“Ich habe gerade dem Oberbürgermeister und dem Rat folgende Resolution für die heutige Ratssitzung vorgeschlagen”, mit diesen Worten meldete sich Stadtrat Christopher Cheeseman heute Mittag bei unserer Redaktion.
Nach Informationen unserer Redaktion wird die Reaktion des offiziellen Osnabrück auf den Terroranschlag Orlando (USA), bei dem am Wochenende 49 Menschen getötet und 53 verletzt wurden, ein Thema im nicht-öffentlich tagenden Verwaltungsausschuß (VA) sein. Dort wird entschieden, ob dieses Thema auf die Agenda der am Abend folgenden Ratssitzung kommen wird.
Unabhängig davon, in welcher Form der Rat der Stadt reagieren wird, unterstützt die HASEPOST den Vorstoß Cheesemans inhaltlich zu 100 Prozent (auch wenn wir die Rechtschreibung_innen eher schwer lesbar und sperrig finden_innen).
Hier der von Chris Cheeseman an das Büro von Oberbürgermeister Wolfgang Griesert geschickte Textvorschlag in voller Länge:
“Die Friedensstadt Osnabrück verurteilt das schreckliche Attentat auf die Gäste des queeren Clubs Pulse in Orlando, Florida. Wir trauern um die 49 Toten, und unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme gilt den Verwandten und Freund_innen der Ermordeten und der 53 Verletzten. Wir hoffen, dass die Verletzten gesunden und sich erholen.
Der Schock über eine so grausame Tat sitzt tief. In unserer Friedensstadt tun wir vieles dafür, dass Toleranz und Akzeptanz unser Zusammenleben bestimmen. Die LGBTTIQ-Community, also lesbische, schwule, bisexuelle, transgender-, transsexuelle, intersexuelle und queere Menschen, sind in unserer Stadt anerkannt. Seit Jahrzehnten wird in Osnabrück das Gay-in-May-Festival veranstaltet, seit 1992 der Preis „Rosa Courage“ vergeben.
Wir wissen, dass nicht alles gewonnen ist. Homophobie und Diskriminierung sind fester Bestandteil des gesellschaftlichen Diskurses. Solange es direkte und indirekte Diskriminierungen auf ideologischer Ebene (z.B., Medien, Meinungen, politische Haltungen) und struktureller Ebene (z.B., Gesetze, staatliche Förderungen) gibt, wird es leider immer wieder Ausgrenzung und Gewalt geben.
Wir warnen davor, diese Morde als Rechtfertigung für mehr Gewalt, Vorurteile und Hass gegen Muslime zu benutzen. Gewalt gegen LGBTTIQ-Menschen hat keine Religion, keine Herkunft, keine soziale Schicht und keinen Bildungshintergrund.
Die Friedensstadt Osnabrück wird sich weiterhin dafür engagieren, dass queere Menschen und ihre Lebensentwürfe einen festen und sicheren Platz in unserer Kommune haben.”
[Update 14.06., 18:00]
Der vor der Ratssitzung tagende Verwaltungsausschuss hat sich auf die unten eingefügte Erklärung geeinigt. Sie wurde von Oberbürgermeister Wolfgang Griesert zu Beginn der Ratssitzung verlesen.