Wenn es nach Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) geht, dann soll die Prüfung einfacher gemacht werden und nicht die Ausbildung verbessert werden – die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hält dagegen und betont Sicherheitsbedenken, sollte man an der Qualität der Ausbildung schrauben.
Hintergrund des Streits um die Ausbildung der Triebfahrzeugführer sind bereits in der vergangenen Woche bekanntgewordene Horrorzahlen über das schlechte Abschneiden von Prüflingen der Nordwestbahn.
So soll nach einem Bericht des NDR jeder zweite Lokführer-Lehrling, der in einem Schnellkurs von der Nordwestbahn ausgebildet wurde, bei der Prüfung durchgefallen sein.
Anforderungen bei der Prüfung haben sich nicht geändert
Nach Angaben des privaten Bahnunternehmens sei die Durchfaller-Quote nach der zehnmonatigen Ausbildung noch nie so hoch gewesen sein – und das, obwohl die Prüfungsanforderungen nicht verschärft wurden.
Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) zeigte sich daraufhin verärgert, weil durch die fehlenden Triebfahrzeugführer immer mehr Züge der Nordwestbahn und ganze Strecken ausfallen. Der Sozialdemokrat forderte, dass die Prüfung zukünftig „so niedrigschwellig wie möglich“ sein solle.
Lokführer-Gewerkschaft erinnert an übliche Ausbildungsdauer von drei Jahren
Doch der Fehler liegt womöglich nicht in der Prüfungsordnung, sondern in dem Versuch, eine komplexe Ausbildung massiv abzukürzen. Nach Ansicht von Harald Ketelhöhn von der Lokführergewerkschaft GDL beruht die Sicherheit des Bahnverkehrs auf einer guten Ausbildung. Gegenüber dem NDR erklärte der Gewerkschafter, dass nach einer üblichen Ausbildungszeit von drei Jahren „eher weniger“ als zehn Prozent der Azubis durchfallen würden.
Osnabrück bislang von Ausfällen nicht direkt betroffen
Aufgrund des Mangels an Lokführern plant die Nordwestbahn, im April Züge zwischen Rotenburg und Verden durch Busse zu ersetzen. Zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven sind einige Züge betroffen.
Ergänzend zu seiner Forderung die Prüfungshürden zu senken, schloss Minister Lies Sanktionen wie das Einbehalten von Zuschüssen für entfallene Fahrten nicht aus und erklärte, dass der Umfang möglicher Sanktionen derzeit geprüft werde.