Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Viele Polizisten treten laut einer Studie stereotypen, menschenfeindlichen Aussagen nicht eindeutig ablehnend gegenüber. Es gebe zwar nur eine „sehr kleine Gruppe“, die „durchgängig problematische Einstellungen“ zeige, aber eine „große Anzahl“ an Beschäftigen, die sich „ambivalent“ verhalte, sagte die Leiterin des Projekts „Megavo“, Anja Schiemann von der Deutschen Hochschule der Polizei, bei der Vorstellung erster Zwischenergebnisse am Dienstag.
„Insofern findet man zwar wenige Hinweise auf radikale Positionen, aber einige Eindrücke, die auf Verunsicherungen und uneindeutige Positionen schließen lassen“, so die Professorin weiter. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte zu den Zwischenergebnissen der Studie: „Es gibt null Toleranz gegenüber Rechtsextremismus, Rassismus und anderen Formen von Menschenfeindlichkeit.“ Jeder derartige Vorfall müsse deutliche Konsequenzen haben. Das schulde man der „überwältigenden Mehrheit“ der Polizeibeamten, die „für unsere vielfältige Gesellschaft einstehen“.
Man wolle eine „transparente Fehlerkultur stärken und der Entstehung und Verfestigung von Vorurteilen und Diskriminierungen konsequenter entgegentreten“, so Faeser. Von der Studie erwarte sie „wichtige Handlungsempfehlungen“ dafür. Das Forschungsprojekt „Motivation, Einstellung und Gewalt im Alltag von Polizeivollzugsbeamten“ (Megavo) untersucht seit 2021 die Fragen, mit welcher Motivation die Mitarbeiter sich für ihren Beruf entschieden haben, ob und wie sich die Motivation im Laufe des Berufslebens verändert hat und welche Auswirkungen berufliche Belastungen auf die Motivation haben. Um die Studie hatte es lange Streit mit dem damaligen Innenminister Horst Seehofer (CSU) gegeben.
Im Fokus stehen dabei unter anderem politische Einstellungen und grundlegende Haltungen zu gesellschaftlich wichtigen Themen. Die Befragung wurde von November 2021 bis Oktober 2022 durchgeführt und ergab 50.000 Fragebögen zur Auswertung.
Foto: Polizeieinsatz, über dts Nachrichtenagentur