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Osnabrück fährt elektrisch in die Zukunft

Der Termin steht schon fest, die Ausschreibungsunterlagen liegen auf dem Tisch, und in wenigen Monaten soll verbindlich bestellt werden.
Die Stadtwerke und die Verkehrsgemeinschaft Osnabrück (VOS) machen mit dem Thema Elektromobilität Ernst: im August 2018 wird in Osnabrück eine hochmoderne Flotte elektrischer Busse an den Start gehen. Es wird nicht nur bei einer „Referenzlinie“ bleiben.

2018 wird eine komplette Linie auf Elektrobusse umgestellt

In einem Hintergrundgespräch erläuterten Stadtwerke Vorstand Dr. Stephan Rolfes zusammen mit den leitenden Mitarbeitern Werner Linnenbrink  und Joachim Kossow unserer Redaktion die Pläne, mit denen eine kleine Revolution im Osnabrücker Nahverkehr eingeläutet werden soll. Die drei – und mit ihnen das gesamte Unternehmen Stadtwerke – haben sich für die kommenden Monate eine Menge vorgenommen.

Zurück in die Zukunft, Stadtwerke Osnabrück, Mobilität

Mitarbeiter wurden „aus der Zukunft“ informiert

Zum Auftakt für die gemeinsamen Zukunftspläne wurden heute früh um 07:28 Uhr die Mitarbeiter über die weitreichenden Pläne informiert. Nicht ohne Augenzwinkern merkte Stadtwerke-Chef Rolfes an, man habe dafür einen „Kollegen aus der Zukunft“ engagiert. Der 21. Oktober 2015 und die Zeitangabe 07:28 sind in der Popkultur untrennbar mit den Zeitreisen von Marty Mc Fly verbunden, der in der „Zurück in die Zukunft“ Filmtrilogie an diesem Tag in die Zukunft reist.

Eine ganze Linie – kein Versuchsbetrieb

Die heute offiziell bekanntgegebenen Pläne sehen keinen weiteren „Versuchsbetrieb“ vor, wie er in zahlreichen Städten derzeit läuft, sondern die komplette Umstellung erst einer einzelnen Linie, dann des gesamten öffentlichen Nahverkehrs auf Elektro-Busse.
Dabei soll auch nicht weiter mit Technologie herumexperimentiert, sondern konsequent auf ein zukunftsweisendes Konzept gesetzt werden. Osnabrück setzt dabei auf rein elektrische Busse, die ihren Strom per Akku mit sich führen und je nach Bedarf im Depot oder unterwegs und an den Endhaltestellen nachgeladen werden können.

Das lange diskutierte Thema „O-Busse“ ist dabei für die Verkehrsgemeinschaft Osnabrück noch nicht vom Tisch, aber in der derzeitigen Planung nicht vorgesehen. O-Busse würden allerdings, ähnlich wie die jetzt geplanten E-Busse, auch rein elektrisch fahren. Diesem Konzept gehört die Zukunft, ist sich Rolfes sicher. Hybrid- oder Wasserstoffbusse hingegen transportieren noch zusätzlich eine komplette Diesel-Ausrüstung oder ein kleines Kraftwerk mit, was aus Sicht der Stadtwerke keinen Sinn macht.

Elektrobus der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück
So könnte er aussehen, ein moderner Elektrobus der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück. Eigener Entwurf HASEPOST.

Drei Säulen für den Nahverkehr der Zukunft

Damit das ehrgeizige Ziel von 20% Fahrgastzuwachs, das die Stadtwerke gegenüber der Lokalpolitik und den Osnabrückern versprochen haben, geschafft werden kann, hat das Management der Stadtwerke drei Themenfelder identifiziert, die bearbeitet werden:

Der Nahverkehr muss schneller werden

Wenn in Osnabrück der Verkehr stockt, dann stehen oft auch die Busse mit im Stau. „Der Nahverkehr darf nicht als langsam empfunden werden, um attraktiv zu sein“, so Stadtwerke Vorstand Rolfes. Dabei bedeutet „langsam“ für den Fachmann auch immer teuer, denn wenn Busse im Stau stehen, müssen auf einer Linie auch zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt werden, um den Takt zu halten.

In Zukunft ohne Emissionen

Neben den lange Zeit diskutierten CO2- und Feinstaub-Emissionen habe die Debatte um die VW-Dieselmotoren auch gezeigt, so Dr. Rolfes, dass Stickoxide bei herkömmlichen Verbrennungsmotoren ein großes Problem sind. Um diese Belastungen konsequent zu vermeiden, kann es in Zukunft nur noch elektrisch weitergehen, ist sich Rolfes sicher.

Regionale Einbindung

„Niemand will auf dem Weg aus dem Landkreis an der Stadtgrenze vom Dieselbus in einen Elektrobus umsteigen“, auch davon ist Dr. Rolfes überzeugt.
Damit die Verkehrsgemeinschaft Osnabrück weiter regional attraktiv ist, sollen Lösungen und Techniken gefunden werden, bei denen umsteigefrei – aber schnell und ohne direkte Emissionen – aus dem Landkreis bis ins Herz der Stadt gefahren werden kann. Auf lange Distanzen könnten auch wieder O-Bus-Konzepte ins Spiel kommen, so Rolfes im Gespräch mit unserer Redaktion. Einen Vorteil dieser Technologie sieht der Stadtwerke-Vorstand darin, dass über eine Oberleitung beim O-Bus genügend Energie zur Verfügung steht, um auch lange Distanzen elektrisch zu bewältigen.

