Nach langem Ringen um das Schicksal der Filmpassage Osnabrück sieht das
Betreiberehepaar Anja und Meinolf Thies endgültig klar – das Filmtheater wird dauerhaft geschlossen bleiben.
Schweren Herzens schloss das Unternehmerpaar, trotz bundesweit ab 01.07. wieder erlaubter Kinoöffnungen, die Filmpassage in der Johannisstraße zunächst nicht wieder auf. Ausnahmsweise war nicht Corona der Grund für die Schließung – eher das Alter der Immobilie und die damit einhergehenden schweren Mängel in und an der Bausubstanz. „Wir haben lange auf eine Einigung mit dem Vermieter gehofft und sind davon ausgegangen, dass dieser die Corona-Schließungsphasen nutzt, um die seit langer Zeit bekannten Mängel zu beheben. Als im Laufe des zweiten Corona-Jahres und der Schließungszeiten weitere schwere Mängel dazu kamen, zogen wir als Betreiber die Reißleine. Wir öffneten das Kino bis auf weiteres nicht mehr“, fassen die beiden die jüngere Vergangenheit zusammen.
Zu hohes Risiko
Mieter und Vermieter liegen nun mit diversen Themen, längst nicht nur den Gebäudemängeln, vor Gericht. Eine von dort eingeleitete Mediation (ein Verfahren zur Konfliktlösung) kann bis zum heutigen Stand als gescheitert betrachtet werden. Zu weit liegen beide Parteien auseinander. Für Anja und Meinolf Thies ist das Risiko einer Öffnung und die damit verbundene Möglichkeit eines eventuellen Personenschadens zu heikel. „Das endgültige ‚Aus‘ für die Filmpassage in der Johannisstraße steht fest“, sagt Anja Thies.
Gebäudemängel
Beispielsweise müssten die Heizkessel erneuert und die Statik in einzelnen Räumen und an Dachteilen geprüft werden. Außerdem würden gravierende Mängel am Brandschutz bestehen. „Eine vermieterseits mittlerweile abgeklemmte Lüftungsanlage (eine funktionierende Lüftungsanlage ist für Kinobetriebe gemäß CoronaSchutzverordnung für den Betrieb betriebserlaubende Vorschrift) ist sicher auch nicht das kleinste Problem“, erklärt Anja Thies. „Seit längerem sind wir damit beschäftigt, diverse Wassereinbrüche durch fast alle Kinosaaldecken zu beobachten, den Vermieter weiterhin zu informieren und zu ersuchen, die Schäden zu beheben – bislang kaum mit Erfolg“, ergänzt Klaus Korte, Assistent der Geschäftsführung.
Übernahme der HALL OF FAME
„Das mit der Übernahme der HALL OF FAME angedachte Konzept, zwei verschiedene
Zielgruppen in Osnabrück mit zwei unterschiedlichen Kinobetriebstypen zu bedienen, ist somit leider gescheitert“, bedauert Anja Thies und ergänzt: „Wir wollten die Liebhaber der
Filmpassage als auch die Fans der in 2019 umgebauten HALL OF FAME am Osnabrücker Hauptbahnhof mit guter Filmware versorgen und somit für jeden Kinogeschmack das richtige bieten.“
„Der Schritt der Schließung tut mir in der Seele weh“
2012 sorgte Anja Thies mit der umfassenden Renovierung des Kinos dafür, dass die Filmpassage wieder „aus dem Land des Vergessens“ geholt wurde und sich zunehmender Beliebtheit erfreute. „Der Schritt der Schließung tut mir in der Seele weh – und doch ist die Entscheidung unumgänglich“, betont Anja Thies und führt aus: „Wenn wir mit dem Ausbauen beginnen, wird es auch für Liebhaber wieder den beliebten Verkauf vieler Gegenstände geben. Sollte jetzt schon jemand Bedarf an Ausstattungsgegenständen (beispielsweise einzelnen Kinosesseln oder Kinoprojektoren) haben, so kann er sich gerne bei uns melden.“
Ein Stück Geschichte
„Wir wissen, dass wir vielen Osnabrückern ein Stück Geschichte nehmen, haben jedoch keine andere Wahl“, sagt das Ehepaar und ergänzt: „Die Mitarbeiter konnten wir zum Glück in die HALL OF FAME ‚überführen‘ und mussten somit niemanden entlassen. Die Ausbauten müssen wir jetzt jedoch ohne Mitarbeiter und mit Fremdfirmen durchführen“, sagt Anja Thies. Dies sei jedoch das kleinste Übel dieser Notlage.
„Wir sind froh, dass wir zumindest mit einem Kino in Osnabrück dieser wunderschönen Stadt verbunden bleiben“, fasst Meinolf Thies zusammen. „Für meine Frau ist dieser Schritt noch ein wenig schlimmer als für mich – sie hat so viele schöne Erinnerungen an die vergangenen 10 Jahre mit der Filmpassage.