Kurz vor Ende des von den Hauseigentümern gekündigten Mietvertrags schien es Ende August, als gäbe es eine Zukunft für das selbstverwaltete autonome Zentrum SubstAnZ in der Frankenstraße im Osnabrücker Fledder. Berichte über neue Räumlichkeiten im Stadtteil Wüste wurden veröffentlicht, und noch in der vergangenen Woche war auf der Homepage des SubstAnZ zu lesen: „Goodbye Frankenstraße“.
Doch nun gibt es ein weiteres Kapitel für den Standort, an dem das SubstAnZ rund 15 Jahre lang beheimatet war. „Wir nehmen uns den Raum, den wir brauchen“, erklärt die Sprecherin der Gruppe. Sie betont, dass gerade vor dem Hintergrund der jüngsten Wahlerfolge der AfD in Sachsen und Thüringen sowie eines allgemeinen „Rechtsrucks“ in der Gesellschaft „antifaschistische Freiräume“ besonders wichtig seien. Von Seiten der Stadt Osnabrück habe es keine Unterstützung bei der Suche nach neuen Räumlichkeiten gegeben.
Erzwungener Umzug wird als „Gentrifizierung“ wahrgenommen
Die seit Freitagnacht laufende Besetzung des alten Gebäudes hängt insbesondere mit den Problemen zusammen, die sich durch den Umzug in die Wüste ergeben haben. Die neuen Räumlichkeiten seien nur ein Provisorium und viel zu klein, um die bisherige Nutzung des Hauses im Fledder fortzusetzen. Weder größere Treffen, Informationsveranstaltungen noch Konzerte, für die das SubstAnZ bekannt sei, könnten dort stattfinden. Die alten Räumlichkeiten seien „dem Profit geopfert“ worden.
Der Umzug erfolgte im Rahmen von Plänen der WLH Immobiliengesellschaft, die das Areal zu einem Party- und Veranstaltungsviertel umgestalten möchte. Deshalb wurde der Mietvertrag für das SubstAnZ nicht verlängert. Die bisherigen Besucher des SubstAnZ kritisieren dies als „Gentrifizierung“, also die Verdrängung bestehender Nutzer zugunsten wirtschaftlicher Interessen.
Stadt fördert nur mit kleinem Betrag und selbst den kritisiert die AfD
Ein Förderbeitrag der Stadt Osnabrück hatte im vergangenen Jahr die Kritik der Osnabrücker AfD auf sich gezogen. Die AfD beanstandete, dass der Stadtrat dem überwiegend durch Mitgliedsbeiträge und Spenden finanzierten SubstAnZ in diesem Jahr einen Zuschuss von 11.200 Euro gewährt hatte.
Protestbanner fordert Verantwortliche zum Handeln auf
Die neuen Räumlichkeiten an der Parkstraße seien überwiegend „eine Abstellmöglichkeit“ für das Inventar aus dem alten SubstAnZ, beschreibt eine Sprecherin der Besetzer die Motivation hinter der Hausbesetzung. Die Namen auf einem großen Banner an der Fassade seien die derjenigen, die für die aktuelle Situation verantwortlich gemacht werden, so die Sprecherin im Gespräch mit unserer Redaktion.
Der Text „Das ist unser Haus …“ auf dem Banner ist eine Hommage an die Band Ton Steine Scherben und ihren Sänger Rio Reiser, die mit dem „Rauch-Haus-Song“ Anfang der 70er Jahre eine Hausbesetzung in Berlin bekannt machten.
Besetzung soll langfristig fortgesetzt werden
Die Besetzerinnen und Besetzer planen, so lange wie möglich in den Räumlichkeiten zu bleiben. „Wir gehen nicht. Wir bleiben hier, solange es geht“, betonen sie in einer am Samstagmorgen veröffentlichten Pressemitteilung.