Nun ist es auch offiziell, die Ende vergangener Woche bereits angekündigte erneute Sperrung des Neumarkts zum 18. Juli, wurde in einer Pressekonferenz am Montagnachmittag bestätigt. Grund sind Kanalarbeiten der Stadtwerke, bei denen mehr als hundert Jahre alte Abwasserkanäle saniert werden (HASEPOST berichtete).
Stadtbaurat Frank Otte nutzte die Gelegenheit vor der überschaubaren, aber zu diesem Termin nahezu vollzählig versammelten Osnabrücker Presselandschaft, nochmals einen Blick zurück zu werfen.
Stadtbaurat verteidigt den Rückbau des Neumarkttunnels
Der Rückbau des Neumarkttunnels sei tatsächlich der Anfang der nun fortschreitenden Umgestaltung des Neumarkt-Areals gewesen, so Frank Otte.
Doch aus seiner Sicht war der Tunnel gegen Ende seiner Zeit immer mehr eine Barriere, denn ein verbindendes Element zwischen Altstadt und Neustadt gewesen. Geradezu “kurios” empfinde er es, wenn es nun in der Öffentlichkeit Stimmen gibt, die den Rückbau als Fehler bezeichnen. [Anmerkung der Redaktion: Am Wochenende hatte die Wählerinitiative BOB in einer Pressemitteilung in diese Richtung argumentiert].
“Warum diese Leute, die jetzt dem Tunnel hinterherweinen, denn nicht durch ihre Einkäufe oder mit Kaffeetrinken den Tunnel am Leben gehalten hätten”, frage er sich, so Otte. Allerdings kann er auch verstehen, dass sich da niemand gerne aufgehalten habe. Den Tunnel in braun zu streichen war sicher auch ein Auslöser für das Ende vom Tunnel, ist Otte überzeugt.
Nun wo der Tunnel weg sei, sei er aber auch keine Barriere mehr für die Infrastruktur, und die kann nun modernisiert werden, zog der Stadtbaurat einen Bogen zurück zum eigentlichen Thema.
Otte: Die Synchronisierung der Neumarkt-Ampel hätte nicht alle Probleme gelöst
An einem weiteren heiß diskutierten Thema mochte Otte dann doch nicht vorbeikommen. Was die Ampelanlage für die Fußgänger angeht, sei diese zwar tatsächlich nicht in das städtische Ampelnetz integriert worden, aber die Vorstellung, eine synchronisierte Ampel löse alle Probleme, verwies Otte “ins Reich der Märchen”.
Bussteig A1 macht den Neumarkt zum “Nadelöhr”
„Wir haben im Vorfeld alle möglichen Varianten der Verkehrsführung durchgespielt“, erläutert Otte die nun anstehende Sperrung ab dem 18. Juli. „Die Verkehrssicherheit steht bei allen Varianten an oberster Stelle – und kann nur bei einer Sperrung für den motorisierten Individualverkehr garantiert werden.“ Nadelöhr ist der Bereich vor dem VGH-Gebäude: Da der Bussteig A1 aufgrund der fortschreitenden Kanalarbeiten direkt vor das Gebäude und somit auf die Fahrspur verlegt werden muss, wird der zur Verfügung stehende Straßenzuschnitt noch enger. Die Fahrradspur Richtung Schloss entfällt, durch die wartenden Busse auf der Fahrbahn wäre ein immenser Rückstau zu erwarten. Zudem befindet sich der Bussteig direkt vor dem Fußgängerweg. „Die Gefährdungspotentiale sind eindeutig zu hoch“, stellt Otte fest. „Zur Sperrung sehen wir keine Alternative.“
Autos in einer Einbahnstraße wären zu problematisch
Die Frage, warum denn keine Einbahnstraßenregelung eingerichtet worden sei, wie von Oberbürgermeister Wolfgang Griesert in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause angeregt, begründete der Stadtbaurat damit, dass sich PKW dann zwischen haltende Busse drängen würden und Fahrradfahrer sich in einen nur in eine Richtung für Autos geöffneten Neumarkt nicht richtig integrieren könnten.
Busfahrer “leichter steuerbar” als Taxifahrer
Auch der Taxiverkehr wurde von Otte als “schwierig zu integrieren” erkannt, er muss daher draussen bleiben.
Obwohl auch Taxen zum öffentlichen Personennahverkehr gehören, würden deren Chauffeure nicht problemlos zwischen den Baugruben auf dem Neumarkt fahren können. Busfahrer seien hingegen “leichter steuerbar”, und die Stadtwerke würde extra Personal zur Verfügung stellen, das den Kollegen dann sagt, wie sie sich zu verhalten haben.
Mit der Verlegung des Bussteigs A1 geht es los
Nach der Einrichtung der Sperrung und erfolgter Verlegung des Bussteigs A1 beginnen die Stadtwerke mit den weiteren Arbeiten im östlichen Baufeld zwischen Lyrastraße und Johannisstraße. „Der Regen- und der Schmutzwasserkanal sind beide aus Richtung Schloss kommend bereits bis auf Höhe des VGH-Gebäudes verlegt“, erläutert Ingo Hannemann, Technischer Leiter der Stadtwerke. Ab dem 18. Juli geht der Kanalbau dann weiter in Richtung Johannisstraße. „Erst durch die Verlegung des Bussteigs A1 bekommen wir den für die Arbeiten benötigten Platz“, so Hannemann weiter. Die Gesamtarbeiten im östlichen Baufeld am Neumarkt sollen bereits Ende Oktober abgeschlossen sein – „und somit anderthalb Monate früher als geplant“, betont der Stadtwerke-Technikchef.
Ende Oktober soll der Verkehr wieder rollen
Ende Oktober, und damit rechtzeitig zum Weihnachtsshopping, werden auch die Arbeiten im westlichen Baufeld zwischen Lyrastraße und Schloss wie geplant abgeschlossen sein, sind sich Verwaltung und Stadtwerke sicher. In diesem Bereich ist der neue Regenwasserkanal bereits komplett verlegt. Ab kommender Woche wird der vorhandene Schmutzwasserkanal im sogenannten ‚Schlauchlinerverfahren‘, in geschlossener Bauweise saniert.
Abschließend erklärte Ingo Hannemann: “Keine Baustelle ist ideal – ideal wäre eine Welt ohne Baustellen”. Auf Nachfrage versicherte Hannemann noch, dass mit Beendigung der Baustelle der Verkehr wieder so wie jetzt über den Neumarkt fahren kann. “Es wird die gleiche Tragkraft wie zuvor hergestellt”, so Hannemann.
Stadtbaurat Frank Otte ergänzte, dass in Vorbereitung für das geplante Shoppingcenter keine Beeinträchtigungen des Straßenverlaufs auf dem Neumarkt durch zusätzliche Spuntwände geplant sind, wie sie in Vorbereitung für die Baugrube für das “Baulos 2” (Baufläche vor H&M) eingebaut wurden.