„Adolf, Adolf“ gröhlt ein offensichtlich betrunkener Mann auf mehreren Handyvideos, die unserer Redaktion von Zeugen zugespielt wurden. Aufgenommen wurden die Videos am späten Samstagnachmittag vor dem Landgericht, kurz nach der Demonstration gegen Rassismus im Schlossgarten.
In einem kurzen Kameraschwenk sind auf einem Video die zu sehen, denen die trotz Alkohol wohl sehr gezielt gesetzte Attacke gilt: Mehrere Kinder und Jugendliche, darunter auch ein offensichtlich muslimisches Mädchen mit Kopftuch und dunkler Hautfarbe; ein kleiner Junge an ihrer Hand.
Erschrocken und beschämt halten sie sich später im Video die Hände vor das Gesicht.
Passanten stellen Rassisten zur Rede
Über Minuten lässt der Mann, der nach Angaben von Polizeisprecherin Mareike Edeler im Gespräch mit unserer Redaktion „polizeibekannt“ ist, eine Provokation nach der anderen ab. Dabei wird er von beherzten Passanten zur Rede gestellt.
Den Kindern ruft er – unterbrochen von Spuckattacken – zu: „Fahrt nach Hause“ und meint damit sicher nicht den nächsten Bus. Es folgt ein „scheiß Kanacken“ und immer wieder „Adolf, ich lieb Dich so“; der eingenässte ‚Herrenmensch‘ hört nicht auf.
Schließlich und endlich kommt ein Polizeibulli ins Bild. Zwei Beamte, die um diesen Job nicht zu beneiden sind, schnappen sich den Mann und fahren ihn, so die Polizeisprecherin, in eine Klinik, wo der Abend für ihn vorübergehend endet.
Wird der öffentliche Führerkult nur auf Antrag strafrechtlich verfolgt?
Welcher Tatvorwurf dem Mann gemacht wird, ob es gar nur ein Antragsdelikt ist und einer Anzeige der direkt Betroffenen bedarf, wenn in der Öffentlichkeit nicht nur rassistisch beleidigt, sondern auch die Liebe zu einem Diktator und Massenmörder besungen wird, das ist nach Angaben der Polizeipressestelle noch offen.
Unsere Redaktion hat sich dagegen entschieden dem Mann mit den uns vorliegenden Videos noch eine zusätzliche Bühne zu geben. Wir bitten unsere Leser die in Sozialen Medien kursierenden Videos nicht weiter zu teilen.