Frank Henning, hoch gehandelter OB-Kandidat der SPD, ist tatsächlich ein Gewinner – auch wenn es zum Chefsessel im Rathaus dann doch nicht gereicht hat. Mit fast 2.901 Direktstimmen wurde er wieder in den Stadtrat gewählt; kein anderes Ratsmitglied holte so viele Direktstimmen. Seine beiden Wettbewerberinnen Katharina Pötter (35,75%) und Annette Niermann (26,64%) verwiesen Frank Henning (24,09%) aber auf einen guten dritten Platz bei der OB-Wahl.
Eine erste Wahlanalyse* von Heiko Pohlmann
Ob Annette Niermann (Grüne) oder Katharina Pötter (CDU) in Zukunft den Vorsitz bei den Ratssitzungen übernehmen werden, ist mangels einer absoluten Mehrheit für eine von beiden noch offen.
Sollte Katharina Pötter bei der Stichwahl in zwei Wochen nicht gewinnen, wird sie in ihrer Funktion als hauptamtliche Stadträtin und Leiterin des Corona-Krisenstabs aber wieder bei Ratssitzungen „dabei“ sein.
Sollte es Annette Niermann allerdings nicht gelingen eine Stimmenmehrheit zu erlangen, wird sie der Kommunalpolitik in Osnabrück den Rücken kehren – anders als Frank Henning hat sich die Iburgerin nicht als einfaches Ratsmitglied aufstellen lassen, was auch einen Wohnsitzwechsel erforderlich gemacht hätte. Die OB-Kandidatin der Grünen hat ohnehin nie etwas zur Kommunalpolitik der Hasestadt beigetragen, da sie bislang hauptamtliche Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt Bad Iburg war.
Egal wer von beiden gewinnen wird, sie wird die zweite Frau an der Spitze der Stadt Osnabrück sein. Mit Ursula Flick stellte die Osnabrücker CDU bereits von 1985 bis 1991 die Oberbürgermeisterin.
Thomas Thiele (FDP) gelang ein Achtungserfolg
Lediglich für einen Achtungserfolg reichte es bei Dr. Thomas Thiele von der FDP. Der Liberale bekam immerhin 6,55%.
Deutlich abgeschlagen hingegen Jan-Philip Cröplin von der Linkspartei, der nur 3,41% der abgegeben Stimmen bekam. Christian Steiffen konnte sein Wahlergebnis von 2013, als er noch 3,3% erreichte nicht halten – nur noch 2,51% trauten dem Schlagerbarden den Chefposten im Rathaus zu. Unter ferner liefen kam der Spaßkandidat Ulrich Rehme auf 0,64% der Stimmen, während nur 287 Osnabrückerinnen und Osnabrücker (0,41%) unser Gesellschaftssystem so sehr ablehnen, dass die der Kandidatin der DKP, Meike Siefker, ihre Stimme anvertrauten.
Wen werden die Henning-Wähler in zwei Wochen wählen?
Spannend dürfte es werden, wem die Anhänger der unterlegenen Kandidaten bei der parallel zur Bundestagswahl stattfindenden Stichwahl ihre Stimmen geben werden. Sind die Schnittmengen zwischen dem bei den Osnabrücker Sozialdemokraten eher als konservativ geltenden Frank Henning und Katharina Pötter eventuell größer als zu Annette Niermann, die als Export aus Bad Iburg in Osnabrück keine Bekanntheit genießt und von einem eher linksorientierten Grünen-Stadtverband aufgestellt wurde?
* alle Zahlen entsprechend den von der Stadt Osnabrück am 13.09.2021 um 00:05 zuletzt aktualisierten vorläufigen Zahlen – kleinere Änderungen sind möglich und wahrscheinlich