Auch wir von der HASEPOST haben uns in den vergangenen Wochen viele Diskussionen und Redebeiträge, sowohl von Befürwortern wie Gegnern der Neumarktsperrung angehört.
Je näher die Kommunalwahl rückte – deren zentrales Thema die Neumarktsperrung geworden ist – haben wir ein paar Fakten vermisst.
Wie weit sind denn die Umwege, was bedeutet das für die Umwelt?
Warum nur ging es in der Diskussion um Wohl und Wehe der Stadt vor allem um Stauzeiten? Je nach politischer Blickrichtung und subjektivem Gefühl wurden diese in Minuten oder gar Stunden gemessen.
Wir haben uns nun nochmals hingesetzt und zwei offensichtlich bis zuletzt unbedeutende Fakten ermittelt: Was macht die Sperrung in Kilometern aus – und was kommt dabei hinten aus dem Auspuff der Autos heraus?
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Die tatsächlich für den Individualverkehr gesperrte Distanz über den Neumarkt beträgt nach unseren Berechnungen übrigens nur 268 Meter (Kreuzung Alte Münze bis Einmündung Kollegienwall).Die Zahlen sollen für sich sprechen
Wir enthalten uns einer Bewertung der Zahlen. Ob die ermittelten Umwege und Umweltbelastungen relevant sind, soll jeder Leser für sich bewerten.
Die beiden wichtigsten Ergebnisse auf einem Blick:
Die Umfahrung der Osnabrücker Innenstadt von Hellern (BAB-Auffahrt) bis Belm (Funkturm) über die Autobahn ist mit 13,5 Kilometern Distanz „nur“ gut 4 Kilometer länger als die Option die Innenstadt nördlich über den Wall zu umfahren (9,45km) – der NOx-Ausstoß – selbst bei aktuellen / optimierten Dieselfahrzeugen – steigt dabei jedoch um über 60% von 7,18 Gramm auf 11,75 Gramm pro Fahrt und Fahrzeug (Quelle der Emissionsdaten siehe unten).
Gegenüber der direkten Strecke über den Neumarkt (6,22g) ist das fast eine Verdoppelung der Stickoxid-Emissionen bei Dieselfahrzeugen.
Aber auch die Umfahrung über den nördlichen Wallring (die insgesamt kürzeste Distanz bei einer Sperrung des Neumarkts) erhöht den Stickoxid-Ausstoß auf dieser Strecke um mehr als 15% im Vergleich zur Direkt-Querung der Innenstadt.
Während Benzin-PKW bei der Autobahn-Variante noch mit niedrigeren Abgaswerten punkten können, sind sie im Stadtverkehr ebenfalls „Stinker“. Beim Vergleichsfahrzeug mit Ottomotor erhöht sich bei der Wall-Umfahrung der Ausstoß von NOx ebenfalls um mehr als 15% – jeweils im Vergleich zur direkten Querung über den Neumarkt.
Wie wir die Zahlen ermittelt haben
Die Distanzen wurden über die Pro-Variante von GoogleEarth auf dem PC errechnet. Die zu Grunde gelegten Stickoxid-Emissionen beruhen auf dem Mittelwert einer aktuellen Messung des Instituts „Emissions Analytics“, die von der Zeitschrift AutoMotorSport im Heft 17/2016 veröffentlicht wurde.
Für die Messungen wurden 9 aktuelle(!), also teils schon mit überarbeiteter Filter- und Motortechnologie versehene Diesel-PKW untersucht. Die Emissionsdaten für Benzin-PKW stammen von einem aktuellen Opel Corsa, der mit seinem 3-Zylinder Triebwerk ein typischer Vertreter aktueller Downsizing-Motoren ist, die insbesondere im Stadtverkehr Probleme mit der Abgasreinigung haben, aber auf der Autobahn glänzen können. Es handelt sich also bei den verwendeten Messwerten nicht um besonders extreme Werte, wie diese bspw. von VW-Fahrzeugen bislang emittiert wurden.
Die im Mittelwert einberechneten Werte von VW-Fahrzeugen wurden bei bereits überarbeiteten Motoren gemessen.
PS:
Natürlich geht es in der Diskussion auch um die Erreichbarkeit der Innenstadt, und es gibt sicher viele Osnabrücker, die bspw. vom Katharinenviertel zur Bremer Brücke fahren wollen etc.; so gesehen ist die obige Betrachtung natürlich wieder nur ein einzelner Aspekt.
Und selbstverständlich gibt es Alternativen zum Auto. Mit dem Fahrrad oder dem Bus geht es in Zukunft weiterhin auf direktem Weg über den Neumarkt.
Screenshots: Google Earth Pro