„Gefahrenabwehr“ um Wildtier-Zirkusse aus der Stadt zu halten?
Nach dem Unfall, bei dem in der Premierenvorstellung des Circus Krone eine Elefant in den Zuschauerbereich stürzte (HASEPOST berichtete deutschlandweit zuerst), haben die kleinen Parteien des Osnabrücker Stadtrats erneut das Thema „Zirkus-Wildtierverbot“ auf die Agenda gebracht.
Heidi Reichinnek, Ratsmitglied für die Fraktion „die Linke“ bedauert den Vorfall bei der Premierenvorstellung und ist sehr froh, dass es zu keinen schwerwiegenden Verletzungen gekommen ist. Allerdings macht das Ratsmitglied auch klar, dass es ihrer Ansicht nach so nicht weitergehen kann: „Für uns macht dieser Zwischenfall einmal mehr deutlich, dass Wildtiere im Zirkus nichts verloren haben. Bedauerlicherweise musste ein Ratsbeschluss zum Verbot von Wildtieren zurückgenommen werden, da hier die entsprechenden Landes– und Bundesgesetze fehlen. Unsere Fraktion fordert daher die Gesetzgebenden auf Landes– und Bundesebene nachdrücklich dazu auf, nun endlich tätig zu werden.“
Osnabrücker Herdbuch (OHG) in der Verantwortung
Die Linken-Politikern fordert die Verpächter von Zirkusflächen dazu auf, dass diese in Zukunft ihre Flächen nicht mehr Zirkussen mit Wildtieren überlassen.
Etwas deutlich werden UWG und Piraten. Wulf-Siegmar Mierke (UWG) und Nils Ellmers (Piraten), sie adressieren direkt die Osnabrücker Herdbuchgesellschaft (OHG): „Es ist nur schwer begreiflich, dass die OHG ihre finanziellen Interessen über das Wohl der Tiere und Menschen gestellt hat”, meint Nils Ellmers.
Mitverantwortung für das Unglück tragen nach Ansicht der Gruppe UWG und Piraten jene Ratsmitglieder, die den bereits einstimmig gefassten Beschluss für ein Wildtierverbot zurückgenommen haben. Dieser war auf Antrag der Gruppe in der Ratssitzung im Juli 2015 zustande gekommen. Nur dadurch sei die Osnabrücker Herdbuchgenossenschaft (OHG) ermutigt worden ihre Flächen wieder an Wildtierzirkusse zu vermieten.
Wildtierverbot um Zirkusbesucher zu schützen
“Anstatt das Unglück zu bagatellisieren, sollte der Zirkus Krone lieber zum Schutz der Besucher sowie dem Wohl der Tiere die Konsequenzen ziehen und auf Vorstellungen mit Wildtieren verzichten”, fordern Mierke und Ellmers einhellig.
Heidi Reichinnek von der Linkspartei geht hinsichtlich Schutz der Besucher noch einen Schritt weiter und macht den Vorschlag, über diesen Hebel ein Auftrittsverbot für Wildtier-Zirkusse durchzusetzen: „Weiterhin sollten wir als Stadt überlegen, ob nicht tatsächlich das Argument der Gefahrenabwehr zielführend ist. Der Vorfall bei der Premierenvorstellung macht deutlich, dass Wildtiere im Zirkus nicht nur aus Tierschutzgründen bedenklich sind, sondern auch eine eklatante Gefahr darstellen.“
Hintergrund: Herdbuchgesellschaft vermietet städtische Fläche
Wie unsere Redaktion bereits 2015 recherchierte, ist der Zirkus-Standplatz an der Halle Gartlage gut zur Hälfte in städtischem Eigentum. Geheimverträge mit der Osnabrücker Herdbuchgesellschaft (OHG) erlauben es dem Betreiber der Viehauktionshalle dennoch auch über das städtische Grundstück zu verfügen, als sei es ein eigenes Grundstück. So ist es möglich, dass auch auf (teilweise) städtischen Flächen Wildtier-Zirkusse ihre Zelte aufschlagen. Trotz zwischenzeitlich gegenteiliger Bekenntnisse überlässt die OHG weiterhin Flächen für Zirkusbetriebe, die mit Tiger, Elefant & Co auf Reisen gehen.
Titelillustration: Pressefoto Cirkus Krone