Niedersachsen steht vor einer alarmierenden Entwicklung im Gesundheitswesen: Ein dramatischer Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten droht das Land zu treffen, aktuell sind etwa 500 Hausarztsitze in Niedersachsen unbesetzt, und innerhalb der nächsten zehn Jahre werden voraussichtlich etwa 20 Prozent der Allgemeinmediziner in den Ruhestand gehen. Diese Entwicklung erfordert sofortige Maßnahmen, um sicherzustellen, dass jeder Bürger Zugang zu einer ärztlichen Versorgung hat, insbesondere in den ländlichen Gebieten.
1.000 Ärzte gehen in den Ruhestand
„1.000 Ärzte gehen in den Ruhestand, nur 500 bis 600 rücken nach. Es ist es aber auch wichtig, die strukturellen Zwänge seitens der Politik und der Kassenärztlichen Vereinigung für die Grundversorger selbst zu beseitigen, als lediglich neue Studienplätze zu schaffen. Die Forderung greift hier zu kurz und würde erst in zehn Jahren Wirkung zeigen, zudem müsse man realisieren, dass vor allem Studienabgängerinnen keine Vollzeitstellen besetzen wollen“, sagt Dr. Steffen Grüner, Vorsitzender der Bezirksstelle Osnabrück der Ärztekammer Niedersachsen.
Grüner merkt an, dass eine Universität in der Region aufgrund ihrer Nähe zu Oldenburg und Bielefeld kaum umsetzbar und dass mit der Entscheidung für Oldenburg bereits eine Chance vertan sei. Circa 500 Millionen Euro für neue medizinische Fakultäten wie Bielefeld oder fast doppelt so viel für Regensburg lassen die Schwierigkeiten erahnen, vor denen eine medizinische Universität in Osnabrück stünde.
Steuernde Bedarfsplanung überdenken
„Stattdessen sollte sich Herr Lankenfeld als KV-Funktionär besser gegen die Regresse der Krankenkassen, die Zwänge der Kassenärztlichen Vereinigung und für eine leistungsgerechte Bezahlung der Kolleginnen und Kollegen aussprechen“, so Grüner. „Auch die Regularien, um Kollegen für den hausärztlichen Bereich zu gewinnen, sollten überdacht werden.“ So erinnert Dr. Steffen Grüner an die Debatte der Weiterbildung für Hausärztliche Internisten durch Dr. Balkau in Wallenhorst. Ebenfalls muss die steuernde Bedarfsplanung, die ebenfalls der KV obliegt, überdacht werden: Der Bereich Osnabrück sei für eine Niederlassung gesperrt, das Osnabrücker Umland aber unterbesetzt.
Grüner fordert, jetzt zu handeln
Die Sicherstellung der ambulanten medizinischen Versorgung ist eine der drängendsten Herausforderungen in Niedersachsen. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen hat die Aufgabe, die ambulante Versorgung sicherzustellen. „Aber auch Städte und Gemeinden tragen Verantwortung dafür, ausreichend medizinisches Personal anzuziehen, so wie es in Pye angedacht ist“, so Grüner weiter. Ebenso sei ihm ein Fall bekannt, in dem sich ein Hausarzt aus dem Osnabrücker Land an seine Gemeinde für finanzielle Unterstützung gewandt habe, um seinen Praxisbetrieb für die Bevölkerung in gewohnter Weise halten zu können. Dies sei ein Novum, daher gälte es jetzt zu handeln, als auf eine medizinische Fakultät in Osnabrück zu hoffen.