Streit um Gendersprache (Symbolbild, dts)
Verzichtet die Stadt Osnabrück künftig wieder auf das Gendern? In der aktuellen Ratssitzung (8. Februar 2022) wird der Stadtrat über die Frage informiert, das in offiziellen Dokumenten künftig wieder auf Gendersternchen und Unterstriche verzichtet werden soll.
Nachdem im vergangenen Sommer – ohne öffentliche Debatte – das Gendern in der Osnabrücker Stadtverwaltung eingeführt wurde, gibt es unter Katharina Pötter nun eine Rolle rückwärts. Dem Vernehmen nach war die neue Oberbürgermeisterin bereits im Juli vergangenen Jahres, neben Stadtkämmerer Thomas Fillep (SPD), gegen die bemüht geschlechtergerechte Sprache eingetreten. Amtsvorgänger Wolfgang Griesert (CDU) gab jedoch das entscheidende Votum für die umstrittene Sprach-Variation – Frank Otte (Grüne) und Wolfgang Beckermann (parteilos) sollen auch dafür gewesen sein.
Nun heißt es wieder zurück zu dem Sprachgebrauch, der nach aktuellen Umfragen (u.a. infratest) von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung bevorzugt wird.
Rat für deutsche Rechtschreibung lehnt Gendersterne etc. ab
In einer vom Verwaltungsausschuss vorgelegten Vorlage heißt es, die Stadt Osnabrück werde der Empfehlung des „Rates für deutsche Rechtschreibung“ folgen und sich um eine geschlechtergerechte Sprache bemühen, dabei aber auf Gendersterne, Unterstriche und das große Binnen-I verzichten. Der „Rat für Rechtschreibung“ ist für die Regulierung der deutschen Rechtschreibung zuständig und empfahl schon im vergangenen Jahr, auf die üblichen Formen gendergerechter Sprache zu verzichten. Gendersternchen und Co würden Verständlichkeit, Vorlesbarkeit und Übersetzbarkeit von Texten behindern und Menschen mit geringen Deutschkenntnissen benachteiligen.
Verwaltung soll „die Sprache der Bürgerinnen und Bürger sprechen“
In der Beschlussvorlage zu aktuellen Ratssitzung heißt es konkret: „Als Dienstleistungsunternehmen muss die Stadtverwaltung sich befleißigen, die Sprache der Bürgerinnen und Bürger zu sprechen und zu schreiben, statt ihnen Vorgaben zu machen, wie sie zu sprechen und zu schreiben haben. Ein solcher autoritärer Stil liegt der Stadt fern. Diese defensive Haltung ist offen für die Entwicklung der Sprache auf der Basis des Unterschieds von Genus (grammatisches Geschlecht) und Sexus (biologisches Geschlecht). Sie ignoriert nicht die Ungerechtigkeiten in der Lebenswirklichkeit der Gesellschaft, maßt sich aber keine Entscheidungsbefugnis darüber an, wie diesen sprachlich zu begegnen ist.“
Breite Ablehnung der Gendersprache
Die Vorlage, die bereits im Verwaltungsausschuss nicht-öffentlich vorbereitet wurde, hat gute Chancen vom Stadtrat angenommen zu werden, da die Oberbürgermeisterin und führende Lokalpolitiker aller Parteien im Ausschuss vertreten sind und dort vermutlich die benötigten Mehrheiten geklärt wurden.
Osnabrück wäre mit dem Verzicht auf das Gendersternchen nicht alleine. Auch die damalige Frauen- und Familienministerin Christine Lambrecht (SPD) sprach sich im vergangenen Jahr dafür aus, dass Behörden und Ministerien aufs Gendern verzichten. Umfragen zeigen immer wieder, dass eine große Mehrheit der Deutschen das Gendern von Texten ablehnt oder als unwichtig empfindet. Auch die Gesellschaft für Deutsche Sprache befürchtet „zu vielen sinnlosen und linguistisch widersprüchlichen Formen“. Politiker von CDU/CSU sprachen sich in der Vergangenheit immer wieder für ein Verbot von Gendersprache bei staatlichen Stellen aus.