(mit Material von dts Nachrichtenagentur) Deutliche Zunahme von Angriffen auf Christen in Jerusalem.
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, beobachtet eine „deutliche Zunahme“ von Angriffen auf Christen in Jerusalem seit der Amtsübernahme der rechtsreligiösen Regierung von Benjamin Netanjahu. Er betont, dass es schon früher Aggressionen gegen Christen gegeben habe, jedoch sei die Häufigkeit und Normalität dieser Angriffe besorgniserregend. Pizzaballa, einer der ranghöchsten Kirchenführer im Heiligen Land, erklärt, dass dieses Phänomen vor etwa zwanzig Jahren begonnen habe und seitdem zugenommen habe. Der Lateinische Patriarch selbst sei bereits Ziel von Angriffen geworden, wie zum Beispiel Bespucken und Beleidigungen. Er führt diese Angriffe hauptsächlich auf eine extremistische Erziehung zurück und betont, dass die israelischen Behörden Schwierigkeiten haben, dagegen vorzugehen.
Keine Kontakte zur Regierung und Vernachlässigung der diplomatischen Agenda
Pizzaballa beklagt, dass die Kirchen in Jerusalem keine politischen Kontakte zur Regierung haben. Er ruft ausländische Regierungen dazu auf, das Phänomen der Angriffe gegenüber der israelischen Regierung anzusprechen und die Bedeutung der Christen in Jerusalem stärker zu betonen. In den letzten zwanzig Jahren sei das Thema von der diplomatischen Agenda verschwunden. Neben den gewaltsamen Übergriffen kritisiert der Patriarch auch, dass die Christen zum „Kollateralschaden“ israelischer Politik würden. Die Regierung möchte den jüdischen Charakter Jerusalems hervorheben, was jedoch auch Auswirkungen auf den christlichen Charakter hat. Pizzaballa nennt als Beispiel die Pläne, Teile des Ölbergs zu einem Nationalpark zu erklären, was er als rote Linie betrachtet. Der christliche Charakter Jerusalems sei Teil der multireligiösen und multikulturellen Identität der Stadt und dessen Erhalt sei eine wichtige Aufgabe.
Erziehung und fehlende Diversität als Ursachen
Pizzaballa sieht die Ursachen für die Angriffe vor allem in der extremistischen Erziehung und fehlender Diversität. Er betont, dass Kinder, die Christen anspucken und anschreien, dies von jemandem beigebracht bekommen haben müssen. Möglicherweise sei eine junge Generation in den Siedlungen in einem extremistischen oder polarisierten Kontext aufgewachsen und kenne keine Diversität. Aufgrund dieser Gründe falle es den israelischen Behörden schwer, gegen das Phänomen vorzugehen.