Nachdem die Polizeidirektion ihre jährliche Kriminalitätsstatistik für den Bereich von den Ostfriesischen Inseln bis zum Teutoburger Wald veröffentlichte, gibt nun auch die Polizei Osnabrück ihren Lagebericht zu Stadt und Landkreis Osnabrück heraus. Die Fallzahlen sind im Vergleich zum Vorjahr zwar um knapp 15 Prozent auf 33.014 Fälle angestiegen, liegen aber dennoch unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.
2022 gab es knapp 33.000 registrierte Straftaten in Stadt und Landkreis Osnabrück. Und obwohl die Anzahl damit unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre liegt, wird in der Kriminalitätsstastik deutlich, dass wesentlich mehr Fälle in der Stadt aufgetreten sind (18.031). Das ist der höchste Wert seit 2015. Im Landkreis gehen hingegen die registrierten Straftaten seit 2015 fast jedes Jahr zurück. 2022 registrierte die Polizeiinspektion 14.983 Fälle.
Aufgeklärt wurden im vergangenen Jahr 19.652 Fälle, fast 2.000 Fälle mehr als im Vorjahr. Da die Anzahl der Straftaten allerdings gestiegen ist, ist die Aufklärungsquote auf 59,5 Prozent gesunken – ein Minus von 2,1 Prozentpunkten.
Sexuell motivierte Straftaten und Körperverletzung gestiegen
Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei Osnabrück 932 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, das sind 222 und damit fast 32 Prozent mehr als noch 2021. 832 Taten konnten aufgeklärt werden, eine Aufklärungsquote von 89,2 Prozent. Auch im Bereich des sexuellen Missbrauchs steigen die Straftaten. So wurde etwa im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Bramsche ein Großverfahren gegen einen Arzt geführt, der Patientinnen heimlich gefilmt und einige womöglich sogar sexuell missbraucht haben soll.
“Sorgen bereitet mir der Anstieg der Körperverletzungsdelikte in der Stadt Osnabrück”, sagt Polizeichef Oliver Voges. Denn im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um fast 38 Prozent auf 3.342 angezeigte Fälle. Die Zahl der Taten erreichte damit ein 10-Jahres-Hoch. Rund ein Drittel der Körperverletzungen werden in den Nächten zu Samstag und Sonntag registriert. “Auch wenn Diskotheken und Kneipen wieder geöffnet waren und das öffentliche Leben wie gewohnt stattfand, rechtfertigt dies in keiner Weise diese Entwicklung.” Voges kündigte an, als Polizei konsequent einzuschreiten und die “Täter mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln” zu verfolgen.
Weniger Wohnungseinbrüche – mehr Ladendiebstahl
2022 wurden 385 Fälle von Wohnungs- und Tageswohnungseinbrüchen in Stadt und Landkreis registriert. Abgesehen von den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 ist das der niedrigste Wert in den vergangenen zehn Jahren. Dafür nahm die Zahl der Ladendiebstähle deutlich zu. Die Polizei sieht hier einen Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, der wiederum für einen Anstieg der Inflation sowie höhere Energie- und Verbraucherpreise sorgte. Die Zahl der Ladendiebstähle stieg im Vergleich zu 2021 um über 57 Prozent an. Traurig: Vor allem Kinder und Jugendliche klauten im vergangenen Jahr. Die Zahl der Tatverdächtigen bei Ladendiebstahlsdelikten stieg um 148 Prozent.
„Mit großer Sorge beobachten wir den Anstieg bei tatverdächtigen Kindern”, kommentiert Natalia de Vries, Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Osnabrück. “Hier gilt es, möglichst schnell die Ursachen zu klären und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um die Verfestigung krimineller Karrieren nachhaltig zu verhindern.“
Immer mehr Kinder, also strafunmündige Jungen und Mädchen unter 14 Jahren, werden als Tatverdächtige zu Straftaten ermittelt. Im Vergleich zum Vorjahr stieg ihre Zahl in der Polizeiinspektion Osnabrück um 40 Prozent auf 560 an. Neben Ladendiebstählen fielen Kinder und Jugendliche bei der Polizei vor allem mit der Verbreitung pornografischer Schriften (Plus von fast 24 Prozent) auf. Voges appellierte an Erziehungsberechtigte, intensiver die Inhalte der Chatnachrichten ihrer Kinder zu kontrollieren.