Er gab sich selbst als Flüchtling aus und wähnte sich in Osnabrück in Sicherheit vor der Strafverfolgung. Als Mitglied einer Schleuserbande soll ein am Dienstag in Osnabrück verhafteter Afghane für den Tod von mehr als 65 Flüchtlingen verantwortlich sein.
Nach mehrmonatigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Osnabrück und des Bundespolizeipräsidiums Potsdam war die Reise des Afghanen in Osnabrück zu Ende: Ein Haftbefehl wegen des Verdachts der Einschleusung von Ausländern mit Todesfolge wurde vollstreckt.
Am 5. Dezember 2017 wurden durch die Bundespolizei im niedersächsischen Osnabrück zwei Wohnungen durchsucht. An der Maßnahme waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft Osnabrück mehr als 30 Beamte der Bundespolizei beteiligt.
35 Leichen konnten aus dem Meer geborgen werden
Der nun Verhaftete afghanische Staatsangehörige steht im Verdacht, im Januar 2016 während einer Bootsschleusung von der Türkei nach Griechenland als sogenannter Begleitschleuser an Bord gewesen zu sein. Die Überfahrt war von einer international agierenden Schleusergruppierung organisiert worden. Bei der Überfahrt sank das völlig überfüllte Boot bei widrigen Witterungsverhältnissen. Es konnten lediglich 24 von insgesamt etwa 90 Migranten gerettet werden. Durch die griechische Küstenwache wurden 35 Leichen geborgen. Die anderen Personen blieben vermisst.
Nach Deutschland abgesetzt und Asyl beantragt
Während der verhaftete mutmaßliche Schleuser gegenüber den griechischen Behörden vortäuschte, selbst ein Flüchtling zu sein, sind die von ihm unmittelbar begleiteten Personen (zwei Frauen und vier Kinder) beim Sinken des Bootes zu Tode gekommen.
Im Anschluss an seine Rettung setzte sich der jetzt Verhaftete nach Deutschland ab und beantragte im Februar 2016 Asyl. Hier kamen ihm die Ermittler der Bundespolizei nach Zeugenhinweisen auf die Schliche.
Fast zwei Jahre nach der Tat wurde der Schleuser dem Haftrichter vorgeführt.