Für Ballonpilot Jan Beckmann ist sein Beruf Berufung. / Foto: Schulte
In ganz Osnabrück ist der Beruf von Jan Beckmann einmalig und das in vielerlei Hinsicht. Der 37-Jährige ist der einzige Ballonpilot in der Hasestadt. Seit 2008 bietet er Gastfahrten an oder aber fliegt den Werbeballon der Jobmesse Deutschland.
Schon seitdem Beckmann ein kleiner Junge war, interessiert er sich für die Ballonfahrt. Gemeinsam mit seinen Eltern sei er an Sommertagen Heißluftballonen hinterhergefahren, um bei der Landung zuzuschauen und beim Einpacken zu helfen. „Danach habe ich angefangen, jeden Penny zu sparen, um irgendwann selbst Ballon fahren zu können“, erklärt er. Doch zuvor ging es für den 37-Jährigen erst einmal als Flugbegleiter hoch hinaus. 2017 nach der Pleite von Air Berlin macht Beckmann sich komplett selbständig und lebt mittlerweile ausschließlich von der Ballonfahrt. Flugzeugpilot sei keine Alternative gewesen, berichtet Beckmann: „In modernen Flugzeugen geht es weniger um das Fliegen selbst, als vielmehr um die technische Bedienung. Das ist im Ballon anders.“
Fahrtroute und Landeplatz nicht planbar
2008 absolvierte der ehemalige Flugbegleiter seine erste Gastfahrt. Heute besitzt Beckmann neben dem Ballon der Jobmesse Deutschland vier eigene Ballone in unterschiedlichsten Formen, mit denen er pro Jahr rund 80 Fahrten durchführt. Ein richtiges Saisongeschäft: „Ich fahre das ganze Jahr, aber die Hauptzeit ist, wenn die Uhr auf Sommerzeit steht.“ Reine Fahrtzeit beträgt dabei zwischen einer und anderthalb Stunden. Mit Vorbereitung und späterem Einpacken der Ballonhülle ist er insgesamt etwa drei Stunden beschäftigt. Wie genau sich der Fahrtverlauf entwickelt und wo man landet, sei vorher nicht absehbar. „Die Windrichtungen entscheiden, wo es hingeht. Man selbst hat nur die Möglichkeit, über die Bestimmung der Höhe in andere Luftmassen zu geraten und so die Fahrtrichtung zu ändern“, erklärt Beckmann sein Handwerk.
Hoch oben ist der 37-Jährige wohl der beliebteste Osnabrücker. Winken, Rufe und Klatschen: Der Ballon ist ein gern gesehener Gast in der Luft. Auch bei der sanften Landung auf Ackerflächen, Straßen oder Gärten – tatsächlich darf er an jeder für ihn geeigneten Fläche landen – steht Beckmann unter ständiger Beobachtung. Blitzlicht und freudige Kinderaugen verfolgen gespannt, wie er den Korb wieder auf den Boden bringt – und packen auch gerne tatkräftig mit an.
Ballonfahrer sind Adelige
Obligatorisch gehöre zu jeder Fahrt außerdem die Erhebung in den Adelsstand der Ballonfahrer: Eine abgebrannte Haarsträhne, das Abschlöschen mit Sekt und Erde sowie eine Urkundenverleihung mit Namensgebung berechtigen zum Adelsmitglied. „In der Geschichte der Ballonfahrt war es nicht jedem erlaubt, Ballon zu fahren. Anfänglich durften ausschließlich Adelige mit in den Korb. Diese Tradition hält sich symbolisch bis heute“, erklärt der Pilot das Ritual. Also heißt HASEPOST-Redakteurin Jasmin Schulte ab sofort „Jasmin, am Gertrudenberg aufgestiegene Feuer-Gräfin im Abendwind über Dodesheide“.
Weitere Infos zu Jan Beckmann und seinem Ballonteam gibt’s hier.
Und so funktioniert Ballonfahren im Schnelldurchlauf
Und wer wissen möchte, wieso es denn Ballon fahren und nicht fliegen heißt, der sollte in nächster Zeit mal bei Instagram vorbeischauen.