Das Team hinter dem Osnabrücker Radentscheid hat den Stadtrat in einem offenen Brief aufgefordert, die Fahrradstraßen in der Friedensstadt sicherer zu machen, um einen echten Mehrwert für die Radfahrerinnen und Radfahrer bieten.
Nachdem sich der Rat der Stadt fast einstimmig für die Ziele des Radentscheids eingesetzt und damit ein klares Signal für Osnabrück als Fahrradstadt 2030 ausgesendet hat, soll dieser sich nun dafür einsetzen, die Fahrradstraßen sicherer zu machen.
Radverkehr in Fahrradstraßen Vorrang geben
„Wir begrüßen den neuen Gestaltungsleitfaden für Fahrradstraßen der Stadt Osnabrück, der in der vorderen Wüste zum ersten Mal umgesetzt wurde“, schreiben Daniel Doerk und Christoph Drepper. „Damit aus den Osnabrücker Fahrradstraßen aber echte Fahrradstraßen werden können, fordern wir weitergehende verkehrsregelnde Maßnahmen, um dem Radverkehr in den Fahrradstraßen auch ganz konkret Vorrang zu geben.“
Laut ihrer Aussage solle das in der Katharinenstraße bereits seit Jahren sehr gut funktionieren, weil dort eine Einbahnstraßenregelung für den Kfz-Verkehr eingerichtet wurde und Abkürzungen durch verkehrsleitende Beschränkungen verhindert werden. Nicht ohne Wirkung: Die Fahrradzählstelle hat dort im Jahr 2022 mehr als 1,5 Millionen Radfahrten gezählt, im laufenden Jahr sind es bislang über 1,2 Millionen.
„Bloßes aufstellen von Schildern führt kaum zu Verbesserung“
Doerk und Drepper mahnen allerdings, dass das in anderen Straßen deutlich schlechter aussieht. So fällt es ihnen schwer, bei dem Verbund von Kommenderiestraße, Kolpingstraße und Lyrastraße überhaupt von einer Fahrradstraße zu sprechen. „Das bloße Aufstellen von Schildern führt hier kaum zu einer spürbaren Verbesserung für den Radverkehr. Neben der Anwendung des Gestaltungsleitfadens sind hier für die Sicherheit verkehrslenkende Maßnahmen für Kraftfahrzeuge erforderlich“, so die Rad-Enthusiasten. Ihre Forderung: Der lediglich durchfahrende Kfz-Verkehr ohne Ziel in den Straßen selbst müsse verringert und Umfahrungen des Wallrings verhindert werden.
Ähnliches gelte auch für die neuen Fahrradstraßen in der vorderen Wüste, da es dort nur eine Frage der Zeit sei, bis der Kfz-Verkehr die vorfahrtberechtigte Heinrichstraße für sich entdecke und sie als Parallelroute für den Wallring nutze. Daniel Doerk und Christoph Drepper schreiben dazu: „Hier hätte eigentlich von Beginn an eine beschränkende Regelung eingeführt werden müssen. Die Erfahrung zeigt, dass sich dafür Modalfilter am besten eignen. An der Kreuzung Schlossstraße / Wüstenstraße funktioniert das auch ohne Fahrradstraße seit Jahren gut. Poller geben hier die Fahrtrichtung vor.“
Freigabe für Kfz muss Ausnahme bleiben
In Osnabrück ist es aktuell so, dass alle Fahrradstraßen weitestgehend uneingeschränkt für den motorisierten Verkehr freigegeben sind – angezeigt wird das durch ein Zusatzschild. Doch Doerk und Drepper weisen darauf hin, dass solch eine Freigabe laut eines Urteils des Verwaltungsgerichts Hannover eine Ausnahme bleiben muss. Dazu schreiben sie: „Freigaben müssen konkret begründet werden. Wenn eine Fahrradstraße darüber hinaus durch Kfz-Freigabe Autofahrenden die Möglichkeit eines Schleichwegs eröffnet und damit geeignet ist, Durchgangsverkehr zu provozieren, darf sie allein deswegen schon nicht angeordnet werden – siehe Heinrichstraße.“
Das Team des Radentscheids fordert den Stadtrat deshalb dazu auf, die Osnabrücker Fahrradstraßen so anzupassen, dass sie der Rechtsprechung entsprechen und dem Radverkehr als die sicheren Velorouten dienen, als die sie im Radverkehrsnetz ausgewiesen sind.