Was macht man als Rentner oder Rentnerin? Viele denken an Lesen, Unternehmungen mit Kindern, Stammtischrunden und mehr Zeit für Entspannung. In einer Rockbar Musik auflegen und bis drei Uhr morgens feiern kommt eher wenigen Menschen in den Sinn. Nicht so Heinz: Mit 72 Jahren ist er im Dirty+Dancing der wohl älteste DJ Osnabrücks.
Heinz wurde in der Region Köln/Bonn geboren. Als Wahlosnabrücker seit 1976 spricht er trotzdem mit kölschem Dialekt und trägt sein Herz auf der Zunge. Schmunzelnd erzählt er von seinen ersten DJ-Auftritten während seiner Jugend. Ein Mal pro Jahr legte er in Köln bei einer Veranstaltung der SPD auf, bevor er über Umwege nach Osnabrück zog. Musik begleitet ihn durch sein ganzes Leben. „Ich mags gerne lauter und dreckiger“, erzählt der 72-Jährige. Der 1976 eröffnete Hyde Park als alternativer Szeneclub zog Heinz deswegen nahezu magisch an. „Ich hab hier alles gemacht. Ich stand hinter der Theke, ich hab Gläser weggeräumt, Scherben vom Boden gefegt. 77 durfte ich zum ersten Mal auflegen.“
Mehrere tausend CD’s in Kisten
Über 18 Jahre lang blieb Heinz dem Hyde Park als DJ erhalten. Sein letztes Set im Szeneclub spielte er im Dezember 1998. Mit der eigenen Kneipe „Crossroads“ versuchte er sich danach in der Selbstständigkeit – „aber das war einfach nichts für mich“, reflektiert Heinz. In einer Reihe aus Gelegenheitsjobs ist ihm vor allem die Arbeit am Dodesheider Friedhof im Gedächtnis geblieben. Er kümmerte sich hier um die Blumen, hielt die Gräber und Wege in Schuss. Nach der Arbeit hörte er Rock, Funk und Soul-Alben auf CD’s. Zu Hause türmen sie sich immer noch in Kisten: „Ich hab so viele CD’s, dass ich letztens wieder aussortieren musste. Etwa Tausend müsste ich weggegeben haben. Jetzt hab ich noch zwischen zweieinhalb- und dreitausend.“ Sie landen alle „analog“ bei ihm auf dem DJ-Pult. „Ich arbeite nur mit meinen CD’s und nicht mit dem PC oder Laptop. Ich bin ein DJ, kein Lap-J.“
Eine „lokale Legende“
Im Trash fand Heinz nach der Rente seine neue Kneipenheimat. Hier lernte er auch Tim Knauer kennen und mögen, den Inhaber des Dirty+Dancing. In beiden Lokalen legte er regemäßig auf, bis er vor ungefähr anderthalb Jahren im Rollstuhl landete. Weil die Toiletten im Trash nur über eine Treppe erreichbar sind, verlegte er sein Hobby komplett ins Dirty in der Hasestraße. Seit 2016 legt er hier auf und ist eine „lokale Legende“, wie Mitarbeiter Chrissy ihn nennt. Heinz glaubt nicht, dass er ein Stammpublikum hat – auch wenn er quasi zum Interieur gehört. Hinter dem DJ-Pult ist der 72-Jährige komplett in seinem Element und legt vor allem Rockmusik auf. Für Sprüche und Klagen bleibt dennoch Zeit. „Mach die Tür zu, es zieht!“, ruft er Tim Knauer immer wieder zu, wenn er die Tür öffnet, um mit Heinz Musik Kundschaft anzulocken. Auch die nächsten Jahre will der Rentner im Dirty verbringen. „Ich bleib euch hier noch etwas erhalten!“, lacht Heinz.