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Berlin (dts) – Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) verteidigt sein Eckpunktepapier zur Ernährungsstrategie, das er am Mittwoch ins Kabinett einbringen will, vorab gegen mögliche Anfeindungen. Kritiker könnten dem Vorhaben entgegenhalten, Ernährung sei Privatsache, schreibt Özdemir in einem Gastbeitrag für die „Welt“ (Mittwochsausgabe).
Sein Vorhaben könne die Frage provozieren: „Hat der sie noch alle – was ich esse, das entscheide ich und ich ganz allein.“ Darum gehe es bei der Strategie jedoch nicht: „Was Sie essen, entscheiden Sie ganz allein – aber nicht jeder, der schlecht isst, will es auch oder ist selbst dran schuld. Es geht uns um bessere Möglichkeiten für alle“, so Özdemir. Es müsse gelingen, Maß und Mitte, Genuss und Freude am Essen zusammenzubringen. „Nicht mit dem moralischen Zeigefinger – es gehört zum Leben dazu, auch mal über die Stränge zu schlagen -, sondern aus Respekt gegenüber uns selbst und unseren Kindern“, schreibt der Grünen-Politiker. Besonders im Fokus der erstmals auf Bundesebene formulierten Strategie seien Kinder: „Wir wollen auch da genauer hinschauen, wo unsere Verantwortung für eine gesunde Ernährung am wichtigsten ist. Bei unseren Kita- und Schulkindern braucht es abwechslungsreiche und gesundheitsfördernde Essensangebote.“ Zudem gehe es um gute und nachhaltige Angebote in Kantinen und Senioreneinrichtungen. „Wir dürfen es nicht akzeptieren, dass Menschen sich gezwungenermaßen monoton ernähren müssen“, so Özdemir. Der Politiker verweist dabei auf seine eigenen Kindheitserfahrungen: „Jeden Tag bekam ich abgezähltes Geld, um mir nach der Schule etwas zu essen zu kaufen – Currywurst mit Pommes. Natürlich schmeckte es mir auch. Aber so oft?“ Es sei schnell zugänglich und bezahlbar gewesen, so Özdemir. „Vielleicht hätte es auch Abwechslungsreicheres und damit auch mal was Gesünderes gegeben, aber daran habe ich keinen Gedanken verschwendet. Es ging mir schlicht darum, einfach und günstig satt zu werden.“