Der Platz, den unser Redaktionssystem für Schlagzeilen zulässt, ist recht begrenzt. Eigentlich müsste die Headline lauten: Und plötzlich waren die Absperrungen weg, dann waren sie wieder da, und dann kamen auch noch Verbotsschilder dazu. Und der OSB wird auch noch ein viertes Mal kommen müssen…
Rund um die zwei Altstadt-Parkplätze, die laut Ratsbeschluss vom Mai vergangenen Jahres „entwidmet“ wurden und im Rahmen eines Projekts der Aktion MOBILE>ZUKUNFT eine „Erweiterung des öffentlichen Raums“ werden sollen, könnten wir inzwischen eine eigene Rubrik einführen, hier die neueste Entwicklung in vier Akten:
Nachdem HASEPOST am Wochenende darüber berichtetet hatte, dass die beiden raren Parkplätze wieder einer Verwendung zugeführt wurden („Osnabrücks bester Parkplatz“), waren am Dienstagmorgen dann auch die nicht mehr benötigten Plastikabsperrungen verschwunden. Soweit so gut für die Autofahrer.
1. Akt: OSB sammelte herrenlose Absperrungen ein
Wie uns die Pressesprecherin des Osnabrücker ServiceBetriebs (OSB) Katrin Hofmann auf Nachfrage bestätigte, wurden die Baustellenabsperrungen von OSB-Mitarbeitern eingesammelt, da diesen nicht erkenntlich war, was damit abgesperrt werden sollte. Am Abend zuvor hatte ein zufällig vorbeikommender OSB-Mitarbeiter einige der im städtischen Besitz befindlichen Baken auf der Dielingerstraße herumliegen entdeckt, wo sie den Verkehr gefährdeten. Er sammelte die herrenlosen Baustellenbaken ein und informierte seine Kollegen, die für den Abtransport sorgten.
Fahrradhändlerin ist überrascht
Als Brigitte Keidel, Inhaberin des Fahrradgeschäfts, vor dem sich seit vergangenem Jahr das Drama mit den abgesperrten Parkplätzen abspielt, am Morgen den freigeräumten bzw. entsperrten Parkplatz entdeckte, dachte sie, nun sei wieder der Normalzustand hergestellt.
Die Fahrradhändlerin hatte im Frühjahr nach eigenen Angaben ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro an die Stadt bezahlen müssen, weil sie auf der ungenutzten Fläche ein paar Fahrräder ausgestellt hatte.
Für die 100 Euro, die der Stadtkasse zugute kamen und so auch der Finanzierung des OSB dienten, sollte Frau Keidel an diesem Morgen allerdings noch viel geboten bekommen.
2. Akt: OSB bringt die Absperrungen wieder zurück
Nur kurz nach Ladenöffnung kam erneut ein orangener Kleinlaster des OSB angefahren und stellte erneut Baustellenbaken vor ihrem Laden ab – allerdings nicht rund um die beiden Parkflächen, denn die wurden inzwischen von PKWs belegt, deren Fahrer vermutlich in der Stadt ihrem steuerpflichtigen Job nachgehen, den Einzelhandel mit ihrem Einkauf unterstützen oder einfach nur einen Kaffee trinken und so zur Attraktivität der Innenstadt beitragen.
Blöd also für die OSB-Mitarbeiter, dass sie ihre Absperrungen nur abladen aber nicht aufstellen konnten.
Mobile Zukunfts-Aktionisten forderten erneute Absperrung
Hintergrund der schnellen Rückführung der kurz zuvor eingesammelten Baustellen-Baken war, so die OSB-Sprecherin, dass eine Mitarbeiterin der Aktionsgruppe MOBILE>ZUKUNFT den Servicebetrieb über die unerwartete und in ihren Augen nicht gerechtfertigte Räumung informiert hatte und um eine erneute Absperrung der Parkflächen bat.
