Ob das von den Lokalpolitikern so geplant war, als sie im vergangenen Frühjahr für die Zweckentfremdung von zwei der knappen Parkplätze in der Dielingerstraße stimmten? Statt „Aufenthaltsqualität“ für alle oder schlicht Parkplätze, gibt es nun eine ausgelagerte Verkaufsfläche eines Fahrrädhändlers am Straßenrand der Dielingerstraße. 

AFP

„Eigentlich“, so die Befürworter der juristisch „Entwidmung“ genannten Maßnahme, sollte versuchsweise „die Schaffung von Aufenthaltsqualitäten an Orten, die vorher als Parkstellfläche dienten“ erprobt werden, so die Antragsbegründung im Mai 2017.

Was folgte war bislang eine Abfolge von verwaltungstechnischen Fehlleistungen und von wenig nachhaltigen Umsetzungsversuchen der gut gemeinten Idee. Dabei war es ursprünglich das Ziel, mit der Maßnahme für eine „Verkehrswende“ in der Hasestadt zu werben.

Paletten-Installation wurde nach wenigen Monaten wieder entsorgt

Bevor es an die Umsetzung der Pläne ging, gab es innerhalb der Lokalpolitik die womöglich gar nicht so unbegründete Befürchtung, dass der ursprünglich ins Auge gefasste Standort – gegenüber eines Wein- und Delikatessenhändlers – vor allem als Außengastronomie des direkten Anliegers genutzt werden könnte. Daraufhin wurde ein neuer Standort, ein paar Meter weiter in Richtung Wall-Kreuzung, ins Auge gefasst.
Die Maßnahme sollte ja nicht der Begünstigung eines einzelnen Gewerbetreibenden dienen, sondern der Allgemeinheit; so jedenfalls die Idee hinter der Entwidmung des knappen Parkraums.

Doch dass, was dort im Spätsommer „installiert“ wurde, war bei genauerer Betrachtung nicht mehr als ein grob zusammengezimmerter Haufen ausgemusterter Euro-Paletten, sah verdächtig nach Sperrmüll aus und wurde wie bei Sperrmüll üblich auch bald wieder entsorgt – angeblich, weil es zuvor zu Vandalismus gekommen war.

Stadt stellte Plastik-Absperrungen auf

Nach einer Phase, in der die beiden Parkflächen wieder als Parkflächen genutzt werden konnten, rückten am vergangenen Donnerstag Mitarbeiter der Stadtverwaltung an, stellten Plastikabsperrungen auf (gekennzeichnet mit dem Eigentumsvermerk „Stadt Osnabrück“) und schafften damit eine abgesperrte Fläche, die der dort ansässige Fahrradhändler am verkaufsoffenen Sonntag als Ausstellungsfläche für sein Angebot nutzte.

Warum sperrt die Stadt für einen Fahrradhändler eine Ausstellungsfläche ab?

Unser Tippgeber, ein Anwohner aus der Dielingerstraße, beklagte gegenüber unserer Redaktion, dass er immerhin gut 30 Euro pro Jahr für einen Anwohnerparkausweis zahlt. Mit den beiden nun als Ausstellungsfläche genutzten zweckentfremdeten Parkflächen sei der Parkdruck für die Anwohner noch größer geworden. Dass der benachbarte Fahrradhändler bei den erstmals frühlingshaften Temperaturen seine Fahrräder präsentieren konnte, findet der Altstadtbewohner, der nicht mit seinem Namen genannt werden wollte, grundsätzlich OK. Dass die Stadtverwaltung dafür aber vom städtischen Bauhof die Absperrungen zur Verfügung stellt, findet er zumindest „verwunderlich“.

Unsere Redaktion hat bereits bei der Stadtverwaltung und der Vereinigung Mobile<Zukunft um Aufklärung der Hintergründe gebeten.

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