Zumindest vorläufig wird es wohl nichts mit Teenager-Magneten Primark und Osnabrück. In einem Interview mit dem Bremer Weser Kurier zählte Primark Deutschland-Chef Wolfgang Krogmann die geplanten Neueröffnungen auf. Osnabrück ist nicht dabei. Schaut man sich die bisherigen Standorte an, passt Osnabrück nicht wirklich ins Konzept. Allerdings würde eine Nachfolge von Sinn-Leffers in der Johannisstraße zur Strategie passen, sollte sich der bisherige Mieter zur Aufgabe des Standorts entscheiden.
Leipzig, Hamburg, Mannheim und Bonn, das sind die nächsten Neueröffnungen, die der Primark-Chef im Interview mit der Bremer Tageszeitung bekannt gab. Osnabrück steht nicht auf der Liste, womöglich auch, weil Osnabrück mit seinen rund 165.000 Einwohnern nicht ins Konzept der irischen Billigkette passt. Schaut man sich die bisherigen Primark-Standorte an (Liste unten) fällt schnell auf: Osnabrück passt nicht wirklich zu den bisherigen Standorten. Und dabei sind noch nicht einmal alle Landeshauptstädte der Republik mit einer Primark-Filiale besetzt. In München zum Beispiel, so berichtet es die dortige Abendzeitung, sucht Primark noch nach der richtigen Fläche.
Primark nimmt gerne billige Flächen in guten Lagen
Bei der Suche nach einer Verkaufsfläche, dürfte auch die Miete eine große Rolle spielen. So resümierte die Immobilienzeitung (Abruf kostenpflichtig) im vergangenen Jahr „Primark übernimmt ausrangierte Textilhäuser von SinnLeffers und C&A oder folgt auf Saturn oder Karstadt Sport“. Mit anderen Worten: Dort wo für den Vermieter der Druck am größten ist, kann Primark mit einer billigen Miete eine große Fläche übernehmen.
Das Primark gleich mit Eröffnung eines Shoppingcenters einzieht, ist eher die Ausnahme. Für die Dortmunder Thier-Galerie finden sich im Netz Berichte über eine zunächst erfolglose Mietersuche des Investors ECE während die Bauarbeiten schon liefen, bis erst kurz vor der Eröffnung Primark zum Ankermieter wurde. Welcher Preis – vor allem vom Vermieter – dafür gezahlt wurde, ist unbekannt. Auch in Bremen, wo Primark seine erste deutsche Filiale eröffnete, gab es im Einkaufszentrum Waterfront zuvor ernsthafte Probleme, bevor die billigen Iren für Frequenz sorgten.
So gesehen könnte Primark auch für das in Osnabrück geplante Einkaufszentrum am Neumarkt zum Retter werden. Doch anders als in Bremen oder Dortmund haben weder vorbereitende Abrissarbeiten noch die Bauarbeiten selbst begonnen. Warum also sollte der Investor Unibail-Rodamco teure Flächen bauen, um sie dann an einen Mieter zu vergeben, der eher nicht für die Zahlung von Spitzenmieten bekannt ist?
Könnte Primark Sinn-Leffers an der Johannisstraße folgen?
In Hannover zog Primark in ein ehemaliges Textilkaufhaus von Sinn-Leffers ein, das zuvor jahrelang leer stand. Gleiches geschah in Saarbrücken, Frankfurt und Gelsenkirchen. Dem Vernehmen nach, soll der Mietvertrag von Sinn-Leffers in der Osnabrücker Johannisstraße in absehbarer Zeit (2017?) auslaufen. Angesichts der unsicheren Zukunft, des Einkaufscenters am Neumarkt, das einen Frequenzzuwachs auf der weniger schicken Seite des Neumarkts bringen könnte, scheint eine Verlängerung des Mietvertrags als zumindest „riskant“. Analog zu den oben genannten Städten, könnte das Modell „Sinn-Leffers raus – Primark rein“ zumindest in der Theorie auch in der Johannisstraße funktionieren.
Primark selbst geht offensiv mit dem Image als Retter von Schrottimmobilien um, die Immobilienzeitung (Abruf kostenpflichtig) zitiert Michael Frese, Expansionsleiter der Iren: „Primark wird im Moment als Retter für alle notleidenden Immobilien dieser Welt gehandelt.“
Im gleichen Interview werden auch Kriterien für zukünftige Primark-Standorte genannt: „Wir bevorzugen große Städte, vielleicht zunächst runter bis zu einer Größe von 170.000 Einwohnern“, wird der Expansionsmanager zitiert.
Bisherige Standorte – eher nicht mit Osnabrück vergleichbar
Mit inzwischen rund 165.000 Einwohnern, ergänzt um nicht eingemeindete – faktisch aber zu Osnabrück gehörende – Gemeinden, wie Belm, Wersen-Büren, Lotte, Harderberg und Hasbergen, könnte Osnabrück doch noch ins Primark-Raster fallen. Allerdings ist nur ein bisheriger Primark-Standort (Kaiserslautern) kleiner als Osnabrück, ebenso wie die Landeshauptstadt Saarbrücken zehrt dieser Standort vermutlich durch seine Grenzlage. Zahlreiche Landeshauptstädte – von Kiel bis München – sind noch unbesetzt (in Klammern die Einwohnerzahl).
- Berlin, 2x (3.469.000)
- Bremen (551.000)
- Dortmund (580.000)
- Dresden (536.000)
- Essen (573.000)
- Frankfurt 2x (717.000)
- Gelsenkirchen (257.000)
- Hannover (523.000)
- Kaiserslautern (97.000)
- Karlsruhe (300.000)
- Köln (1.046.000)
- Saarbrücken (178.000)
- Stuttgart (612.000)
Es bleibt das Thema „Produktionsbedingungen“
Unabhängig davon, ob und wohin Primark nach Osnabrück kommt, die Art wie das Unternehmen produzieren lässt, dürfte für die Befürworter neuer Strukturen jenseits des Neumarkts nicht ohne Brisanz sein. Ausgerechnet Grüne und Sozialdemokraten, die als stärkste Förderer des Wandels am Neumarkt gelten, könnten gleichzeitig in der Friedensstadt zum Wegbereiter eines Shoppingkonzepts werden, bei dem T-Shirts für 2,50 Euro über den Ladentisch gehen. Wegwerfkleidung produziert von Jugendlichen in Bangladesh für ihre Altersgenossen in Europa.
Grafik: HASEPOST
Foto: Keith Edkins. Lizenz: CC BY-SA 2.0