Ricarda Lang, die scheidende Vorsitzende der Grünen, lässt vor dem Parteitag offen, ob sie eine Rückkehr in die Politik in Betracht zieht. Sie äußert sich kritisch zu den internen Verhältnissen im Koalitionsausschuss, aber auch optimistisch über die zukünftige Ausrichtung ihrer Partei.
Koalitionsausschuss: Persönliches Verhältnis versus politischer Konflikt
Ricarda Lang (Die Grünen) bemerkte in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Politico, dass der Umgang im Koalitionsausschuss oft freundlicher gewesen sei, als es nach außen gewirkt habe. “Das hat uns nie jemand geglaubt, dass es persönlich oft netter war, als es politisch nach außen gewirkt hat.” Gleichzeitig gestand sie ein, dass es besser gewesen wäre, intern offen und hart miteinander zu diskutieren und nach außen geschlossen aufzutreten. Trotz des Scheiterns der Ampelkoalition seien die Parteien im Guten auseinander gegangen.
Erinnerungen und Kritik
Lang erinnert sich an ein stetes Ritual im Koalitionsausschuss: “Das einzige Ritual ist, dass Olaf Scholz immer erzählt, was er in Hamburg schon alles erfunden hat.” Sie übte Kritik an Robert Habecks Metapher zum 4:0-Rückstand. “Omid Nouripour hat mir nach ungefähr zwei Monaten gemeinsamen Parteivorsitzes Fußball-Metaphern verboten, weil ich so wenig Ahnung von Fußball habe. Das war bei Robert Habeck vielleicht auch so”, so Lang.
Habeck als Kanzlerkandidat und Söders politisches Kalkül
Lang bezeichnete Robert Habeck deutlich als Kanzlerkandidaten ihrer Partei, ungeachtet der aktuell niedrigen Umfragewerte. Sie setzte ihn im Vergleich zu anderen Politikern wie Friedrich Merz und Olaf Scholz als einen Politiker der Zukunft dar. Lang äußerte sich auch zu Markus Söders Verhalten den Grünen gegenüber: “Diese Frage, ob man mit den Grünen zusammenarbeiten kann oder nicht, hat deutlich mehr mit dem emotionalen Leben von Markus Söder zu tun als mit den Grünen.”
Die Politikerin sprach auch über persönliche Verletzungen während ihrer Amtszeit. Nicht die Hasskommentare im Netz oder Kommentare zu ihrem Körper hätten sie verletzt, sondern die Rückmeldungen, die sie als abgehoben wahrnahmen. Dies widerspreche ihrem Selbstbild als offener Mensch mit einem offenen Ohr.
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