Wenn im August die Bagger anrücken um den Neumarkt neu zu gestalten, wird der Verkehr voraussichtlich bis Ende 2020 weichen müssen. Ob nach der Fertigstellung der motorisierte Individualverkehr noch die zentrale Achse zwischen den östlichen und westlichen Stadtteilen nutzen kann, werden die Gerichte entscheiden.
Das Taxigewerbe allerdings bleibt ausgeschlossen, das ist bereits entschieden. Der bisherige Taxistand nahe der Neumarktmühle entfällt.
“Wir und die Fußgänger haben keine Lobby in diesem Stadtrat.” Mit diesen Worten kommentierte ein engagierter Taxifahrer die nun zur Umsetzung anstehenden Pläne, nach denen auch der zentrale Taxistand am Neumarkt weggebaggert werden wird – ersatzlos.
Frust über Lokalpolitik sitzt tief im Taxigewerbe
Seinen Namen wollte der Taxifahrer nicht genannt wissen – der Personenbeförderer ist unser Redaktion jedoch bekannt. Das letzte Mal. als er sich öffentlich zu Plänen der Stadtverwaltung geäußert habe, dauerte es nur wenige Wochen bis Mitarbeiter des Zolls sein kleines Unternehmen “auseinandernahmen” um Belege für angebliche Schwarzarbeit zu finden – allerdings erfolglos. Egal ob das nun eine Retourkutsche für zu viel Kritik war oder nur ein zufälliges Zusammenfallen zweier Ereignisse, der Frust sitzt offenbar tief. Neben der Neumarktproblematik ist schnell der Bogen geschlagen zur unbefriedigenden Situation mit dem Taxistand am Hauptbahnhof und die von Teilen des Stadtrats auf dem Rücken der Taxifahrer ausgetragenen politischen Debatten, die zu erheblichen Verzögerungen bei der Einführung einer Taxiordnung führten.
“Attacke” gegen den individuellen Personentransport
Der Fuhrunternehmer sieht sich und sein Gewerbe von der Politik nicht nur mißverstanden, sondern bewusst ausgebremst. Obwohl das Taxigewerbe ein gleichwertiger Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs sein sollte, empfindet er die Baumaßnahmen am Neumarkt, bei denen sich alles um die Belange des Busverkehrs zu drehen scheint, als Attacke gegen den individuellen Personentransport.
Vor allem ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind und es vermeiden würden längere Busfahrten zu unternehmen, würde es nun noch schwieriger gemacht in die Innenstadt zu kommen, “dabei seien das doch die treuesten Kunden des Einzelhandels”. Viele Fahrgäste würden zudem den Komfort schätzen, ihre Einkäufe aus der Innenstadt bis vor die Haustür gefahren zu bekommen.
Vorläufiger Taxiplatz am Neuen Graben geplant
Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte ein Sprecher der Stadtverwaltung, dass das Ergebnis des freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbes – der ab diesem Sommer umgesetzt werden soll – keinen Taxistand auf dem Neumarkt mehr vorsieht. Als Interimstandort soll ein Taxistandort am Neuen Graben entstehen. Eine langfristige Lösung will die Verwaltung in Abstimmung mit dem Taxi- und Mietwagengewerbe suchen.
Hinweis: Das in der Illustration oben abgebildete Taxi steht nicht in Verbindung mit dem im Artikel erwähnten Taxiunternehmer