Zum 1. Dezember heben die Stadtwerke Osnabrück die Tarife im Nettebad, Moskaubad und Schinkelbad an. Aus den Reihen der CDU, der UWG und der Piraten gibt es Kritik an der Preiserhöhung.
Wir haben uns auf Basis von Daten der Stadtwerke einmal angeschaut, was das Badevergnügen in Freizeitbädern wie dem Nettebad andernorts kostet.
Wirklich mit dem Nettebad vergleichbare Freizeitbäder sind nicht leicht zu finden. Neben der Spaßabteilung bietet das Nettebad auch noch ein ordentliches Sportbecken und unter gleichem Dach eine Saunalandschaft.
Als Benchmark müssen das H2O in Herford, das Ishara in Bielefeld, das OLantis Huntebad in Oldenburg und ganz allgemein die CenterParcs herhalten.
Beim Basistarif ist nur Herford noch teurer
Der Basistarif des Nettebads gilt für 90 Minuten und kostet zukünftig 5,80 Euro. Vergleichbare anderthalb Stunden Freizeitbadvergnügen kosten in Oldenburg nur 4 Euro. In Bielefeld sind sogar volle zwei Stunden schon für 4,50 erhältlich. Nur Herford verlangt mit 6,30 Euro leicht mehr als die Stadtwerke für das Nettebad. Ein wenig außer Konkurrenz laufen die CenterParcs mit, deren in das Gesamtekonzept der Ferienanlagen integrierte Spassbad bei alleinigem Badbesuch stolze 15 Euro für vier Stunden kostet.
Bei 2,5h Aufenthalt landet das Nettebad im Mittelfeld der Vergleichspreise
Da 90 Minuten für einen Spaßbad-Nachmittag eher die kurze Ausnahme als die Regel sind, haben die Stadtwerke auch die Vergleichspreise für realistischere 2,5 Stunden Aufenthalt ermittelt. Da enteilt der Herforder Wettbewerb deutlich mit bereits 11 Euro Kosten, während Bielefeld mit ebenfalls 8,50 Euro gleichauf liegt und auch Oldenburg mit dann immerhin 7 Euro schon nicht mehr so billig ist.
Alle weiteren Vergleichspreise für Freizeitbäder der Region können Sie der Tabelle entnehmen.
Neue Wasserrutsche soll kein Kostentreiber sein
„Wir erhöhen nicht wegen, sondern trotz der neuen ‚Twist‘-Rutsche“, betont Stadtwerke-Bäderchef Wolfgang Hermle und greift damit die Kritik auf, die neue Rutsche sei ursächlich für die Preisanpassungen. „Ganz im Gegenteil: Dank der Attraktionen wie die in Kürze in Betrieb gehende ‚Twist‘ können wir das hohe Besucherniveau halten und durch die erzielten Umsatzerlöse die steigenden Kosten halbwegs kompensieren“, erläutert Hermle. Dabei gelte – wie bei allen Investitionen – die Stadtwerke-Maxime, dass eine solche Rutsche nur bei einer klaren Renditeerwartung gebaut werden dürfe. „So wie beim ‚Sloop‘- Effekt, der sogar zu einem Besucherzuwachs im Nettebad geführt hat“, so Hermle weiter. Mit der „Twist‘ verfügt das Nettebad – mit 745.000 Jahresbesuchern weit oben im deutschen Bäder-Besucherranking – in Kürze über einen der größten Rutschenparks in Norddeutschland. Ohne solche stetigen Attraktivierungen würden die Besucherzahlen Studien zufolge allerdings zurückgehen – mit negativen Folgen für die Wirtschaftlichkeit des Bäderbetriebs. „Dann bliebe nur das weitere Drehen an der Preisschraube – und das will keiner von uns“, betont Hermle.
