Foto: IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf, IHK-Vizepräsident Axel Mauersberger und der Bundestagsabgeordnete Rainer Spiering.
Die Industrie- und Handelskammern haben sich in diesem und im kommenden Jahr das Schwerpunktthema „Menschen befähigen – Wirtschaft stärken“ gewählt. Den Auftakt bildete in Osnabrück das IHK-Mittagsgespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Rainer Spiering, Berichterstatter der SPD-Fraktion für Berufliche Bildung.
Spiering, der seine berufliche Laufbahn als Werkzeugmacher begann und nach dem daran anschließenden Studium an der Universität Hamburg als Berufsschullehrer in Osnabrück tätig war, ist ein Mann der die Praxis kennt.
In seiner Begrüßung machte IHK-Vizepräsident Axel Mauersberger deutlich, dass die Unternehmen sowohl beruflich als auch akademisch gebildete Fachkräfte brauchen. Beide Bildungswege müssen ihre Stärken weiterentwickeln.
Investitionen sind notwendig
Um das System der dualen Berufsbildung in Deutschland zukunftsfest zu machen, brauchen wir noch mehr Investitionen“, erklärte Rainer Spiering. Dazu müssten, wie von seiner Partei vorgeschlagen, mindestens eine Milliarde Euro in die technische und bauliche Ausstattung der Berufsschulen fließen. Außerdem sei eine fundiertere Ausbildung der Berufsschullehrer notwendig. Hier fehle es bundesweit an spezialisierten Lehrstühlen für Berufspädagogik. Schließlich müsse die Berufsbildungsforschung gestärkt werden, um mehr über das Berufswahlverhalten junger Menschen zu erfahren.
In der dualen Berufsausbildung und damit in der Fachkräftesicherung seien die Berufsschulen ein wichtiger Partner der Unternehmen, so Spiering. Sie seien es, die auch Auszubildenden kleiner Unternehmen innovative Entwicklungen – etwa in den Bereichen Technik oder Digitalisierung – vermitteln könnten.
Ende einer Legende: Die duale Berufsausbildung ist kein Exportschlager
Zum Schluss seines Vortrags, dem Vertreter aus den Führungsetagen zahlreicher Unternehmen aus der Region folgten, kam der Georgsmarienhütter zu einem überraschenden Fazit: „Der Mythos vom Exportschlager der dualen Berufsausbildung ist falsch“. Zwar beneiden uns viele Länder um die Kombination aus betrieblicher und schulischer Ausbildung, doch die Hürden so ein System irgendwo neu zu installieren sind für viele Länder schlicht undenkbar hoch. Umso wichtiger sei es, so Spiering, dieses System wertzuschätzen und als Unternehmer die Möglichkeit zu nutzen und auszubilden, um für die Zukunft ein Reservoir an gut ausgebildeten Arbeitskräften zu haben.
Politisch müsse das über Jahrzehnte gewachsene System der dualen Ausbildung wieder stärker in den Fokus rücken, mahnte der Bildungspolitiker. „In diesem Zusammenhang lohnt es sich für Unternehmen, auch einen Blick auf diejenigen zu werfen, die vielleicht nicht beste Noten vorweisen können.“ Seine jahrzehntelange Praxiserfahrung lehre ihn, dass auch sie durch ihre Motivation auf lange Sicht einen großen Anteil zum Unternehmenserfolg beitragen können.