Noch immer gibt es keine Lösung für das drängende Raumproblem des Ratsgymnasiums. Soll es ein „Solitär“ genanntes und separates Nebengebäude sein, oder ein mit dem historischen und unter Denkmalschutz stehenden Hauptgebäude verbundener Neubau?

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Bereits 2002 gab es einen ersten Architektenwettbewerb dazu; Kinder die damals geboren wurden, stehen inzwischen selbst vor dem Abitur. Abi-Jahrgang um Abi-Jahrgang verging ohne dass ein Neubau ernsthaft in Angriff genommen wurde.

Teilnehmer bei dem Architektenwettbewerb 2002 war auch der inzwischen zum Osnabrücker Stadtbaurat gewandelte Osnabrücker Frank Otte. In Gemeinschaft mit einem bereits verstorbenen Kollegen reichte Otte damals einen Entwurf ein, der jedoch mit dem bereits damals bestehenden Denkmalschutz für das historische Schulgebäude kollidierte.

Dass es sich bei dem Namen „Otte“ (ohne Vornamen) bei „Architekten Otte u. Topp“ auf der damaligen Einreicher-Liste nicht um eine zufällige Namensgleichheit handelte, wurde unserer Redaktion vom Presseamt der Stadt Osnabrück bestätigt. Eine „Dokumentation“ des damaligen Wettbewerbs wurde von unserer Redaktion ebenfalls bei der Verwaltung angefragt, ist dieser aber nach eigenen Angaben „nicht bekannt“.

Einreicher-Liste Architektenwettbewerb Ratsgymnasium Osnabrück
Dieses etwas unscharfe Foto der Einreicher-Liste des damaligen Architektenwettbewerbs wurde unserer Redaktion anonym zugesendet

Ratsgymnasium braucht 2020 dringend zusätzliche Räume

Im vergangenen Jahr sah es bereits so aus, als ob das Raumproblem des Traditionsgymnasiums endlich in Angriff genommen wird. Tatsächlich drängt die Zeit, denn durch die sich stetig ändernde Schulpolitik vergangener Landesregierungen, dauert es aktuell wieder 13 Jahre, bis das Abitur erreicht werden kann. Die Umstellung zum Schuljahr 2020/21 von „G8“ auf „G9“ wird auch am „Rats“ für zusätzlichen Raumbedarf sorgen.

Doch während die Schule gerne einen separaten Neubau hätte, so wie es 2002 bereits Stand des Ideenwettbewerbs war, will die Verwaltung, mit Unterstützung der Grünen und der SPD-Fraktion, lieber einen baulich mit dem Alt-Gebäude verbundenen Neubau.
Der, so die Argumentation, sei bei einer Bausumme von geschätzt rund 3,1 Millionen Euro nicht nur um rund 500.000 Euro kostengünstiger, sondern biete auch einen barrierefreien Zugang über das als „Lehmann Bau“ bezeichnete denkmalgeschützte Altgebäude.

In der Ausschusssitzung am vergangenen Donnerstag plädierte Stadtbaurat Frank Otte nochmals für die von der Verwaltung inzwischen und unter seiner Leitung favorisierte Lösung mit dem Anbau an das denkmalgeschütze historische Gebäude. Umgesetzt würde allerdings nicht direkt der alte Entwurf von Frank Otte, jedoch das damals wesentliche Element mit der Verbindung zum Altbau.

Anbau wurde 2002 aus Gründen des Denkmalschutzes abgelehnt

Sollten SPD und Grüne mit der Anbau-Variante an diesem Dienstagabend in der Ratssitzung eine Mehrheit bekommen, hätte sich Frank Otte tatsächlich mit einer Idee durchgesetzt, die der Jury des Wettbewerbs im Jahr 2002 zwar noch eine „Anerkennung“ wert war, aber aus Gründen des Denkmalschutzes abgelehnt worden sein soll, so jedenfalls ein Mitglied des Lehrer-Kollegiums gegenüber unserer Redaktion, das nicht namentlich genannt werden möchte.

Stadtbaurat auch für Denkmalschutz verantwortlich

Heute, 17 Jahre später, ist der Architekt von damals nicht nur Stadtbaurat, sondern auch mit seinem Vorstandsposten für den Denkmalschutz zuständig und zeichnet so auch dafür verantwortlich, wenn denkmalschutzrechtliche Bedenken einem „höheren Ziel“ geopfert werden.
Der 2002 gescheiterte Ansatz mit dem Anbau an das historische Gebäude kann so also doch noch Wirklichkeit werden – gegen den Willen eines Großteils der Lehrer und Eltern und gegen die bereits 2002 erfolge Empfehlung einer Fachjury.