Eine harte Ansage gegen einen renitenten jungen Mann, ein vorwiegend aus Schatten und Grautönen bestehendes Video, das für Facebook auf 10 Sekunden geschnitten wurde, und ganz viele Mutmaßungen… Am Samstag wurde von der Osnabrücker Lokalzeitung NOZ ein Video veröffentlicht, das die Polizeiinspektion Osnabrück zu einer Stellungnahme per Facebook veranlasste um die Hintergründe aufzuklären und auch ihre Sicht der Dinge umfangreich darzustellen.
Die im Verlauf der Festnahme gefallene Aufforderung seine „scheiß Klappe“ zu halten, “entspricht nicht dem Ausbildungshandbuch der niedersächsischen Polizei und ist sicherlich auch nicht im täglichen Sprachgebrauch der Kollegin zu finden”, erklärt die Social Media Redaktion der Osnabrücker Polizei und kündigt eine Nachbereitung des Einsatzes an, der auch die Wortwahl der Beamtin behandeln wird.
Die Kollegen der Polizistin, die am Freitagabend bestimmt keinen leichten Einsatz hatte, ergänzen “es ist auch ein Satz, den sicher schon viele von Euch mal rausgehauen haben, weil sie sich über jemanden so richtig geärgert haben und sich Luft verschaffen mussten. Wenn man beleidigt, getreten und geschlagen wird, muss man als Polizist professionell damit umgehen, man ist aber auch Mensch, der nicht immer immun gegen so etwas ist.”
Nur gekürztes Videomaterial über Facebook verbreitet
Die Lokalzeitung, die ein mehr als zwei Minuten dauerndes Video nur hinter ihrer Bezahlschranke zugänglich machte, hatte auf Facebook lediglich eine auf 10 Sekunden gekürzte Fassung des Videos veröffentlicht, das die harte Ansage der Polizistin in den Mittelpunkt stellt und den am Boden fixierten jungen Mann als um Deeskalation bittendes Opfer (“ich bin ruhig, ich bin ruhig”) zeigt.
Subtile Unterstellung von Rassismus und Polizeigewalt durch Täter
Bevor der kritisierte Satz fiel, wurde der aggressive junge Mann von mehreren Einsatzkräften am Boden fixiert. Im Verlauf der polizeilichen Maßnahmen, während der sich der von den Beamten fixierte Mann selbst lautstark mit dem in den USA bei einem Polizeieinsatz verstorbenen George Floyd verglich und damit den Polizisten subtil Rassismus und unnötige Polizeigewalt unterstellte, widersetzte der Mann sich mehrfach den Aufforderungen der Polizisten. Mehrere Beamte schaffen es kaum den aggressiven jungen Mann zum Streifenwagen zu begleiten.
Junger Mann mischte sich in laufenden Polizeieinsatz ein
Hintergrund des Einsatzes war die Meldung über ein Kind, das sich noch gegen 22:45 Uhr am Adolf-Reichwein-Platz herumtrieb. Wie sich später herausstellte handelte es sich um einen 12-jährigen Jungen, der in Holzminden ausgebüxt war.
Der 19-Jährige, der kurz darauf auf dem Pflaster der Redlingerstraße landete und am Samstag zum Gegenstand eines Zeitungsberichts wurde, hatte mit dem eigentlichen Einsatz überhaupt nichts zu tun, stellt die Polizeiinspektion fest.
Nach Darstellung der Polizei platzte er in den laufenden Polizeieinsatz und erhielt von den Beamten einen Platzverweis, den er aber nicht akzeptieren wollte. Als der Störer daraufhin seine Personalien angeben sollte, verweigerte der Mann sich auszuweisen und wurde gewalttätig gegen einen Polizeibeamten, rang diesen zu Boden, versuchte dem Beamten ins Gesicht zu schlagen und die Waffe zu entwinden.
Auch im weiteren Verlauf der Festnahme, von der auch das längere Video hinter der Bezahlschranke der Lokalzeitung nur einen Ausschnitt zeigt, soll der Mann gegen die hinzugezogenen Bereitschaftspolizisten gewalttätig gewesen sein. Er trat nach Angaben der Polizeipressestelle um sich und biss einem Beamten in den Arm.
Trotz dieser Vorkommnisse wurde der polizeilich bekannte, alkoholisierte und nach Polizeiangaben vermutlich auch unter Drogeneinfluss stehende Mann aus dem Sauerland noch am gleichen Abend wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen.
Gegen ihn wird nun wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Körperverletzung ermittelt.
Die komplette Stellungnahme der Polizeiinspektion Osnabrück auf Facebook hier.
Foto: Symbolbild nächtlicher Polizeieinsatz