Die beiden 12.Klässler Fynn Thole und Johanna Lohbeck (Gymnasium Bersenbrück) haben selbst an einem Workshop am Lernort Bremer Brücke teilgenommen. / Foto: Jasmin Schulte
Unter dem Motto „Raus aus der Schule – rein ins Stadion“ findet politische Bildung am Lernort Bremer Brücke statt. Dieser ist nun als 23. offizieller Standort im Netzwerk der außerschulischen Lernorte in Stadien aufgenommen worden und erhält damit jährlich eine finanzielle Unterstützung der DFL Stiftung von rund 18.000 Euro.
“Fußball und Zeitgeschichte”, “Fußball zwischen Tradition und Moderne” oder „Nie wieder! – Tag der Erinnerung”: Das sind drei der vier Module, die an der Bremer Brücke angeboten werden. Etwa 150 Workshops wurden bereits durchgeführt. Mit der Förderung durch die DFL Stiftung ist es nun möglich, im Jahr rund 40 Workshops zu geben, anstelle der bisher 20 bis 25. VfL-Geschäftsführer Dr. Michael Welling spricht in dem Zusammenhang von „Osnabrücks größtem Klassenzimmer“. Schülerinnen und Schüler werden in den Workshops demokratische Werte vermittelt, die sie zu einer offenen Haltung und einer bunten Gesellschaft bewegen sollen. „Wir nutzen die Kraft des Fußballs, um Inhalte zu vermitteln“, so Welling weiter. „Denn Schüler gehen nicht immer gerne zur Schule, aber an diesem besonderen Ort macht Lernen gleich viel mehr Spaß. Mit dieser Arbeit spielen wir in der Championsleague.”
Faszination für Fußball als Motor für politische Bildung
„Wir nutzen die Faszination des Fußballs dazu, politische Bildung außerhalb der Schule zu vermitteln“, so erster Stadtrat Wolfgang Beckermann. Denn gerade im Vereinsleben des Fußballs seien demokratische Werte wichtig und gerade der Fußball solle sich als politischer Akteur im gesellschaftlichen Prozess verstehen.
„Mithilfe des Lernortes wollen wir junge Menschen für eine demokratische und bunte Gesellschaft bewegen“, sagt Beckermann. Hier sollen unter einem fußballspezifischen Fokus Demokratieverständnis und demokratische Werte vermittelt und Teilhabe ermöglicht werden. So haben etwa Johanna Lohbeck und Fynn Thöle (12. Klasse Gymnasium Bersenbrück) den eintägigen Workshop „Diskriminierung und politische Einflüsse im Fußball“ durchlaufen. „Wir haben mit dem Barometer der Beleidigung gearbeitet“, erzählt Lohbeck. „Anhand einer Skala sollten wir verschiedene Schimpfwörter danach anordnen, wie diskriminierend oder beleidigend wir diese empfunden haben“, ergänzt Thöle.
Politische Bildung im Stadtion
Die Angebote richten sich an Jugendgruppen und Klassen ab Jahrgangsstufe 8 bzw. 14 Jahren. Die unterschiedlichen Bausteine können individuell auf die jeweilige Gruppe abgestimmt werden. Diese seien auch an den Lehrplänen zur politischen Bildung orientiert.
Das Osnabrücker Fanprojekt ist mit dem Beginn der Saison 2018/2019 mit knappen finanziellen Mitteln gestartet. Seit Anfang 2021 steht es auf der Förderliste der DFL Stiftung und ist nun nach einer einjährigen Beobachtung am 16. Februar auch formal als 23. Standort aufgenommen worden. Ohne diese Finanzierung wäre das Projekt auf Dauer finanziell möglicherweise nicht mehr tragfähig gewesen. Schon seit einigen Jahren wird beim DFB, der ab der 3. Liga die Fanprojekte finanziert, diskutiert, die Ausgaben für Fanarbeit zu kürzen. „Fanarbeit ist ligaunabhängig, finanziell aber leider schon“, sagt Welling. Das Projekt wurde und wird finanziell und ideell von der VfL-Fanabteilung sowie vom VfL-Museum unterstützt.