Führende deutsche Wirtschaftsforscher kritisieren die Politikvorschläge der AfD und bezeichnen sie als widersprüchlich und rückwärtsgewandt. Ein kürzlich veröffentlichtes Positionspapier der Partei, das ihre Arbeitsschwerpunkte bis zur Bundestagswahl 2025 darstellt, beinhaltet unter anderem eine milliardenschwere Steuerentlastung durch eine massive Anhebung des Grundfreibetrages bei der Einkommensteuer.
Kritik an der wirtschaftspolitischen Ausrichtung der AfD
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), äußerte sich gegenüber dem „Handelsblatt“ (Dienstagsausgabe) kritisch zu den Vorschlägen der Partei: „Sie sind von Widersprüchen geprägt und zielen darauf ab, Ängste zu schüren und Lösungen durch die Rückkehr zu einer Wirtschaftspolitik von vor 30 Jahren zu versprechen.“
Unklarheiten bei der Gegenfinanzierung und strategischer Ausrichtung
Auch weitere Wirtschaftsexperten zeigten sich skeptisch. Der Wirtschaftsweise Achim Truger kritisierte im „Handelsblatt“, dass die Frage der Gegenfinanzierung offengeblieben sei. Er bemängelte zudem, dass die AfD weitere Steuern senken, gleichzeitig aber Ausgaben erhöhen und streng die Schuldenbremse einhalten wolle. „Das bewegt sich alles im finanzpolitischen Nirwana“, so Truger.
Knut Bergmann, Ökonom am Institut der deutschen Wirtschaft (IW), gab zu bedenken, dass bei der AfD unklar sei, ob ihre Wirtschaftspläne „für das praktische Handeln der Partei und ihrer Protagonisten überhaupt handlungsleitend wären“.
Die Position der AfD zum EU-Austritt
Trotz der fehlenden Erwähnung eines EU-Austritts Deutschlands („Dexit“) im Positionspapier, spricht sich die AfD-Vorsitzende Alice Weidel für denselben aus, sollte sich die EU nicht nach den Vorstellungen ihrer Partei verändern. Dies bedachten Wirtschaftsvertreter kritisch. Bergmann fügte gegenüber dem „Handelsblatt“ hinzu: „Aus unseren Befragungen von Verbänden und Unternehmen wissen wir, dass weder die einen noch die anderen nennenswerte wirtschaftspolitische Chancen mit der AfD verbinden. Vielmehr sehen sie in der Partei eine Gefahr für das politische und gesellschaftliche Klima.“
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