Less vor den selbstgebauten Obdachlosenwagen auf dem Osnabrücker Marktplatz. /Foto: Jasmin Schulte
Seit Dezember hämmern, schrauben und sägen die beiden Aktivisten Tik und Less an ihren Wagen, mit denen sie Obdachlosen ein Zuhause bieten möchten. Bis zum Freitag vergangener Woche (25. Februar) mussten diese nun von öffentlichem Grund entfernt werden. Ihre Antwort: Sie ziehen mit den Osnabrücker Wagen kurzerhand auf den Rathausplatz.
Die selbstgebauten Wagen sind als Schutz für Obdachlose gedacht, die nicht in Obdachlosenunterkünfte oder auf der Straße schlafen wollen. „Wir wollen den Menschen ein Zuhause geben, das sie abschließen können und in dem sie ihre Sachen sicher verstauen können“, erklärt Less das Engagement. So wollen man den ersten Schritt aus der Obdachlosigkeit in ein geordnetes Leben ermöglichen. In den ersten Wagen ist direkt im Dezember ein Obdachloser eingezogen, auch der zweite wurde kurz darauf bezogen. Im Rosenplatzviertel fanden sie ihren Platz. Das Ordnungsamt duldete nach eigenen Angaben zunächst das Abstellen der Wagen auf öffentlichem Grund. Dann der Schock für die Aktivisten: Sie erhielten einen Brief vom Ordnungsamt, in dem man die beiden aufforderte, ihre Wagen bis zum 25. Februar zu entfernen. Ansonsten müsse man sie kostenpflichtig für 250 Euro entfernen lassen.
Unverständnis für das Vorgehen der Stadt
Die beiden Aktivisten erreichte bisher von allen Seiten positives Feedback. „Anwohner brachten Decken und Lebensmittel zu den Wagen“, erzählt Less. „Die Leute haben uns immer wieder gesagt, dass sie das, was wir machen, cool finden.“ Für die beiden Aktivisten kam das negative Feedback der Stadt absolut unerwartet. Gründe für das Schreiben vom Ordnungsamt seien einerseits das Abstellen auf öffentlichem Grund und andererseits die Gefahr für die darin schlafenden Personen. Dabei seien die Menschen laut Less dort deutlich geschützter. „Wie oft haben wir schon mitbekommen, dass Obdachlose auf der Straße angespuckt, angepinkelt oder sogar angezündet wurden.“ Hier hätten sie einen abschließbaren Platz, der mit Rauchmelder und Feuerlöscher ausgestattet ist.
Der dritte unbewohnte Wagen sorgte bei der Stadt wohl für den entscheidenen Vorstoß. Denn dieser stand am Fahrbandrand der Iburger Straße – angeschlossen und gesichert nach Angaben der beiden. Dafür hätten Tik und Less eine sogenannte Sondernutzungserlaubnis benötigt, die sie sich mit ihrem Hartz IV-Einkommen allerdings nicht leisten können. Über diese Erlaubnis hätten sie auch mit einer Mitarbeiterin des Ordnungsamtes gesprochen. Diese wolle abklären, ob die Gebühren erlassen werden könnten. Die Antwort: Der Brief, der die beiden dazu aufforderte, die Wagen zu entfernen.
Diskussionsbereit und offen für Ideen
Die beiden Aktivisten sind telefonisch unter der Nummer 01781784384 erreichbar oder auch persönlich bis mindestens Freitag (4. März) auf dem Osnabrücker Marktplatz anzutreffen. „Wir sind offen, für konstruktives Feedback oder Ideen, wie wir die Wagen soweit optimieren können, dass sie ins Stadtbild passen“, so Less. Derzeit sind sie auf der Suche nach alternativen Standorten für ihre Wagen – bei Vereinen oder auf privaten Grundstücken. In anderen Städten gelinge das schließlich auch. Beispiele dafür seien Hamburg oder Stuttgart, in denen ähnliche Mobilheime für Obdachlose aufgestellt wurden. Ihre Hoffnung ist die Ratssitzung am 15. März, in der sich laut ihnen auch Osnabrücker Partien wie SPD oder DIE LINKE für ihre Idee eine Lösung finden wollen. Wer helfen möchte, kann Sachspenden wie Decken oder Kleidung bei den beiden vor Ort abgeben. Diese verteilen sie vom Marktplatz aus an Obdachlose.