Junge Union: 14 Prozent sind keine moderate Preiserhöhung
Über das Wochenende gab es Kritik von der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union. Der JU-Vorsitzende Christopher Peiler, der auch für die CDU im Stadtrat sitzt, kritisiert „Bereits im vergangenen Jahr haben die Stadtwerke die Preisschraube nach oben gedreht. Auch in diesem Jahr ein weiterer Griff ins Portemonnaie von jungen Familien“. Wie der Bäderchef von einer moderaten Erhöhung sprechen kann, ist aus Sicht der Jungen Union nicht nachzuvollziehen. „Ein Preisanstieg um bis zu 14 Prozent ist jenseits einer moderaten Erhöhung!“, so Peiler weiter. Die Junge Union fordert des Weiteren die Einführung von Früh- und Spätschwimmer Rabatten in allen Schwimmbädern der Stadtwerke. „Jetzt 4.50 Euro zu zahlen, um ein paar Bahnen zu ziehen, ist völlig überzogen. Hier braucht es flexiblere Zeiten früh morgens und abends. Darüber hinaus bleibt zu hoffen, dass die Stadtwerke in den kommenden Jahren die Preise stabil halten und es zu keinen weiteren Erhöhungen kommt“, so der JU Vorsitzende abschließend.
UWG/Piraten: Nettebad wird ein exklusives Vergnügen
Die Fraktionsgruppe UWG und Piraten bezweifelt vor allem, dass die von den Stadtwerken angekündigte Preiserhöhung für alle Bäder losgelöst von den aktuellen Investitionen der städtischen Tochtergesellschaft zu sehen sind. “Dass die Stadtwerke nach eigener Aussage eine halbe Million Euro für eine neue Rutsche und circa drei Millionen für eine Elektrokartbahn ausgeben müssen, um ihre Daseinsvorsorge zu gewährleisten, hört sich nicht nur paradox an, sondern kann doch auch nicht richtig sein!”, bemängelt und hinterfragt Wulf-Siegmar Mierke Ratsmitglied der UWG. Aus Sicht der Gruppe UWG und Piraten entwickelt sich der Standort Nettebad zusehends zu einem exklusiven Vergnügen, dass zunehmend sogar Familien und Kinder aus der unmittelbaren Nachbarschaft zwingt aus Kostengründen in die Bäder des Osnabrücker Umlandes auszuweichen.
Preiserhöhungen treffen vor allem Schüler und Studenten
Als nicht nachvollziehbar und fragwürdig bezeichnet die Gruppe auch die uneinheitliche Anpassung der Tarifstruktur. Auch von einer durchschnittlichen Erhöhung der Eintrittspreise um 2% kann nicht die Rede sein, beanstandet die Ratsgruppe. “Laut unseren Berechnungen beträgt im Rahmen der neu eingeführten Sommerpreise der maximale Anstieg im Moskaubad für Kinder unter 4 Jahren satte 53,84% (das heißt auch zwei Euro für Babies)”, so Nils Ellmers, Mierkes neuer Fraktionskollege von den Piraten. Ebenfalls massiv angezogen werden die ermäßigten Eintrittspreise im Nettebad mit knapp 18,5% und im Moskaubad sogar mit über 28% beim Sommertarif. “Das trifft vor allem Schüler und Menschen mit einem Handicap und widerspricht damit der Daseinsvorsorge”. Ellmers sieht die erneute Preissteigerung nach nur einem Jahr als äußerst familienfeindlich: “Ich fahre mit meiner vierköpfigen Familie inzwischen auch ins Osnabrücker Umland zum Baden, weil es deutlich günstiger ist und Kleinkinder freien Eintritt haben. Insofern stellt sich die Frage, ob der Fehlbetrag nicht eher durch ein Ausbleiben der Badegäste hervorgerufen wird!”
Langzeitstudenten bekommen keine Ermässigungen mehr
Ebenfalls wurde inzwischen eingeführt, dass Studenten ab dem 27. Lebensjahr nicht mehr als ermäßigt gelten. “Diese intransparente und zum Teil klammheimliche Preispolitik zu lasten der nicht so gut Betuchten, schadet letzten Endes auch dem Ansehen unserer Bäder”, kritisiert die Gruppe UWG und Piraten.