Rund 150 Menschen versammelten sich nach nur sehr kurzer Vorlaufzeit am Sonntagabend vor dem Osnabrücker Theater um ein Zeichen für die Solidarität mit Israel und der jüdischen Gemeinde in Osnabrück zu setzen.
Unter den Teilnehmern waren zahlreiche Vertreter der großen Parteien, aber auch aus Kultur, Wirtschaft und neben Kirchenvertretern auch Vertreter der jüdischen Gemeinde.
Um die Veranstaltung mit Vertretern der jüdischen Gemeinde abzustimmen, machte sich Katharina Pötter selbst auf den weg in die Synagoge, denn heute war der letzte Tag des Laubhüttenfestes und an dem halten sich viele Menschen jüdischen Glaubens an die Regel keine technischen Geräte zu verwenden – einfach Anrufen war also für die Oberbürgermeisterin nicht möglich.
Nach der Rede der Oberbürgermeisterin (in vollem Wortlaut unten) sprach auch Reinhold Mokrosch als Vertreter des Runden Tisches der Religionen. Er erinnerte dann das Gebot „Du sollst nicht töten“, das nicht allein in der christlichen Religion gilt. Wer aber angegriffen werde, so wie Israel, habe nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht sich selbst zu verteidigen. Den Angriff der Hamas auf Israel bezeichnete Mokrosch als „Verbrechen“.
Gleichzeitig machte der Vertreter des Runden Tisches der Religionen auch Hoffnung. Es sei auch im Nahost-Konflikt eine Friedenslösung möglich, zeigte er sich überzeugt und erinnerte an europäische Konflikte der Vergangenheit – von Südtirol bis zum Elsass und dem Saarland – die inzwischen überwunden sind.
Die Rede der Oberbürgermeisterin vom 8. Oktober 2023:
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Osnabrückerinnen und Osnabrücker,
ich grüße Sie herzlich und danke Ihnen dafür, dass sie so spontan der Einladung gefolgt sind, heute hierher (Ort einfügen) zu kommen, um auf diese Weise gemeinsam unsere Solidarität mit Israel auszudrücken.
Wir alle lesen die Nachrichten und sehen die Bilder, die uns aus dieser Region erreichen – Bilder von Zerstörung, von Verzweiflung, von Unschuldigen, die im Kreuzfeuer stehen.
Hierzu äußere ich mich heute klar und unmissverständlich: Die Gewalt, die durch die Hamas ausgeübt wird und deren rücksichtsloser Beschuss von Zivilisten, ist zutiefst zu verurteilen. Dies sind Taten, die keinerlei Rechtfertigung finden können – sie verstoßen gegen die Grundsätze der Menschlichkeit und sind ein abscheulicher Bruch des internationalen Rechts.
Die Unantastbarkeit menschlichen Lebens steht an erster Stelle und sollte von allen Parteien in diesem Konflikt respektiert werden. Daher fordere ich die Hamas und alle beteiligten Parteien auf, diese sinnlose Gewalt zu beenden und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
mir liegt viel daran zu betonen, dass trotz der aktuellen Eskalation der Weg des Dialogs und des Friedens niemals aufgegeben werden darf. Die Geschichte hat uns immer wieder gelehrt, dass langfristiger Frieden nur durch Verständigung und Kompromisse erzielt werden kann. Dies sollte der Weg sein, den wir alle, unabhängig von Glaube und Herkunft, verfolgen sollten.
Osnabrück steht an der Seite aller, die sich trotz dieser verzweifelten Situation dafür einsetzen, Brücken zu bauen und Frieden zu schaffen. Es ist an der Zeit, entschlossen und couragiert zu handeln, um einen dauerhaften Frieden in der Region zu ermöglichen.
In diesem Geiste appelliere ich an Sie alle, sich uns anzuschließen, indem Sie den Mut zur Versöhnung zeigen, den Dialog fördern und alles in Ihrer Macht Stehende für ein friedliches Zusammenleben tun.
Gemeinsam können wir es schaffen, unseren Anteil zu leisten, um die Welt zu einem friedlicheren Ort zu machen.
Dem Frieden gehört die Zukunft, nicht dem Krieg.
Zum Abschluss stimmte Kantor Baroch Chauskin kraftvoll Schalom aleichem als Lied an, das von vielen Teilnehmenden mitgeklatscht und mitgesungen wurde.