Mehr als nur neue Busse: Ein Gesamtkonzept zur Mobilität

Bevor die neuen Busse auf den Osnabrücker Straßen eingesetzt werden, wird die Revolution bei vielen Fahrgästen auf dem Smartphone beginnen. Mit dem Mobiltelefon kann künftig nicht nur deutlich exakter die Fahrt- und Ankunftzeit von Bussen abgerufen werden, es wird damit auch der Wechsel vom Papierticket zum elektronischen Bezahlen ermöglicht. Wer will, das betont der Stadtwerkevorstand ausdrücklich, kann natürlich auch in Zukunft einen Fahrschein im Vorverkauf oder beim Fahrer erwerben. Grundsätzlich soll das fahrende Personal aber vom Ticketverkauf entlastet werden.

Die für die Einbindung der Busse in das neue System notwendige Technik wird aktuell bereits in die eigenen, aber auch in die Busse von Subunternehmern, flächendeckend eingebaut. Sogar die App ist bereits fertig programmiert: Los geht es damit im kommenden Jahr, wenn alle technischen Voraussetzungen geschaffen sind.
Fester Bestandteil des App-Konzepts der Stadtwerke sind auch die weiteren hauseigenen Mobilitätslösungen. Neben dem Angebot der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück können alternativ auch das Carsharing-Angebot „flow>k“ und „stat>k“ per Smartphone genutzt werden.

Ab 2018 elektrisch zwischen Haste und Voxtrup/Düstrup

Die Linie 4, zwischen Haste und Voxtrup bzw. Düstrup wird die Referenzlinie sein, auf der ab 2018 vollständig elektrisch gefahren wird. Damit die bundesweit einmalige Umstellung einer kompletten Linie gelingt, werden 13 bis 14 neue Busse angeschafft. Die neuen Fahrzeuge, die durchweg als Gelenkbus bestellt werden, sollen auch optisch und in ihrer Innenraumgestaltung „neue Maßstäbe“ setzen. Für mehr Komfort beim Ein- und Aussteigen ist geplant, die Busse mit insgesamt vier Türen zu versehen, statt bisher drei. Der Wegfall der platzraubenden Verbrennungsmotoren bietet neue Möglichkeiten in der Konfiguration.

Innenraumkonzept Elektrobus
Mehr Straßenbahn als Stadtbus – auch im Innenraum will man neue Wege gehen.

Die rein elektrischen Busse werden mit bis zu 21 Metern Gesamtlänge vermutlich etwas länger als gewohnt, und in der Anschaffung etwa doppelt so teuer wie ein Diesel-Bus sein.
Die Stadtwerke haben in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Land Niedersachsen zusammengearbeit, so Stephan Rolfes, um die notwendigen „Förderkulisse“ gemeinsam zu erarbeiten. Wenn alles so klappt, wie es sich die Stadtwerke wünschen, werden die neuen Busse für die Stadtwerke „unterm Strich“ dann doch nicht teurer als übliche Diesel-Busse – Fördermittel machen es möglich.
Mittel- und langfristig sollen sie dann sogar deutlich kostengünstiger fahren, betont Werner Linnenbrink. Durch den weitaus weniger komplexen technischen Aufbau des Elektroantriebs verlängert sich die Lebensdauer und verringern sich die Wartungsaufwände. Mit den bereits im Fuhrpark befindlichen kleineren Akku-Fahrzeugen haben die Stadtwerke bereits das notwendige KnowHow gesammelt um jetzt den Umstieg meistern zu können, so Dr. Rolfes, und weiter: „Die Technologie haben wir im Griff. Inzwischen fährt unser kleiner Elektrobus genauso zuverlässig wie die herkömmlichen Dieselfahrzeuge.“

Der Ökostrom für die Busse kommt vom Piesberg

Der Vorstand der Stadtwerke betont auch, dass selbstverständlich auf regenerative Energien „aus dem eigenen Haus“, zum Beispiel vom Piesberg, gesetzt werde. Da die Stadtwerke gleichzeitig auch Energieversorger sind, könne man hier „alles aus einer Hand“ anbieten. Den Preisvorteil der Energiekosten für rein elektrisches Fahren, im Vergleich zu Verbrennungsmotoren, beziffert der Chef der Stadtwerke auf 50-60%.
Einen ökologischen und ökonomischen Vorteil sehen die Stadtwerke auch darin, dass die Akkus genau dann geladen werden können, zum Beispiel spät in der Nacht, wenn die allgemeine Nachfrage nach Strom niedrig ist.

Insgesamt 40 Elektrobusse auf dem Bestellzettel

Nach der kompletten Umstellung der Linie 4 soll es auch auf anderen Linien mit dem Elektro-Betrieb losgehen. Insgesamt 40 Elektrobusse sollen nach derzeitigem Stand europaweit ausgeschrieben werden, um die ehrgeizigen Ziele umzusetzen. Welcher Anbieter das Rennen machen wird, ist noch offen, so Joachim Kossow, Werner Linnenbrink und Dr. Stephan Rolfes. Man wolle aber „keine Experimente“ mit Anbietern wagen, die noch keine Erfahrungen mit der neuen Technologie haben, ist man sich einig.
Projektleiter Joachim Kossow betont, dass die Hersteller eng in das Projekt eingebunden werden sollen und bei Bedarf auch schnell Ersatz und Unterstützung bieten müssen, damit das Ziel einer vollständigen Ablösung der Diesel-Busse auf der Linie 4 und auf den weiteren Linien gemeistert werden kann.
Welche Linien nach der Linie 4 und dem Fahrplanwechsel 2018 „elektrifiziert“ werden sollen, wollen die Verantwortlichen bei den Stadtwerken und der Verkehrsgemeinschaft noch nicht verraten.

 

Illustrationen: HASEPOST, basierend auf Material der Stadtwerke Osnabrück und des Herstellers Van Hool


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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