Elektroauto fahren statt Mineralöl verbrennen? Ökologisch sinnvoll und vom Staat seit diesem Monat auch noch mit der Strompreisbremse gefördert. Trotz zusätzlich inzwischen auch noch sinkenden Strompreisen macht die stadteigene OPG das Stromtanken allerdings deutlich teurer.
Die Einkaufspreise an der Strombörse sind im freien Fall. Nach Angaben der Bundesnetzagentur mussten im vergangenen Monat für eine Megawattstunde im Einkauf kaum mehr als 128 Euro bezahlt werden – nicht mehr als im Vorjahr, vor dem Einmarsch der Russen in die Ukraine.
Preiserhöhung für Ladestrom bis zu 22,5%
Trotz dieser günstigen Energiepreise müssen Besitzer einer Ladekarte der Stadtwerketochter OPG ab Mai bis zu 22,5 Prozent mehr bezahlen, um ihr Elektroauto mit der OPG-Ladekarte mit „100 Prozent grünem Regionalstrom aus der Region Osnabrück“ (Eigenwerbung) zu „betanken“.
Begründet wird diese Preiserhöhung in einem Schreiben an die OPG-Kunden mit „der aktuellen Entwicklung am Energiemarkt“, der aber tatsächlich von deutlich fallenden Strompreise geprägt ist.
„Aktuell“ bedeutet nicht „aktuell“, wenn es um Strompreise geht
Unsere Redaktion hat nachgefragt und von Marco Hörmeyer, Pressesprecher der Stadtwerketochter, die Erklärung bekommen, dass „aktuell“ in diesem Zusammenhang nicht „aktuell“ bedeutet. Hörmeyer: „Die Begründung ‚aktuelle Marktentwicklung‘ bezieht sich auf die zurückliegenden Entwicklungen auf den Großhandelsmärkten.“ Und weiter: „Die für die OPG benötigten Strommengen haben wir in 2022 beschafft – in einem Jahr, das bekanntermaßen geprägt war von extremen und noch nie dagewesenen Preisschwankungen auf den Großhandelsmärkten. Die vergleichsweise höheren Beschaffungspreise aus 2022 sowie auch die zum Jahreswechsel gestiegenen Netzentgelte gibt die OPG nunmehr an ihre E-LadeCard-Kunden weiter.“
Tatsächlich waren die Einkaufspreise im vergangenen Jahr auf Rekordkurs. Nach Angaben der Bundesnetzagentur musste im August vergangenen Jahres zeitweise mehr als 460 Euro für eine Megawattstunde im Einkauf bezahlt werden – nur eben nicht „aktuell“, sondern im vergangenen Jahr und das auch nur für wenige Monate.
Ladesäulenbetrieber profitieren seit März von Strompreisbremse
Was der Stadtwerkesprecher allerdings außen vor lässt und wirklich „aktuell“ ist: Seit diesem Monat gilt auch für die Betreiber öffentlicher Ladesäulen die Strompreisbremse, die vor bösen Überraschungen bei der Strombeschaffung schützen soll. Zusätzlich profitieren die Ladestromanbieter vom „Klimabonus“ (THG-Quote). Allerdings fließt das Geld direkt an die Betreiber, wie der selbst nicht im Geschäft mit Ladesäulen tätige Energieanbieter Lichtblick kritisiert. Nach Ansicht von Lichtblick handelt es sich bei den Stadtwerken um Monopolisten, die bei den Ladesäulen den Preis diktieren und somit die Verkehrswende gefährden.
Realistisch wäre eine Ladestrompreis von 23 Cent
Würden Ladesäulenbetreiber wie die OPG die Strompreisbremse und die Zusatzeinnahmen durch die THG-Quote an die Verbraucher weitergeben, müssten die Preise eigentlich sinken, und das um bis zu 56 Prozent auf dann 23 Cent, so das Ergebnis des Ladesäulenchecks, den der Statistikdienstleister Statista im Auftrag des Stromanbieters Lichtblick durchgeführt hat.
Nach der Preiserhöhung werden die OPG-Kunden allerdings zwischen 49 und 79 Cent für die Kilowattstunde zahlen müssen, je nach Ladeleistung der jeweiligen Ladesäule und Betreiber der im bundesweiten Ladenetz organisierten OPG-Partner.
Weil die Betreiber von Ladesäulen so kräftig zulangen, ist das Laden von E-Autos mindestens so teuer wie das Tanken eines Benziners, so das ernüchternde Ergebnis des Ladesäulenchecks.
Vage Hoffnung auf wieder fallende Preise für OPG-Kunden
Vielleicht aber fallen die Preise auch in Osnabrück bald wieder? Dazu Stadtwerkesprecher Hörmeyer abschließend: „Derzeit beschaffen wir die von der OPG benötigten Strommengen für 2024. Sollten sich die Großhandelsmarktpreise auf dem aktuell niedrigeren Niveau stabilisieren, wird auch die OPG die E-LadeCard-Tarife dann wieder senken können.“