3. Akt: OSB kommt noch mal wieder… was vergessen
Was genau geschah, nachdem die Absperrungen wieder zurückgebracht worden waren – wegen der dort inzwischen abgestellten Autos aber nicht aufgestellt werden konnten -, entzieht sich der Öffentlichkeit; es wurde wohl etwas vergessen
Die inzwischen zweite Pendeltour zwischen OSB-Bauhof und Dielingerstraße sollte nicht die letzte Fahrt an diesem Vormittag bleiben.
Nicht einmal eine Stunde nach dem letzten Besuch in der Altstadt, parkte wieder ein orangener OSB-Kleinlaster in der Dielingerstraße und lud weiteres „Zubehör“ ab.
Rechtssicherheit hergestellt?
Nun wurden auch noch zwei schicke neue Verbotsschilder aufgestellt, die Rechtssicherheit schaffen sollen und das Parken auf der entwidmeten Parkfläche ein für alle Mal unter Strafe stellen und mit einem ordentlichen Bußgeld belegen – auch wenn da erstmal *nichts* abgesperrt wird, weil es wohl noch Monate dauern wird, bis die im Mai 2017 vom regenbogen-bunten Stadtrat beschlossene Installation dort aufgestellt wird.
Auf Nachfrage unserer Redaktion hatte der Jurist Professor Dr. Thorsten Koch darauf hingewiesen, dass es einer deutlichen Kennzeichnung bedarf, wenn das Parken auf einer als Parkfläche erkennbaren Fläche untersagt werden soll.
Allerdings wird bis dahin mindestens noch einmal der OSB vorbeikommen müssen…
4. Akt: Der OSB wird wohl nochmals kommen müssen
Da die Verbotsschilder aufgestellt wurden, während dort noch Autos parkten und die Warnbaken bislang noch nicht aufgestellt werden konnten, wird der Osnabrücker ServiceBetrieb auch noch ein viertes Mal anrücken müssen.
Dann aber, so die OSB-Sprecherin, sollen die Baken mit Gewichten versehen werden, damit sie nicht erneut entfernt werden.
Noch offen: Wann das Parklet gebaut wird
Bis auf den gesperrten Parkflächen (aka „Parklet“) „etwas“ stehen wird, sollen nach Informationen unserer Redaktion wohl eher noch Monate statt Wochen ins Land gehen. Wenn es soweit ist, soll das Parklet (O-Ton Homepage der Mobile>Zukunft): […] das Gemeinwesen fördern und sich positiv auf die Ökonomie der umliegenden Geschäfte auswirken. Parklets erweisen sich als perfekter Partner eines kurzweiligen städtischen Gestaltungskonzepts und sind im Detail ein Katalysator einer ökologischen, sozialen und lebensfähigen Entwicklung.
Anlieger alleine gelassen
Die Fahrradhändlerin, vor deren Geschäft sich all dies abspielt, stand und steht der Idee mit dem Parklet nach eigenen Angaben durchaus positiv gegenüber.
Allerdings sagt sie „so kann es nicht weitergehen“. Als Anliegerin fühlt sie sich von der Stadtverwaltung und den Mobilitäts-Aktivisten alleine gelassen. Es gab schon mehrfach Anfragen von Kunden, warum sie denn die Parkflächen vor ihrem Laden abgesperrt habe. Der Hintergrund der „Entwidmung“ dieser Parkplätze ist vielen Osnabrückern und Innenstadtbesuchern nicht bekannt und so wird oft mit Unverständnis auf die zwei offenbar sinnlos abgesperrten Parkplätze reagiert.
Warum sie, obwohl sie nur für wenige Stunden ihre Fahrräder auf der ungenutzten Fläche abgestellt hatte ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro zahlen muss, mag sie auch nicht so recht verstehen.
Damit ist sie wohl nicht alleine… Dass ausgerechnet ein Fahrradhändler für die Nutzung von zwei freien Auto-Parkplätzen zur Kasse gebeten wurde, ist eine feine Ironie bei der Angelegenheit.