Das sind die Gesichter hinter dem Osnabrück Healthcare Accelerator (von links): Oliver Volckmer (Startup-Manager), Katharina Lutermann (Startup-Managerin), Dr. Erik Beeke (sitzt der OHA-Beiteiligungsgesellschaft vor), Ralf Minning (Geschäftsführer der OHA) /Foto: Sophie Scherler
Ob digitalisierte Reha-Behandlungen, eine Fitness-Uhr oder Prothesen aus dem 3D-Drucker: Wer eine gute Geschäftsidee im Gesundheitsbereich hat, findet beim Osnabrück Healthcare Accelerator (OHA) Unterstützung.
Der Accelerator (auf Deutsch: Beschleuniger) bietet Personen mit einer spannenden Idee im Gesundheitsbereich ein Unterstützungsprogramm, um ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln. „Wir sind sozusagen ein Wegweiser durch den Dschungel des deutschen Gesundheitssystems“, sagt Ralf Minning, Geschäftsführer des OHA und der Wirtschaftsförderung Osnabrück (WFO). Seit gestern können sich Startups und Gründungswillige für das Programm der OHA bewerben. „Für mich wird ein Traum wahr. Wir haben zwei Jahre auf diesen Tag hingearbeitet“, sagt Minning.
Ermutigen, vernetzten und unterstützten
Der OHA stellt über eine Förderphase von sechs Monaten Seminare und Workshops mit Gründungswissen, individuelle Coaching- und Mentoring-Angebote, kostenlose Büroinfrastruktur im Osnabrücker Hafen sowie ein großes Unterstützungsnetzwerk zur Verfügung. „Viele junge Menschen haben spannende Ideen zur Verbesserung der Patientenversorgung oder für ein neues Arbeiten im Gesundheitswesen. Es fehlt aber häufig das Wissen, das Netzwerk oder der Mut, das Projekt umzusetzen. Deshalb braucht es Orte wie den OHA, um Gründungswillige zu ermutigen, zu vernetzen und ganz konkret zu unterstützen – und zwar kostenlos“, berichtet Katharina Lutermann, Startup-Managerin im OHA.
Vier Säulen tragen das Projekt
„Wir versuchen ein Wegweiser im deutschen Gesundheitssytem darzustellen“, erklärt Oliver Volckmer, Startup-Manager im OHA. So viel zur Vision, aber wie sieht das Ganze in der Praxis aus? Mit vier Säulen will der Accelerator junge Unternehmerinnen und Unternehmer unterstützen.
„Das Startup Support Program ist das Herzstück des OHA“, erklärt der Startup-Manager. Ein halbes Jahr werden Gründerinnen und Gründer mit Workshops, Seminaren und Netzwerken unterstützt. In Zusammenarbeit mit der Universität, der Hochschule und dem Gesundheitscampus plant der OHA eine Startup School. Bei diesem Projekt erhalten Teams von Hochschule und Universität Einblicke in das unternehmerische Arbeiten. Eine erste Blockwoche mit Studierenden findet Anfang November statt. Außerdem hat der OHA die Technik für eine virtuelle Testumgebung. Die Startups können innerhalb des Health Innovation Space Ideen unter Laborbedingungen unter den Prüfstand stellen und weiterentwickeln. Die vierte Säule besteht aus dem Health Innovation Projects. Partnerunternehmen und Startups suchen hier gemeinsam nach Lösungen für bestehende Herausforderungen im Gesundheitswesen.
Die Timeline
Bis zum 7. November können Bewerbungen über die Website des OHA eingereicht werden. Am 19. November findet der erste Pitch-Day statt, an so einem Tag haben Gründerinnen und Gründer die Möglichkeit, vor Investoren ihre Geschäftsideen vorzustellen und sie davon zu überzeugen. „Hier können sich die Startups mit ihrer innovativen Idee unseren Gesellschaftern und Kooperationspartnern präsentieren“, erläutert Volckmer. „Unsere Partner bewerten die Ideen und deren Marktpotential und wählen im Anschluss fünf bis zehn Startups für den ersten Förderzeitraum von Januar bis Juni 2022 aus.“ Ab Anfang Dezember geht es für die ausgewählten Startups los. Nach den sechs Monaten sollen die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer schon eigene Geschäfte machen. „Die intensive Betreuung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird mit einer Vorstellung der einzelnen Projekte beendet“, erklärt Volckmer.
Ein breites Netzwerk
Als Initiatorin übernimmt die Wirtschaftsförderung Osnabrück (WFO) die Verantwortlichkeit beim Betrieb des OHA. „Osnabrück ist als Modellstadt perfekt geeignet, weil hier bereits ein tolles Netzwerk im Gesundheitsbereich besteht“, erläutert Minning. „Wir bringen Startups mit der (Gesundheits-)Wirtschaft und Wissenschaft zusammen, um das Gesundheitswesen von morgen aktiv mitzugestalten“, führt Minning aus.
Organisiert als öffentlich-private Partnerschaft, wird das neue Gründungszentrum auch von einer Beteiligungsgesellschaft mit über 40 privaten Akteuren getragen. Darunter befinden sich Kliniken, niedergelassene Ärzte, Unternehmen aus der Gesundheitsbranche, IT-Firmen sowie Rechts- und Strategieberatungen. „Wir freuen uns, dass sich so viele Unternehmerinnen und Unternehmer für die Startups und damit auch für den Wirtschaftsraum Osnabrück engagieren wollen“, so Jan-Felix Simon, Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft: „Unsere Gesellschafter bringen sich dabei nicht nur finanziell, sondern auch inhaltlich als Mentoren ein. Davon können Startups unglaublich profitieren und gleichzeitig lernen wir sehr viel von den neuen Ansätzen der Gründerinnen und Gründer.“
Die ersten Kooperationspartner
In enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis Osnabrück gewann der OHA auch erste Kooperationspartner. Ob Kliniken, Krankenkassen, Pflegeheimträger, Therapeuten oder Apotheken: Das Interesse sei sehr groß, mithilfe des OHA das eigene Netzwerk auszubauen und Mitarbeitende in Methoden und Technologien weiterbilden zu können. „Bereits jetzt bilden sich unter den Netzwerkpartnern viele neue Anknüpfungspunkte und gemeinsame Ideen“, sagt Dr. Erik Beeke, Beiratsvorsitzender der Beteiligungsgesellschaft und geschäftsführender Gesellschafter von visualeins: „Dieser Antrieb, gemeinsam etwas im Gesundheitsbereich voranzutreiben zu wollen, ist uns wichtig und verbindet uns.“
Wer kann sich bewerben?
„Wir suchen spannende Teams, aber auch Einzelpersonen“, berichtet Lutermann. Inhaltlich seien den Teams keine Grenzen gesetzt. Solange sich die Geschäftsidee mit Gesundheit und Pflege beschäftigt, könnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Grundsätzlich solle das Projekt aber eine digitale Komponente haben. Alle Beteiligten freuen sich auf viele Bewerbungen von Gründungswilligen, die ihre Idee im Gesundheitsbereich endlich in die Tat umsetzen wollen. „Wer Visionen hat, sollte zum OHA gehen“, sagt Ralf Minning.