“Warum nicht den LKW-Verkehr im Uhrzeigersinn um die Osnabrücker Innenstadt herum führen?”
Diese Idee hatte ein unbekannter Internetnutzer (bitte bei uns melden) bereits vor mehr als drei Jahren – nun greift die Stadtverwaltung die Idee auf. Umgesetzt werden könnte sie bereits im kommenden Jahr.
Dass die wirklichen Experten nicht immer in Politik und Verwaltung zu finden sind, ist eine Binsenweisheit. Nach der Häufung tödlicher Unfälle zwischen Fahrradfahrern und nach rechts abbiegenden LKW, wurde im Jahr 2014 in Sozialen Medien viel über mögliche Abhilfe diskutiert. Neben einem generellen LKW-Durchfahrverbot, hatte ein Internetnutzer offensichtlich die richtige Idee, die nun vom zuständigen Stadtbaurat Frank Otte der Politik als Lösung im Kampf gegen tödliche Abbiegeunfälle präsentiert wird.
Wie die Neue Osnabrücker Zeitung auf Nachfrage vom Stadtbaurat erfahren hat, sollen zukünftig LKW nur noch im Uhrzeigersinn um die Innenstadt herum geführt werden.
Die Bundesstraße 68, die bislang halbseitig entlang des Hasetor- und Schlosswalls verläuft, wird für diese Maßnahme “geteilt”, das Rechtsabbiegen für LKW zukünftig verboten.
Im Spätsommer 2014 erschien die HASEPOST noch als reines Facebook-Medium, die Website wurde erst im Spätherbst gelauncht.
In einer kleinen Artikelreihe, die später in einem Dokument auf dem Hasepost-Webserver veröffentlicht wurde (hier zum Download als PDF), fasste HASEPOST-Herausgeber Heiko Pohlmann einige seinerzeit online kursierende Vorschläge gegen die “Todesursache Rechtsabbiegen” zusammen.
Hier der Beitrag aus dem Spätsommer 2014 (S.4ff. des PDF-Dokuments):
Vorschlag aus dem Netz: warum den LKW-Verkehr nicht einfach im Uhrzeigersinn um Osnabrück leiten?
Man sollte die Intelligenz des Netzes (und der Osnabrücker) also nicht unterschätzen. Schon beim Schreiben des ersten Teils dieser Artikelserie erinnerte sich der Autor dieser Zeilen an einen Vorschlag in einem NOZ- oder Facebook-Kommentar anlässlich des ersten tödlichen Unfalls in diesem Jahr.
Der unbekannte Kommentator (bitte melden, es sind Deine Credits!) machte den Vorschlag den LKW-Verkehr doch einfach im Uhrzeigersinn um die Innenstadt zu führen, um so das (tödliche) LKW-Rechtsabbiegen zu vermeiden!
Und tatsächlich, das ist eine fantastische Idee – vor allem wenn man denn den LKW-Verkehr nicht gänzlich aus der Stadt fernhalten will.
Der Durchgangsverkehr – auch von den Speditionen in der Peripherie – müsste keinerlei Umwege in Kauf nehmen (lt. Google Maps ist die jetzige westliche Routenführung der B68 auf den Wällen vorbei an der Stadthalle mit 2,5km sogar 200 Meter länger als die Strecke über den Berliner Platz)!
Der LKW-Verkehr würde dadurch in Summe auch weder mehr noch weniger (schließlich fahren jetzt schon zahlreiche LKW entlang der Ostroute über die Wälle), er würde sich nur anders auf die im Uhrzeigersinn rechte Fahrspur konzentrieren. Im Umkehrschluss wäre es dann für den PKW- und Zweirad-Fahrer vermutlich attraktiver auf dem Wall gegen den Uhrzeigersinn zu fahren.
Einziger Haken – aber auch gleichzeitig der große Vorteil dieser Lösung – um den Wall-Ring wieder „verlassen“ zu können müssen die LKW zwingend beim Linksabbiegen den Gegenverkehr kreuzen. Dabei haben Sie allerdings den kreuzenden Fahrrad- und Fußgängerverkehr immer im Sichtbereich (sonst im „Toten Winkel“ verdeckt oder nur über Spiegel zu sehen)!
Durchweg alle Kreuzungen vom Wall auf eine der auswärtsführenden Straßen (Berliner Platz, a.d. Petersburg/Hannoversche Straße, Johannisstraße/Iburger Straße, Kommenderiestraße/Sutthauser Straße, Martinistraße, Lotter Straße, Natruper Straße) haben gesonderte Linksabbieger-Spuren mit entsprechenden Ampeln, die dazu entsprechend neu eingestellt werden müssten um dem Mehr an LKW-Verkehr die notwendige Zeit zu geben. Gleichzeitig wäre der Wall-Ring „gegen den Uhrzeigersinn“ aber von LKW befreit, so das die notwendige Zeit für eine Neu-Justage der Ampeln vorhanden wäre. Durch die vorhandenen Ampeln würde so auch sichergestellt, dass Fahrradfahrer und Fußgänger immer ein Haltzeichen (rot) bekommen, bevor schwere LKW ihren Weg kreuzen – ein zusätzlicher Sicherheitsgewinn neben der besseren Sicht des Fahrers aus der LKW-Kanzel heraus.
Abbildung 3, Alternative Routenführung: LKW-Verkehr im Uhrzeigersinn über die Wälle
LKW-Verkehr im Uhrzeigersinn wäre ohne negative Auswirkungen auf Osnabrücker Speditionen und Anlieger
Wie bereits beschrieben, würden die Osnabrücker Speditionen nicht daran gehindert ihre Ziele in den lokalen Gewerbegebieten oder die Autobahnauffahrten zu erreichen. So müsste zum Beispiel auch kein LKW der Spedition Hellmann aus dem Hafen über das Lotter Kreuz fahren um die A30 in Richtung Hannover zu erreichen – umgekehrt kommt auch die Spedition Meyer & Meyer aus dem Fledder weiter direkt zur A1-Auffahrt Wallenhorst.
Sobald der Lückenschluss der A33 fertig ist, wäre die Zeit reif das lange geforderte innerstädtische LKW-Verbot in Angriff zu nehmen. Aber die Stadt braucht jetzt schnelle Lösungen um den „Blutzoll“ des LKW-Verkehrs auf den Wällen zu stoppen. Die hier beschriebene Lösung kostet letztlich nicht mehr als ein paar Blechschilder an den Kreuzungen und etwas Manpower bei der Neuberechnung der Ampel-Schaltzeiten.
Ein großes Argument gegen jegliche Versuche den LKW-Verkehr in den Innenstädten zu regulieren ist der Lieferverkehr. Hier kann eine „Anlieger frei“-Lösung des Rechtsabbiegen vom Wall in die Innenstadt erlauben.
Da die vorgeschlagene Maßnahme ohnehin nur LKW mit Anhängern bzw. über 7,5t betreffen würde, dürfte sich die Zahl der LKW-Anlieger ebenso in Grenzen halten wie notwendigen Umwege, da der Wall ja nur noch in einer Richtung befahrbar ist. Die allermeisten innerstädtischen Lieferungen erfolgen ohnehin nicht mit Sattelaufliegern und Lastzügen.
Sobald sich die Einbahnstraßenregelung – die es faktisch ist – für herumgesprochen hat bzw. in den Navigationssystemen verbreitet ist, werden die betroffenen Anlieferfahrzeuge dann die richtigen Autobahnabfahrten wählen um ohne Abbiegen in die Innenstadt zu gelangen.