, die Kaufleute freuen sich darauf, dass die Schausteller helfen die Innenstadt attraktiver zu machen“.
Schausteller-Vertreter Bernhard Kracke Jr. freut sich zusammen mit seinem Kollegen Bernd Tovar vor allem wieder auf leuchtende Kinderaugen, denn die haben ihm in den vergangenen Monaten auch sehr gefehlt.