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Osnabrücker Tiemo Wölken hält ChatGPT-Rede vor dem Europaparlament

Der Osnabrücker Tiemo Wölken sitzt für die SDP im Europaparlament. In der vergangenen Woche hielt er eine bisher unübliche Rede: Sie wurde von der Künstlichen Intelligenz (KI) ChatGPT verfasst.

Seit mehreren Wochen dominieren Meldungen über den Chatbot ChatGPT die Nachrichten: Macht sie Haus- und Facharbeiten von Studierenden sowie Schülerinnen und Schülern in Zukunft obsolet? Gefährdet sie Arbeitsplätze in bestimmten Berufen? Die Künstliche Intelligenz lernte mit öffentlich verfügbaren Textdaten, darunter zwar Bücher und Zeitungsartikel, aber auch Onlineforen und Soziale Medien. ChatGPT wurde im Dezember 2022 veröffentlicht und generiert – frei zugänglich – grammatikalisch nahezu fehlerfreie Antworten auf fast alle Fragen, die Nutzerinnen und Nutzern einfallen können. Die Datenbasis reicht jedoch nur bis ins Jahr 2021. Mit seiner Rede vor dem EU-Parlament stellte Tiemo Wölken die KI auf die Probe.

Nur wenig Nachjustierung notwendig

Bis zum Ende der Rede hätten die Abgeordneten nicht bemerkt, dass es sich um einen KI-generierten Beitrag handelte. Erst der Dank an ChatGPT am Ende der Rede verriet Wölken. Thema war die Regulierung politischer Werbung; nur wenige Nachjustierungen waren notwendig, um eine fertige Rede produzieren zu lassen. Auf Anfrage unserer Redaktion im Osnabrücker Wahlkreisbüro bestätigte Jannis Thies, dass der Europaabgeordnete im Großen und Ganzen nur die Ansprache und Endformulierung anpassen musste. Inhaltlich wäre die generierte Rede fast fehlerlos gewesen. In einem etwa einstündigen Twitch-Stream zeigte Wölken, wie er seine Rede von der KI verfassen ließ.

Gefahren der Künstlichen Intelligenz

Mit seinem Redebeitrag wollte Wölken allerdings nicht für Schmunzler im Europaparlament sorgen, sondern auf die Gefahren der Künstlichen Intelligenz hinweisen: In einem Twitter-Beitrag reflektierte er, dass eine KI schlussendlich von den Datensätzen abhängig ist, mit denen sie trainiert wird. Insbesondere suggestive Fragen erzeugten rassistische und diskriminierende Antworten. „Ich will darauf hinweisen, welche Gefahren von unregulierten KI-Systemen für unsere Gesellschaft ausgehen. Denn gerade, dass man kaum merkt, dass meine Rede von einer KI geschrieben wurde, ist problematisch. Die KI ist quasi unsichtbar, macht aber Fehler“, schrieb der Europaabgeordnete auf Twitter.


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Tatjana Rykov
Tatjana Rykov
Tatjana Rykov startete im Sommer 2019 mit einem Praktikum bei der HASEPOST. Seitdem arbeitete sie als freie Mitarbeiterin für unsere Redaktion. Nach ihrem Bachelor in Geschichte und Soziologie an der Universität Osnabrück ist sie seit 2023 wieder fest im Redaktionsteam. Derzeit schließt sie ihren Fachmaster in Neuste Geschichte an der Uni Osnabrück ab. Privat trifft man sie oft joggend im Park oder an ihrer Staffelei.

  

   

 

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