Schön ist der Ledenhof wirklich nicht – jedenfalls nicht mehr. Was in den 70er Jahren dort vom Stararchitekten Helge Bofinger hinterlassen wurde, bezeichnete der Spiegel 1981 als “Dramatisierung” aus “Bezugslinien”, “Verschneidungen” und “Raumkanten”, daß der Spaziergänger -“tangential an den Platz geführt” – zwischen Stufen, Brüstungen, Handläufen und Rinnsalen zum eingeschüchterten “Platzbesucher” wird. So kann man es auch sagen…
Die damalige Generation von “Platzbauherren”, die bundesweit ratlose Bürger hinterliessen und die Stadtkassen schröpften, bezeichnete der Spiegel als allgemein “hilflos”. Erklärtes Ziel der Stadtplaner damals wie heute: Den Individualverkehr aus den Innenstädten verdrängen. Der in Osnabrück gefundene Kompromiss: Unter dem Ledenhof wurde eine Tiefgarage gebaut.
Automatische Fahrrad-Tiefgarage geplant
Den neuen Anforderungen einer “Mobilitätswende” entsprechend, soll die Tiefgarage unter dem Ledenhof zukünftig auch einen Abstellbereich für Fahrräder bekommen. Dorthin können die Fahrräder per Fahrstuhl herabgesenkt und automatisch geparkt werden. Für diesen Teil der Ledenhof-Neupanung, den “BikeSafe”, ist die OPG zuständig.
Ledenhof-Architekt wollte Schadenersatz von der Stadt
Die Rinnsale und verschiedenen Brunnen auf dem Ledenhof wurden bereits in den 80er Jahren abgeschaltet, was folgte war jahrzehntelanger Verfall und ein verärgerter Architekt, der die Stadt mit Geldforderungen konfrontierte, damit er auf sein Urheberrecht verzichte und nicht gegen den geplanten Umbau klagt. Am Ende war es wohl nur noch Bofinger, der den Ledenhof verhaltenswert fand.
Auf Zahlungen aus der Stadtkasse werden die Bofinger-Erben aber nicht hoffen können. Da kein Stein auf dem anderen bleibt und die Bausünde aus den 70er Jahren verschwindet, wird es ein kompletter Neubau.
Nach der verkopften aber untauglichen Selbstverwirklichung des inzwischen verstorbenen Architekten, dem Osnabrück auch das bautechnisch misslungene und nach seinem schnellen Defekt inzwischen wieder abgerissene Wasserbecken auf dem Bahnhofsvorplatz zu verdanken hat, soll es nun endlich “mehr Aufenthaltsqualität und weniger versiegelte Fläche” geben – oder wie es die Stadt Osnabrück in einer Pressemitteilung auch schreibt: “Der Ledenhof erhält ein neues Gesicht”.
Bürger wurden und werden bei der Ledenhof-Platzgestaltung beteiligt
Unsere Redaktion berichtete bereits ausführlich im vergangenen Sommer über die Auswahl eines Architektenentwurfs, bei dem sich das Büro bbz landschaftsarchitekten aus Berlin zusammen mit dem Büro Obermeyer Planen und Beraten aus München gegen 14 Bewerber durchsetzen konnte. Ab dem kommenden Jahr sollen diese Pläne nun realisiert werden soll.
In der Zwischenzeit gab es ein erstes Bürgerbeteiligungsverfahren, bei dem der ursprüngliche Entwurf bereits im Detail optimiert wurden. Jetzt sind die Pläne für die Öffentlichkeit am Ledenhof ausgestellt und wer mag, kann sie mit seinen Anregungen verfeinern.
„Es ist der Stadt Osnabrück sehr wichtig, die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen, damit wir nicht Gefahr laufen, an ihren Bedürfnissen und Wünschen vorbei zu planen“, sagt Stadtbaurat Frank Otte. Dass Osnabrück die Menschen an der Entwicklung der Innenstadt beteiligt, war ein Argument dafür, dass die Stadt den Titel „Deutschlands nachhaltigste Großstadt 2020“ erhalten hat.
Im März vergangenen Jahres fand die erste offene Bürgerwerkstatt zur Zukunft des Ledenhofes und des Neuen Grabens im Steinwerk St. Katharinen statt. Zwei Bürgervertreter unterstützten als sachverständige Berater anschließend das Preisgericht für den Wettbewerb, auch die Ergebnisse der Bürgerwerkstatt wurden berücksichtigt. In der Bürgerwerkstatt wurde zum Beispiel unter anderem eine Frage bearbeitet: „Was würde ich gern in fünf Jahren auf dem Ledenhof machen können?“
Zukünftig mehr Veranstaltungen auf dem Platz
Künftig wird der Ledenhof ein zentraler, multifunktionaler Platz mit direkter Verbindung zum Schloss und luftig angeordneten Bäumen, Spielmöglichkeiten sowie komfortablen Parkplätzen für Fahrräder. Die roten Steine verschwinden, die Treppen auch. Das macht ihn nicht nur für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer bequemer. „Der Entwurf sieht eine wassergebundene Oberfläche und in den Randbereichen Pflaster sowie auf dem Neuen Graben Asphalt vor. Vor dem Schloss wird dasselbe Pflaster wie in den Randbereichen des Ledenhofs verlegt, so dass sich die Gestaltung dort wiederfindet“, erklärt Frank Otte. Auf dem Platz soll man in Zukunft nicht nur an schönen Tagen unter Bäumen sitzen können und auf das Schloss blicken: „Der Platz bietet sich auch für Veranstaltungen an und ist eine Alternative zum Markt.“
Die Entwürfe hängen noch bis 5. August am Ledenhof aus, an der Rückseite des Eingangs zum Parkhaus in der Nähe zum Seniorenheim am Ledenhof. Dort liegen Broschüren mit Informationen zur Planung aus. Daneben hängt ein Briefkasten, in den die Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen direkt einwerfen können.
Bürger können Feedback geben
Auch Online sind die aktuellen Pläne unter www.osnabrueck.de/ledenhof/ abrufbar. Anregungen hierzu können unter ledenhof@osnabrueck.de abgegeben werden.
Der Baubeginn am Ledenhof ist für 2021 vorgesehen. Für die Neugestaltung des Ledenhofs sind 1,95 Millionen Euro veranschlagt, für den Neuen Graben weitere 1,27 Millionen. Jeweils ein Drittel davon sind Zuschüsse des Landes und des Bundes, ein Drittel übernimmt die Stadt Osnabrück.