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Osnabrücker Grüne entdecken ihre Liebe zur Innenstadt und wollen ein „City-Forum“

Vorbei die Zeiten, in denen die Erreichbarkeit der Innenstadt, das Vorhalten von Parkraum und die Sorgen und Nöte des lokalen und inhabergeführten Einzelhandels keine Themen für die Grünen waren? Siehe auch den Kommentar am Ende des Artikels.

Zur nächsten Ratssitzung am kommenden Dienstag hat die Grüne Ratsfraktion einen Antrag eingebracht, der einen Paradigmenwechsel bei der Ökopartei versprechen könnte. Ein Forum „Zukunftsfähige Innenstadt“ soll die gegenwärtigen Probleme und die Zukunft der Osnabrücker Innenstadt in den Blick nehmen, so eine Pressemitteilung der Grünen Ratsfraktion, die „Kräfte in neuem City-Forum bündeln“

Die „Sorge um die Entwicklung der Innenstadt“ sei es, die die Grüne Ratsfraktion umtreibe. Derzeit erlebe man bundesweit einen dynamischen Strukturwandel der Innenstädte. Dieser betrifft, so eine Feststellung, insbesondere den Einzelhandel, der durch das florierende Online-Geschäft erheblich unter Druck stehe. „Wenn Osnabrück als starkes Oberzentrum der Region bestehen will, muss es seine City stetig weiterentwickeln und Raum für neue Ideen und Angebote schaffen. Dafür wollen wir alle Kräfte, vom Einzelhandel, über die Gastronomie und die Kultur, aber auch Bürgerinitiativen wie Plan B in einem neuen City-Forum zusammenbringen“, schlägt der Fraktionsvorsitzende Volker Bajus vor.

Späte Erkenntnis: Der Trend zeichnete sich schon lange ab

Der aktuelle Corona-Alltag beeinträchtige die Läden in der Innenstadt besonders. Auch nach dem Lockdown gäbe es immer noch eine deutliche Konsumzurückhaltung. „Natürlich leidet das ‚Shopping-Erlebnis‘ unter den Hygiene-Regeln. Die Aufenthaltsdauer in der Innenstadt ist verkürzt. Online einkaufen geht nun mal auch ohne Maske. Aber Corona ist nicht die Ursache. Hier beschleunigt sich nur ein Trend, der sich bereits in den letzten Jahren abgezeichnet hat“ erläutert Bajus.

Der Stopp des Oskar-Einkaufszentrums am Neumarkt und das Ende von Galeria Kaufhof seien Ausdruck der Krise der klassischen Einkaufsstadt. „Das ist eine ernste Situation. Gleichzeitig aber steigt die Nachfrage nach Platz zum Wohnen und Arbeiten in den City-Lagen. Für die Innenstadt ist beides ein Gewinn und führt zu einer deutlichen Belebung. Wir müssen aber die Voraussetzungen schaffen, damit Projekte wie das neue Möser-Carree gute Bedingungen in der City finden“, fordert Bajus.

„Neuer Mix“ für eine attraktive Innenstadt

Dies kann nicht im stillen Kämmerlein geschehen, sondern dazu brauche es einen umfangreichen Diskussions- und Entscheidungsprozess mit allen Beteiligten. Der neue Masterplan Innenstadt liefert bereits viele städtebauliche Impulse für eine zukunftsorientierte Entwicklung. Einige neue Projekte in der City seien derzeit am Entstehen. „Das neue Forum ‚Zukunftsfähige Innenstadt‘ würde also nicht bei null anfangen müssen. Auch die Marketing Osnabrück GmbH hat auf Anregung des DGB einzelne Akteure für ein einmaliges Meeting eingeladen. Jetzt ist es an der Zeit, weiter zu gehen, die Kräfte der Stadt an entscheidender Stelle zu bündeln und auf ein gemeinsames Verständnis von der City der Zukunft zu orientieren. Es gilt, einen neuen Mix zu entwickeln, der Attraktivität, Lebensqualität, Versorgungsfunktion und Einzelhandelsstrukturen neu zusammenfügt und die City des Oberzentrums Osnabrücks zukunftsfähig aufstellt“, erläutert Bajus.

Kommentar des Redakteurs

Eine gute Sache, die von den Osnabrücker Grünen hier gefordert wird. Nur unter welchem Stein haben die Ökopolitiker eigentlich in den vergangenen Jahren gehockt, dass die Einsicht so spät kommt?
Jahrelang haben die, die sich mit der Innenstadt und dem Einzelhandel auskennen, zum Beispiel die Industrie- und Handelskammer, lokale Makler und vor allem zahlreiche alteingesessene Kaufleute, die Lokalpolitik immer wieder davor gewarnt, dass das Shoppingcenter-Konzept für den Neumarkt eine Luftnummer ist und es vor allem andere Konzepte braucht um die Innenstadt attraktiv und vor allem „sturmfest“ zu machen.
Immer wieder wurde darauf hingewiesen, dass Osnabrücks Innenstadt davon lebt, dass die Besucher aus dem Umland Osnabrück auch erreichen können und genügend Parkraum finden müssen. Dass Osnabrück an vielen Ecken und Kanten eher Detroit oder Bukarest vor 1989 gleicht, ist eigentlich auch nicht zu übersehen. Stadtplanung, vor allem „Stadtpflege“ hat faktisch über Jahre nicht stattgefunden.
Und dass der Onlinehandel auf einem globalen Siegeszug  ist, war nun auch nicht unbedingt ein Geheimnis.

Nun, wo Corona für eine massive Beschleunigung eines ohnehin schon bestehenden Trends gesorgt hat, ist es schon fast zu spät. Der Vorschlag der Grünen ist trotzdem zu begrüßen.
Es ist nur zu hoffen, dass mit DGB, Bürgerinitiativen und was sonst noch aus dem linksalternativen Umfeld für „Polit-Influencer“ zu erwarten sind, nicht schon wieder Traumschlösser gebaut werden.

Schon einmal ist die nahezu die gesamte Lokalpolitik dem Heilsversprechen des Shopping-Centers hinterhergelaufen. Alles was jetzt folgt, muss schnell realisiert werden und darf uns nicht wieder wertvolle Jahre kosten.

Osnabrück braucht aber vor allem eine Innenstadt, die sauber, sicher und erreichbar ist. Ein Umfeld, in dem man sich als Bürger gerne aufhält und in dem Investoren eine Zukunft für Einzelhandel und neue Projekte sehen.
Wohnen innerhalb des Wallrings dabei bestimmt bald auch eine (deutlich) größere Rolle spielen. Aber auch hier werden die Mieter nicht auf ihre individuelle Mobilität und (ich wiederhole mich) auf Sauberkeit und Sicherheit verzichten wollen – gleiches gilt für die Investoren, die in diesem Umfeld bauen sollen.
Ein Spaziergang rund um den Neumarkt und durch die Johannisstraße zeigt sehr deutlich, wo in den vergangenen Jahren die Hausaufgaben nicht gemacht wurden!


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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