Ganz autofrei wird das Osnabrücker Lok-Viertel wohl nicht, die Planer sprechen vielmehr von einem autoarmen Quartier. Doch wie soll dieses Konzept in der Praxis umgesetzt werden?
Auf einer Fläche, die etwa halb so groß ist wie der Vatikan, entsteht Osnabrücks neuester Stadtteil. In den kommenden zehn Jahren sollen dort neben Gewerbeflächen auch 1.600 bis 1.900 neue Wohnungen entstehen, die Wohnraum für rund 3.000 Menschen bieten werden. Am Donnerstagabend (24. Januar) wurde im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (StUA) der Planungsstand des Verkehrskonzepts vorgestellt.
Direkte Zufahrt zum Lok-Viertel nur für Busse und Radfahrer
Der innere Bereich des ehemaligen Güterbahnhofsgeländes ist als weitgehend autofreie Fahrradzone konzipiert. Die Zufahrt erfolgt über zwei Kreisverkehre. Einer dieser Kreisverkehre, direkt hinter der Eisenbahnbrücke bei „Mr. Wash“, ist ausschließlich für Busse, Rettungsfahrzeuge und den Radverkehr vorgesehen. Lieferverkehr, Taxis und Schwerbehinderte (mit Ausnahmegenehmigung) sollen das Gelände nur über eine zweite Zufahrt am Ostende entlang der Bahnlinie (Bremer Kurve) erreichen können.
Die Verwaltung und die beauftragten Verkehrsplaner schlugen vor, zunächst nur durch Beschilderung den Verkehr zu regulieren und technische Maßnahmen wie Poller oder Schranken erst bei Bedarf nachzurüsten. Dies stieß auf Widerstand bei SPD und Grünen.
Wie soll der Individualverkehr aus dem Lok-Viertel ausgesperrt werden?
„Menschen beachten Schilder nicht, wenn keine Polizei oder der Ordnungsaußendienst vor Ort ist“, kritisierte Volkmar Seliger (Grüne). Ähnlich äußerte sich Heiko Panzer (SPD), der anmerkte, dass die zahlreichen Ausnahmen zu einer Art Beipackzettel am Straßenschild führen würden. Panzer kündigte an, dort selbst kontrollieren zu wollen und wenn er in zehn Jahren in Rente sei, und sich als Pförtner zu bewerben.
CDU-Politikerin Anette Meyer zu Strohen fragte, wie Regelungen für Bewohner, die umziehen oder vorübergehend mobilitätseingeschränkt sind, für Lieferdienste wie Picnic oder Notfälle aussehen sollen. Dies provozierte Seliger zu einem Zwischenruf: „Umladen aufs Fahrrad.“
Jetzt muss geplant werden um Sicherheit für die Zukunft zu bekommen
Sven Schoppenhorst (CDU) betonte, dass jetzt die Zeit ist zu planen und dabei die Details für Behinderten-, Liefer- und Pflegedienste geklärt werden müssten. „Wer dort hinzieht, sollte wissen, worauf er sich einlässt.“
Holger Clodius, Leiter des Fachbereichs Städtebau, stimmte dem zu: „Wir müssen jetzt planen. Wenn Straßen erst öffentlich gewidmet sind, ist es schwierig, das rückgängig zu machen.“
Anmerkung des Redakteurs:
Obwohl im Lok-Viertel auch der KI-Campus der Universität Osnabrück angesiedelt ist, machte sich keiner der Beteiligten in der Debatte darüber Gedanken, dass der Verkehr in zehn Jahren vermutlich völlig anders aussehen wird, als wir ihn uns heute vorstellen könnten. Zufahrtsmöglichkeiten für autonome Fahrzeuge und Lieferroboter übersteigen offensichtlich den Horizont der Verantwortlichen, deren Denken und Planen – zumindest bei SPD und Grünen – einzig um das Fahrrad und den Bus dreht. Lediglich CDU-Frau Meyer zu Strohen merkte in einem Nebensatz an, dass man vielleicht auch über Liefermöglichkeiten per Drohne nachdenken solle. Recht hat sie, dafür gibt es bereits Konzepte wie Landeplätze und Übergabestationen – muss man nur berücksichtigen, genau wie autonome Fahrzeuge: jetzt!