Illustration: Stadtbahninitiative / Stefan van Lente
Stadt und Landkreis Osnabrück haben das Büro „Verkehrsplanung Köhler und Taubmann GmbH“ aus Dresden beauftragt, in einem Gutachten zu Prüfen, ob eine Stadtbahn in Osnabrück sinnvoll ist. Erste Ergebnisse werden Ende 2022 erwartet, die Stadtbahn-Initiative gibt sich optimistisch.
Die Stadtbahn-Initiative (SBI) setzt hohe Erwartungen in das Vorgutachten, dass jetzt in Arbeit ist und bis zum Herbst seine Ergebnisse veröffentlichen will. Nach allem, was die Initiative über die Verkehrsdaten für die Region weiß, ist sie ziemlich sicher, dass das Gutachten den verkehrspolitischen Nutzen einer Stadtbahn bekräftigen wird und auch zu einer positiven Nutzen-Kosten-Abschätzung gelangen müsste.
Verkehrswende mit Stadtbahn
„Wir sind erleichtert, dass jetzt endlich konkret untersucht wird“, erklärt Wolfgang Seyfert für die Aktivisten. „Der Klimawandel wartet nicht, und die Verkehrswende als wichtiger Baustein des Klimaschutzes ist längst überfällig“, betont der pensionierte Professor für Controlling und Rechnungswesen, der aktuell einen Vergleich erarbeitet zwischen der Stadtbahn und anderen Vorschlägen zur Erhöhung des ÖPNV-Anteils in der Region Osnabrück.
Kritik am Gutachten von 2013
Die SBI erinnert daran, dass rund ein Jahrzehnt verspielt worden sei, weil das von der PlaNOS (Planungsgesellschaft Nahverkehr Osnabrück) betreute Lindschulte-Gutachten zu einem Ergebnis kam, das die Stadtbahn ausschloss und den Obus favorisieren sollte, der seinerseits aber dem Batteriebus das Feld räumte. „Hätte Lindschulte offener untersuchen dürfen, könnte in diesen Jahren womöglich schon die erste Stadtbahnstrecke in Betrieb genommen worden sein“, erinnert Thomas Polewsky an die fatalen Wirkungen einer Begutachtung im Jahre 2013, die mehr denn weniger hinter verschlossenen Türen erfolgt sei.
Alternative zum Auto
Umso erleichterter ist die Initiative deshalb, dass ihr Vorschlag aufgenommen wurde, in regelmäßigen Sitzungen eines Beirates den Austausch zwischen Gutachter, Verwaltung, PlaNOS, sachkundigen Bürgern und der Öffentlichkeit zu verstetigen. Damit werde das Risiko erheblich verringert, dass das neue Vorgutachten zu einer Gefälligkeitsaussage wie sein Vorgänger kommen könne, so Polewsky. Wichtig ist der SBI, dass sich der Landkreis an der Finanzierung des Gutachtens beteiligt. „Schließlich sollen die Pendler*innen von und nach Georgmarienhütte, Belm, Wallenhorst, Bissendorf, Hasbergen und Lotte sowie entfernteren Orten mit einer attraktiven Alternative zum Auto angesprochen werden“, erklärt Johannes Bartelt. Dabei gehe es immerhin um bis zu 70-80.000 Menschen, die je nach Verlauf der Trasse für die Stadtbahn zu gewinnen seien.
Noch viel zu tun
Wenn im Herbst ein positives Ergebnis vorliegen sollte, beginnt nach SBI-Auffassung die Arbeit aber erst. „Da es sich um ein Vorgutachten handelt, öffnet es nur die Tür zu den weiteren Planungs- und Realisierungsschritten“, erklärte Rolf Brinkmann. Dann nämlich sei eine „Standardisierte Bewertung“ erforderlich, die schon in die genauere Streckenplanung gehe und ein positives Nutzen-Kosten-Ergebnis belegen müsse. Davon sei die Unterstützung durch Landes- und Bundesmittel abhängig, die den Löwenanteil der Finanzierung ausmachen würden.
Vorbild Augsburg
Die SBI weist dazu auf das ganz aktuelle Beispiel Augsburg hin. Dort wurde im Dezember 2021 die Straßenbahnlinie 3 über knapp fünf Kilometer in den Nachbarsort Königsbrunn verlängert – mit einem außerordentlich hohen Nutzenfaktor von 6,78 und Förderungen von 90 Prozent. Augsburg und Königsbrunn selbst trugen 10 Prozent der Kosten [vgl. Stadtverkehr 1-2/2022, S. 4-11]. Osnabrück dürfe aber nicht auf die Stadtbahn warten und bis dahin tatenlos bleiben, betont die SBI. Der Anteil des ÖPNV am Verkehrsmix müsse erheblich gesteigert werden, das verlange allein der Klimaschutzplan. Deshalb sei es zwingend erforderlich, den vorhandene Busverkehr attraktiver und mit den 38 von der PlaNOS ermittelten Maßnahmen schneller zu machen.